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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wind vom Hudson River seinen Mantelkragen hoch.    Mißmutig    blickte    er an    dem
    Dampfer empor, während die Detektive ausstiegen und sich neben ihn stellten. Wortlos gab er dem einen eine Banknote für den Chauffeur.
    »Hier, bitte«, sagte der andere Detektiv und ging zum Schiff voran.
    »Ich kenne den Weg«, sagte Emilio säuerlich. Sie überquerten den Pier und stiegen die Gangway hinauf.
    Der kleine Steward geleitete sie durch einen Korridor auf dem Erster-Klasse-Deck. Hinter    den Kabinentüren    hörte    man
    fröhliches Stimmengewirr. Die Abschiedsfeiern näherten sich dem Höhepunkt. In knapp einer Stunde sollte die Italia auslaufen. Der Steward öffnete die Tür. »Bitte sehr, Sir«, sagte er und verneigte sich devot.
    Emilio betrat die Suite, die Detektive folgten. In einer Ecke des Salons war eine kleine Bar arrangiert. Der Steward kam ihnen nach. »Ist alles Ihren Wünschen entsprechend, Signore?« fragte er Emilio.
    »Sehr schön.« Emilio gab ihm fünf Dollar.
    Der Steward empfahl sich mit mehreren Verbeugungen. Der ältere der beiden Detektive, die erstaunt Umschau hielten, sagte: »Das ist ja piekfein hier, Emilio.«
    Emilio erwiderte lächelnd:    »Für mich    nur das    Beste«,    und
    ging zur Bar. »Habt ihr etwa gedacht, ich    würde in einer dieser
    schäbigen Kabinen reisen, für die die Regierung zu bezahlen geruht?«
    »Nein, eigentlich nicht«, grinste der Detektiv.
    Emilio öffnete eine Flasche und goß sich Whisky ein, den er rasch trank. »Ah, das ist doch ein feines Getränk. Wärmt einen wenigstens ein bißchen, nach dem kalten Wind da draußen.«
    Er drehte sich zu den Detektiven um. »Auch einer gefällig?«
    Die beiden wechselten Blicke. Der ältere erwiderte: »Hätte nichts dagegen«, und trat an die Bar.
    »Bedienen Sie sich nur.« Emilio schob ihm die Flasche hin, dann zog er seinen Mantel aus und warf ihn auf einen Sessel. »Ich glaube, ich werde alt«, sagte er. »Meine Nieren sind nicht mehr die besten. Ich gehe mal ins Bad.«
    Als er die Tür zum Bad öffnete, war der jüngere Detektiv neben ihm. Emilio trat zurück und sagte sarkastisch: »Schönheit geht dem Alter vor. Vielleicht kontrollieren Sie erst mal den Raum.«
    Der Detektiv sah sich im Bad um und kam grinsend wieder heraus. »Okay«, sagte er nur.
    »Verbindlichen Dank.«
    Emilio ging ans Waschbecken und drehte einen Hahn auf. Einen Moment lauschte er. Dann ging er rasch zur anderen Seite des Baderaumes. Die Tür an der Gegenwand bildete eine Verbindung zum nächsten Apartment. Sie war abgeschlossen. Er kratzte mit den Fingernägeln an der Türfüllung und sagte gedämpft: »Cesare!«.
    Ein ähnlich kratzendes Geräusch antwortete von nebenan. Schnell ging er an das Arzneischränkchen, in dessen oberem Fach ein Schlüssel lag. Er schob ihn in die Tür und drehte. Das Schloß auf seiner Seite klickte und eine Sekunde später auch das im Nebenbad. Die Tür ging halb auf, Cesare glitt rasch in Emilios Bad und zog leise die Tür hinter sich zu.
    Emilio lächelte: »Don Cesare! Mein Neffe!«
    Und Cesare erwiderte auch lächelnd: »Don Emilio, mein Onkel!«
    Sie umarmten sich. »Lange her, seitdem wir uns zuletzt sahen«, sagte Emilio.
    »Ja, es ist lange her.« »Du hast deine Sache gut gemacht, mein Neffe«, flüsterte Emilio. »Ich bin stolz auf dich.«
    »Ich habe meinen Schwur gehalten, Don Emilio.«
    »Das hast du, und die Familie wird erfreut sein, wenn ich von dir erzähle. Es wird nun Zeit, daß du einen Platz in unserer Beratergruppe einnimmst. Im Konsilium.«
    Cesare schüttelte den Kopf. »Mir genügt es, daß ich mein Versprechen eingelöst habe. Mit der Bruderschaft habe ich nichts im Sinn.«
    Emilio blickte ihn überrascht an. »Du würdest so reich, wie du es nicht mal im Traum für möglich gehalten hättest!«
    »Ich brauche keine Reichtümer. Ich habe schon jetzt mehr als genug für meine Ansprüche.«
    Kopfschüttelnd sagte Emilio: »Die Dons werden sich durch deine Ablehnung beleidigt fühlen.«
    »Das ist durchaus nicht beabsichtigt«, entgegnete Cesare rasch. »Bitte erkläre ihnen folgendes: Daß ich ein Mensch bin, der seine Schulden bezahlt, wie verlangt wird, sich aber sonst nicht bindet.«
    »Die drei anderen, die mit mir vor Gericht waren, haben beim Konsilium bereits deinen Tod beantragt«, sagte Emilio ernst. »Sie sehen in dir eine Gefahr, solange du ungebunden bist. Überdies haben sie in den Zeitungen gelesen, daß der FBI dich verhört

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