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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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scheint, daß ich bei der Wahl meiner Ferienroute sehr unklug gewesen bin.«
    Baker lehnte sich zurück. »Nicht ein Quentchen habe ich aus dem ’rausgekriegt«, mußte er zugeben.
    »Hatten Sie etwas anderes erwartet?« Strang lächelte.
    »Vielleicht nicht«, sagte Baker kopfschüttelnd. »Immerhin habe ich mich nun davon überzeugt, daß dieser Kerl der >Stiletto< ist. Soviel weiß ich jetzt.«
    »Wissen und beweisen ist zweierlei.«
    Baker griff in sein Schubfach, beugte sich über den Schreibtisch und legte Captain Strang mehrere Fotos von einem zertrümmerten Auto vor. »Sehen Sie sich die mal an. Wurden uns aus Florida zugeschickt.«
    Strang betrachtete die Bilder. »Na und?«
    »Erkennen Sie, wie die Frau hinter dem Volant eingekeilt ist? Und daß der Motor durchs Armaturenbrett beinah bis an den Fahrersitz zurückgedrückt wurde? Falls Cardinali wirklich geschlafen hat, als der Wagen aufprallte, dann möchte ich wissen, wo seine Füße waren. Bestimmt nicht auf dem Boden des Wagens, unterhalb des Armaturenbrettes, denn dann hätte er überhaupt nicht herauskommen können! Das zusammengepreßte Vorderteil hätte ihm die Beine zerschmettert.«
    »Ich habe genügend Autounfälle untersucht, um zu wissen, daß schlechthin alles denkbar ist«, sagte Strang.
    »Mag sein, aber ich will auf der Stelle mein Hemd darauf wetten«, erwiderte Baker, »daß Cardinali die Füße unter sich auf den Sitz gezogen hat und erst ganz kurz vor dem Aufprall aus dem Wagen gesprungen ist.«
    »Aber wie hat sich dann die Frau verhalten? Die steuerte doch den Wagen«, wandte Strang ein.
    Baker sah ihn an. »Mit Sicherheit wissen wir nur, daß sie sich hinter dem Lenkrad befand«, betonte er.
    »Bisher können Sie noch nichts beweisen«, sagte der Captain.
    »Nein, im Moment nicht. Doch ich habe schon zwei Ideen.«
    »Ihn beschatten lassen etwa?«
    Baker schüttelte den Kopf. »Das wäre verschwendete Mühe. In den Kreisen, in denen dieser Bursche verkehrt, würde jeder unserer Leute sofort auffallen. Außerdem gäbe das zuviel Stunk. Sie wissen ja, wie vorsichtig der Chef ist, wenn es sich um Prominente handelt.«
    »Bin gespannt, was Sie vorhaben«, sagte Strang.
    »Zunächst sollten wir bei der Presse durchsickern lassen, daß er verhört worden ist. Zweitens müssen wir eine Person finden, die sich so in seiner Nähe bewegen kann, daß sie vielleicht erfährt, was uns wirklich auf eine Spur bringt.«
    »Wer zum Beispiel?«
    »Eine Dame. Er ist ein großer Frauenheld. Wir haben indirekt schon Verbindung mit einer aufgenommen, die sich für diese Rolle vorzüglich eignet. Stammt aus der ersten Gesellschaft, ist Autorennfahrerin und hat alle in diesem Fall wichtigen Vorzüge.«
    »Wenn er der >Stiletto< ist, wird er vielleicht auch ihr gefährlich«, gab Strang zu bedenken.
    »Sie behauptet, sie könnte mit ihm fertig werden«, erwiderte Baker. »Und ich habe ihren Lebenslauf studiert. Glauben Sie mir: Wenn die es nicht schafft, kann’s niemand.«
    Elftes Kapitel
    Die Abschiedsfeier war bereits in vollem Gang, als Cesare an Bord kam und die Luxuskabine betrat. Er blieb im Eingang stehen, seine Augen suchten die Gastgeberin. Sie entdeckte ihn im selben Moment, als er sie sah, und eilte ihm mit ausgestreckter Hand entgegen.
    »Cesare, mein lieber Junge«, sagte sie, während er ihr die Hand küßte, »ich freue mich sehr, daß Sie kommen konnten!«
    »Lieber würde ich sterben, als Madames Abreise zu versäumen«, sagte er galant und lächelte.
    Sie strahlte ihn an, ihre ernsten Augen unter der üppigen grauen Haarkrone schienen auf einmal in jugendlichem Feuer zu glühen. Mit leiser Stimme und in fast genau demselben Tonfall, wie ihn Cesare vor ein paar Wochen am Telefon gehört hatte, raunte sie ihm zu: »Dieser Salon liegt direkt neben seiner Kabine. Zwischen den zwei Baderäumen ist eine Verbindungstür. Er wird in etwa zehn Minuten an Bord sein.« Cesare sagte nichts, und sie sprach sogleich wieder lauter, als noch ein Gast eintrat. »Vielen Dank auch für die herrlichen Blumen«, rief sie Cesare noch zu.
    »War mir ein Vergnügen«, antwortete er und sah ihr nach, wie sie sich dem neuen Gast zuwandte. Sie war einmal eine große Schönheit gewesen, eine der in internationalen Kreisen berühmtesten Frauen. Ihr Name rief noch immer Bilder von glanzvollen Ballsälen und Fürstlichkeiten ins Gedächtnis. Jetzt aber gehörte sie Don Emilio.
    Als Emilio Matteo am Pier aus dem Taxi stieg, klappte er zum Schutz gegen den scharfen, kalten

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