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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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lag tot auf dem Floß, das, mit einem kleinen Loch im Boden, langsam sank. Und auch die letzte Erinnerung war aus seinem Gedächtnis getilgt: der Anblick von Cesares Gesicht, als er vom Grund des Bassins emportauchte. Eine Sekunde nur, bevor Sams Herz den letzten Schlag tat.
    Neuntes Kapitel
    Der Motor des Sportkabrioletts dröhnte, als Barbara sich vorbeugte und das Radio einschaltete. Musik erfüllte den Wagen. Sie sah über das Lenkrad. Das Licht der starken Scheinwerfer durchstach schon die ersten Dunstschleier. »Der Nebel setzt ein«, sagte sie.
    Cesare nickte. »Soll ich lieber das Verdeck schließen?«
    »Laß es noch ein Weilchen offen, ich finde es so ganz behaglich«, antwortete sie.
    Ein paar Minuten fuhren sie schweigend dahin, dann unterbrach die Stimme des Nachrichtensprechers das Musikprogramm:    ».und    jetzt die Elfuhrnachrichten aus
    Miami.«
    Cesare betrachtete Barbara von der Seite. Sie starrte mit geradezu verbissener Aufmerksamkeit auf die Straße, über die sie den Wagen steuerte. Der Sprecher begann:
    »In New York gab die Gerichtsbehörde soeben bekannt, daß nach dem heute in Miami an Sam Vanicola verübten Mord der Prozeß gegen die vier angeblich führenden Männer des >Syndikats< so gut wie aussichtslos geworden ist. Mitgeteilt wurde ferner, daß es sich bei der Mordwaffe in allen drei Fällen um ein Stilett handelte. Das Stilett, ein spitzer Dolch, ist eine >Waffe der Rache<, die in Italien etwa zur Zeit der Borgias aufkam. Sie wurde von den Meuchelmördern jener Epoche vorzugsweise benutzt, weil die eigenartige Form der Klinge nur innere Blutungen verursacht, während die Wunde sich außen schließt, sobald die Waffe aus dem Körper gezogen wird. Polizei und FBI messen dieser Tatsache große Bedeutung bei und suchen fieberhaft nach Anhaltspunkten und Hinweisen, die auf die Spur des Mörders - oder der Mörder - führen könnten. In Washington hat die Regierung.« Cesare schaltete das Radio ab. »Die Nachrichten sind heutzutage so langweilig«, sagte er, kurz auflachend. »Immerfort Morde und sonstige Verbrechen. Als ob es keine anderen Themen gäbe.«
    Barbara erwiderte nichts, ihr Blick blieb auf die Straße gerichtet.
    Er lachte wieder. »Wach auf, kleine Schlafmütze. Du steuerst doch ein Auto.«
    »Ich bin ganz wach«, entgegnete sie.
    »Gut, daß ich das weiß. Nun ist mir wohler.«
    »Ich habe nur nachgedacht«, sagte sie ruhig.
    »Worüber?«
    »Über den Mann, der im Schwimmbecken starb. Ich möchte wissen, welcher von den Gästen das war. Ob ich ihn vorher gesehen habe?«
    »Warum machst du dir darüber Gedanken? Das ist doch absurd.«
    Sie nahm den Blick nicht von der Fahrbahn, als sie sagte: »Vielleicht hätte ich ihn, falls wir vorher in ein Gespräch gekommen wären, warnen können.«
    Er lachte kurz. »Wovor? Du wußtest doch gar nicht, was geschehen würde!«
    Sie sah ihn einen Moment an. In ihren Augen, die ganz dunkel wurden, flackerte eine furchtbare Ahnung auf. »Aber über den Engel des Todes hätte ich ihm etwas erzählen können. Wie der uns gefolgt ist von New York nach Las Vegas und dann auch nach Miami.« Sie bebte ein wenig. »Meinst du, daß er uns immer noch folgt, Cesare?«
    »Nun bist du wirklich albern«, sagte er hart. »Steuere bitte an die Seite und laß mich an den Volant. Dieser Unsinn, über den du grübelst, bringt dich ja ganz durcheinander.«
    Schweigend nahm sie den Fuß vom Gaspedal, lenkte den Wagen auf den Grünstreifen und bremste.
    »Es ist wirklich besser so«, sagte er. »Ich kenne die Strecke. Sie wird etwas gefährlich. Wir müssen bald an eine schmale Brücke kommen, und der Nebel verdichtet sich.«
    »Ich protestiere ja nicht«, sagte Barbara. »Fahr du nur, aber vorsichtig, ja?«
    »Gewiß«, erwiderte er, zog sie lachend an sich und küßte sie.
    Ihre Lippen waren kalt, doch sie verweigerte den Kuß nicht. »Es soll mir einerlei sein, ob du der Engel des Todes bist oder nicht«, flüsterte sie. »Mit dir bin ich glücklicher gewesen als je zuvor.«
    Er vermochte die Frage, die sich ihm auf die Lippen drängte, nicht zu unterdrücken: »Was würdest du tun, wenn ich dieser Engel wäre?«
    Erstaunt blickte sie ihn an. »Jetzt bist du albern.«
    »Ich hätte tatsächlich der Mörder sein können«, sagte er langsam. »Schließlich waren wir überall dort, wo ein Mord passierte.«
    Eine Sekunde blickte sie ihn an, dann lächelte sie. »Aber außer uns waren noch Hunderte dort. Manchmal, Cesare, glaube ich, du bist ebenso

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