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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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uns nicht schon auf der Abschußliste haben? Vielleicht wollen sie gerade diesen Kerl an die Spitze bringen und uns ausbooten? Ihr wißt doch, wie die von drüben zusammenhalten.«
    Dandy Nick schwieg, er beobachtete Allie, der sich stur die Speisen einverleibte und unentwegt auf seinen Teller starrte. Schließlich aber hob er den Blick und legte behutsam Messer und Gabel hin. »Es wird ganz üblen Stunk geben«, sagte er weise. »Hier geht’s ja nicht um einen Hafenarbeiter aus einer von deinen sogenannten Gewerkschaften, Big Dutch, sondern um einen ganz bedeutenden Scheich.«
    »Jawohl«, bekräftigte Dandy Nick. »Und wenn er nicht der >Stiletto< ist, sitzen wir trotzdem noch im selben Boot. Und aufklären müssen wir Emilio in jedem Fall, egal, wie’s ausläuft.«
    Big Dutch aß weiter. Es wird sowieso Zeit für eine entscheidende Aktion, dachte er. Die in Italien haben lange genug das Zepter in der Hand behalten. Die eigentliche Organisation ist hier, in Amerika. Der gesamte Aufbau, das ganze Geld. Höchste Zeit, sich von der Mafia zu lösen. Was können die denn ausrichten, in fünftausend Kilometer Entfernung - wenn keiner mehr Befehle von ihnen annimmt?
    »Wir warten nicht, wir legen ihn um«, sagte er, ohne vom Essen aufzublicken. Ein Jammer, daß er noch im Gefängnis gesessen hatte, als Roger Touhy entlassen wurde. Er, Big Dutch, hatte schon ein Treffen der großen Kanonen arrangiert gehabt. Unter Touhys Führung hätten die Boys gegen die alte Mafia losgelegt.
    Dandy Nick war der Appetit restlos vergangen. Er schob seinen Teller zurück. Er wußte, was Big Dutch sich ausgedacht hatte. Und worauf Allie spekulierte, erriet er auch. Da brauchte er bloß zu sehen, mit welchen Bewegungen der jetzt aß. Es sollte diesmal mehr gewagt werden als die Beseitigung eines Einzelgängers - vielleicht begann hier eine Revolution! Und er fühlte sich zu alt, um gerade jetzt noch einen internen Krieg mitzumachen. »Und was sagen wir Emilio?« fragte er, in der Hoffnung, entscheidende Schritte zu verzögern.
    Big Dutch funkelte ihn nur kurz an und widmete sich wieder seinem Essen. »Wir werden schon was ausknobeln.«
    Allie warnte vor dem Risiko. »Ich weiß nicht recht. Denkt daran, wie es Touhy erging. Fünfundzwanzig Jahre haben sie auf den gewartet!«
    Verächtlich entgegnete Big Dutch: »Ach, Touhy war im Bauch weich geworden. Er hätte sofort losschlagen müssen, dann sähe es heute anders aus. Vor ihm hatten sie nämlich Manschetten. Wißt ihr noch, wie er Capone mal ins Bockshorn gejagt hat?«
    »Und gekriegt haben sie ihn doch, oder vielleicht nicht?« sagte Dandy Nick.
    »Klar, aber wie haben sie’s gemacht!« hielt Big Dutch ihm vor. »Mit ein paar grünen Jungen, die so aufgeregt waren, daß sie sogar vergaßen, den Bullen abzuknallen. Und jetzt können sie sich bloß noch solche billigen Ganoven anheuern, die in die Zeitung kommen möchten. Sogar dieser >Stiletto< ist so’n Außenseiter. Gehört nicht dazu. Wir aber haben eine riesige Organisation zu schützen. Und die Spitzenleute unserer Gesellschaft im ganzen Lande würden sich uns anschließen.« Er legte sein Besteck hin, nahm den Knochen vom Steak in die
    Finger und gestikulierte damit vor seinen Kollegen. Es sei endlich Zeit zum Zuschlagen, erklärte er. »Ich sage euch, wir schaffen’s.«
    Allie sah erst Dandy Nick und dann Big Dutch prüfend an und erkannte, daß jede Verzögerungstaktik zwecklos war. »Na, schön, machen wir’s«, stimmte er zu.
    Und Dandy Nick? Der hatte sich schon entschlossen. Da letzten Endes doch fast immer die Majorität siegte, konnte der einzelne nur hoffen, auf den Beinen zu bleiben, bis das allgemeine Ringen vorbei war. »Zuschlagen«, sagte auch er. Big Dutch lächelte befriedigt. Es war ja nur der erste Schritt, aber die zwei hatte er für seinen Plan schon gewonnen. Glaubte er. Der »Stiletto« war nur ein Symbol - es ging um die Mafia. Amerikaner mußten die Macht in die Hand nehmen und die Kerle drüben in Europa ein für allemal ausschalten. In Gedanken beschäftigte er sich bereits damit, das Fell des Bären zu verteilen, und jonglierte mit Summen, die ihn schwindlig machten.
    Er stand auf. »Was ihr jetzt vorhabt, Jungs, weiß ich nicht, aber für mich ist’s heute der erste Abend, an dem meine Alte mir freigegeben hat, seitdem ich aus dem Knast zurück bin, und da will ich mal zu Jenny.« Er verließ das Lokal.
    Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, tauschten Dandy Nick und Allie Fargo vielsagende

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