Die Moralisten
verschmitzt an. »Das bleibt Frank überlassen«, sagte er. »Von Dienstag an kann er tun, was ihm Spaß macht.«
So rasch bin ich noch nie reingelegt worden, dachte ich und blickte Marianne mit neuem Respekt an. Sie weiß genau, was sie will, und sie will nicht, daß ich arbeite, solange sie hier ist.
»Darüber können wir später reden«, sagte ich ausweichend und stand auf. »Komm, Liebling, ich muß mich jetzt anziehen. Es ist bald Zeit, zur Arbeit zu gehen. Der Boss ist ärgerlich, wenn ich zu spät komme.«
Ich zog Marianne in die Höhe, und Charlie erhob sich ebenfalls. Er grinste. Er sah, was zwischen uns gespielt wurde. »Bis später«, sagte er und ging.
Als ich aus der Dusche kam, war sie schon angezogen und kämmte sich ihr Haar vor dem Ankleidespiegel. Ich ging zu ihr. »Wie kommst du eigentlich dazu, Charlie so zu überrumpeln?« fragte ich, halb lächelnd.
Mit einem spitzbübischen Grinsen wandte sie sich zu mir. »Ich habe dir doch gesagt, daß ich selbstsüchtig bin, nicht wahr?
Ich will nicht, daß du den ganzen Tag von mir fort bist und arbeitest, wenn das Wetter so schön ist. Du könntest dich ausruhen und mit mir zusammensein.«
»Du kleines Biest!« Ich lachte. »Aber eins hast du vergessen: Wenn ich nicht arbeite, habe ich nichts zu essen. Nicht alle haben reiche Angehörige, die sie unterstützen.«
»Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen.« Sie lächelte. »Ich habe so viel Geld, daß ich nicht weiß, was ich damit anfangen soll. Warum hörst du nicht auf? Wir könnten diesen Saftladen verlassen und ins Towers-Hotel ziehen und unser Leben genießen.«
Ich sah sie fragend an. »Einfach so?«
»Einfach so«, wiederholte sie und schmiegte sich eng an mich. »Liebster, ich möchte soviel für dich tun. Ich möchte, daß du richtig angezogen bist. Deine Sachen sind schrecklich. Du hast eine gute Figur, und wenn du richtig angezogen wärst, würdest du Furore machen. Und ich möchte dir gute Tischmanieren beibringen. Du schlingst alles so hastig hinunter, als hättest du Angst, daß es dir jemand wegnehmen könnte. Ich möchte dich etwas aufpolieren und trotzdem kein bißchen ändern.«
»So, du möchtest mich also ummodeln und aushalten!« sagte ich. »Das ist schlimm. Was führen Sie eigentlich im Schilde, Madam?«
Sie grinste mich an und zog mir das Handtuch vom Körper. »Rate mal!« rief sie und warf sich in meine Arme.
Später in der Halle, als der abendliche Andrang abgeflaut war, erkundigte sich Charlie nach Marianne.
»Sie ist mein Mädchen«, sagte ich. »Sie ist extra aus New York gekommen, um ein paar Tage mit mir zusammen zu sein.«
Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Sie ist in Ordnung. Sie muß ganz toll in dich verknallt sein. Bei einer solchen Puppe braucht man sich nicht zu wundern, daß du nie hinter den Flittchen hier hergesaust bist. Ich hatte mir schon überlegt, ob du vielleicht krank bist oder sonst was.«
Ich sagte nichts.
»Willst du Schluß machen mit der Arbeit? Sie möchte es doch gern«, fragte er.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich zögernd. »Ich hab' mich noch nicht entschieden.«
Aber das war glatter Unsinn. Ich wußte genau, daß ich bereits nach ihrer Pfeife tanzte und daß ich aufhören würde, wenn sie es wünschte.
Und so geschah's denn auch - Montag nacht.
Drei Wochen verbrachten wir in Atlantic City. Wir zogen ins Towers-Hotel und mieteten eine Flucht von drei Räumen im dreizehnten Stock mit einer Terrasse, von der man aufs Meer blickte. Wir ließen uns die Mahlzeiten aufs Zimmer schicken. Marianne hatte eine Aversion gegen Hotelrestaurants, das behauptete sie jedenfalls. Sie mußte tüchtig dafür blechen. Ich wußte allerdings nicht im einzelnen, was es kostete, denn sie bezahlte jede Rechnung prompt in bar aus einem anscheinend unerschöpflichen Geldvorrat, den sie mit sich herumschleppte.
Ich kaufte ihr in einem der Souvenirläden an der Strandpromenade ein kleines silbernes Armband. Es kostete elf Dollar, und ich ließ eine Inschrift eingravieren: »Für Marianne, in Liebe, Frank.« Ich gab es ihr eines Morgens gegen drei Uhr. Wir saßen auf der Terrasse und genossen die kühle Brise vom Ozean. Sie trug ein leichtes, hauchdünnes Neglige. Ich hatte Shorts an und rauchte eine Zigarette. Schon die ganze Zeit hatte ich auf eine Gelegenheit gewartet, ihr mein Geschenk zu überreichen, und jetzt schien es mir der richtige Augenblick zu sein. Ich ging ins Zimmer und holte das Armband.
Ich kam mir etwas komisch vor, als ich
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