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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Gerichtsgebäudes. »Was ist denn das?« fragte Jordan.
    »Aufnahmen vom Korridor, von Pressefotografen gemacht, als Dinky Adams in den Gerichtssaal ging«, antwortete Baker. »Tausendmal habe ich die schon studiert, denn bei den vielen Fotos müßten wir doch eigentlich irgend etwas entdecken. Aber keiner scheint gerade in dem Augenblick geknipst zu haben, der für uns wichtig gewesen wäre.« Er tippte wieder auf den Knopf. Eine andere Szene erschien: »Ich habe nicht daran gedacht, daß Sie diese Bilder noch nicht kennen.«
    Einen Moment betrachteten sie das zweite Foto, dann ließ er das dritte folgen.
    »Augenblick mal«, sagte Stanley mit verhaltener Erregung, »schalten Sie doch noch mal auf das vorige Bild zurück.«
    Baker betätigte die zwei Knöpfe, Stanley erhob sich, ging zur Wand und studierte das Bild genau. Nach einigen Sekunden fragte er: »Ist an dem Apparat nicht ein Dings, um Einzelheiten zu vergrößern? Den Kerl mit dem eleganten grünen Lodenhut zum Beispiel?«
    Baker lachte mißmutig. Wieder ein Trugschluß. »Das Grüne ist nicht der Hut, es ist die Farbe der Wand«, sagte er.
    »Doch, der Hut war grün«, fiel Captain Strang ein. »Ich entsinne mich, den im Gedränge bemerkt zu haben. Wollen mal das Licht ausmachen.«
    Jordan schaltete die Zimmerbeleuchtung aus, und Baker drehte am Objektiv, bis nur noch das Gesicht eines einzelnen Mannes, stark vergrößert, an der Wand sichtbar war. Es war nur im halben Profil erfaßt, doch der Hut war deutlich genug zu erkennen.
    »Diesen Hut muß ich auch schon gesehen haben«, sagte Stanley.
    »Die gibt’s zu Hunderten«, erklärte Baker.
    »Aber nicht Gesichter wie das da!« rief Jordan. »Das ist Graf Cardinali, der Autorennfahrer. Er war in Las Vegas am Tisch neben uns. Und zwar mit Barbara Lang - Sie wissen doch, das Fotomodell.«
    Stanley sprang auf und sagte hastig: »Im St. Tropez sind sie auch gewesen, und dort habe ich den Hut bemerkt. Ich war im Foyer, als sie zur Garderobe gingen, und da trug er ihn.«
    Baker war verblüfft. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren? Er ergriff den Telefonhörer und sprach in den Apparat: »Ich brauche ein vollständiges Dossier von Graf Cardinali. Schnellstens. Alles, was feststellbar ist, von seiner Geburt an bis heute!« Dann legte er den Hörer auf die Gabel, ohne die anderen aus den Augen zu lassen. »Hat einer von Ihnen eine Ahnung, wo er sich jetzt aufhält?«
    »Ja, ich«, antwortete Captain Strang, der eine Zeitung aus der Tasche zog und sie auf dem Schreibtisch entfaltete. Er wies auf den Artikel in einer oberen Ecke der aufgeschlagenen Seite.
    Baker begann sofort zu lesen. Über dem Bericht war ein Foto von Cardinali. Die Schlagzeile lautete: »Berühmter Sportsmann wird morgen aus der Klinik entlassen.« Es folgte ein kurzer Bericht über den Autounfall in Florida und die dabei tödlich verunglückte Barbara Lang.
    Baker pfiff durch die Zähne, als er wieder aufblickte. »Wenn das hier der Stilettmann ist«, sagte er ganz sachlich, »dann wird’s ein hartes Stück Arbeit, ihn festzunageln. Der räumt sämtliche Zeugen aus dem Wege, auch die seiner eigenen Verbrechen.«
    Zehntes Kapitel
    Baker stand vor dem Ausstellungsraum der Autofirma auf der Park Avenue. Durch die Fenster schimmerten die eleganten ausländischen Wagen in ihrem noch frischen Hochglanz. Auf den Glastüren des Eingangs stand schlicht in kleinen silbernen Blockbuchstaben:
    CESARE CARDINALI - IMPORTED AUTOMOBILES
    Er öffnete die Tür und betrat den Autosalon. Er mußte ein paar Minuten warten, bevor ein Verkäufer zu ihm kam, ein großer Mann mit silbergrauem Haar. Er trug einen Cutaway und hatte im Knopfloch eine Nelke. So glich er mehr einem Börsenmakler als einem technisch bewanderten Autoverkäufer.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?« erkundigte er sich höflich.
    Baker schüttelte den Kopf. »Nein, danke, ich möchte Mister Cardinali sprechen.«
    »Mister Cardinali kommt niemals in den Salon.«
    »Nein?« Baker lächelte. »Wo könnte ich ihn denn finden?«
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen«, antwortete der Silbergraue, »aber vielleicht versuchen Sie’s mal im Büro.«
    »Und wo ist das, bitte?« fragte Baker liebenswürdig, da er längst gelernt hatte, sich von Snobs nicht ärgern zu lassen.
    »Fünfzehnter Stock. Im Vestibül finden Sie den Lift, durch die Tür dort.«
    »Besten Dank«, sagte Baker.
    »Keine Ursache«, erwiderte der Verkäufer und schritt hoheitsvoll einem neuen Kunden entgegen, der

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