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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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fragte er. »Ist es wegen deiner Religion?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich weiß auch nicht warum.«
    »In meiner Schule nennen sie dich immer >die Eiskalte««, sagte er. »Die anderen Mädchen in deiner Klasse sind alle keine Jungfrauen mehr.«
    »Das ist doch dummes Zeug.«
    Er sah sie immer noch an. »Ja, dann ist es wohl höchste Zeit, was meinst du?«
    Sie nickte schweigend.
    Er stand auf. »Ich bin gleich wieder da«, sagte er und ging zum Paddelboot hinunter.
    Sie sah ihm nach, wie er den Strand hinunterlief zum Ufer. Er beugte sich über das Boot. Sie streifte den Badeanzug ab und warf ihn zur Seite. Die Sonne war angenehm warm auf der nackten Haut. Sie wandte den Kopf, um zu sehen, was er tat.
    Er hatte etwas aus seiner Hosentasche genommen und kam nun wieder über den Strand auf sie zu. Er hatte etwas in der Hand, als er vor ihr stehenblieb.
    »Was hast du da?« fragte sie.
    Er machte die Hand auf, und sie konnte sehen, was es war. »Damit du nicht schwanger wirst«, sagte er.
    »Ach so.« Sie war nicht überrascht. Man hatte sie im Internat sorgfältig aufgeklärt. Das gehörte zum Lehrplan; denn man wollte die jungen Mädchen für alles gerüstet ins Leben entlassen. Als er sich die Hosen auszog, sah sie weg.
    Er kniete sich neben sie in den Sand, und sie sah wieder zu ihm hin. Einen Augenblick war sie wie gebannt. Ihre Stimme klang verwundert. »Du bist schön«, sagte sie und streckte ihren Arm nach ihm aus. »Schön und stark. Ich wußte nicht, daß ein Mann so schön sein kann.«
    »Männer sind von Natur aus schöner als Frauen«, sagte er bestimmt. Er beugte sich vor, um sie zu küssen. »Aber du bist auch sehr schön.«
    Sie zog ihn an sich, ihr war plötzlich heiß geworden. Zu ihrer Verwunderung fing sie am ganzen Körper an zu zittern.
    Er hob den Kopf, ihm war eingefallen, daß sie vielleicht Angst haben könnte. »Ich will dir nicht weh tun«, sagte er.
    »Du tust mir schon nicht weh«, sagte sie mit belegter Stimme; sie war sich bewußt geworden, was für eine ungeahnte Lust ihr Körper ihr bereiten konnte. »Ich bin auch kräftig!«
    Und sie war kräftiger, als sie gedacht hatte. So kräftig, daß später ein Arzt in Lausanne den letzten Teil ihrer Defloration auf dem Operationstisch erledigen mußte.
    Sie war achtzehn, als sie bei den Bronczkis in Paris erschien. Sie hatte eine so komplette Ausbildung wie jedes andere Mädchen im Internat erhalten, und in vieler Beziehung hatte sie die meisten ihrer Mitschülerinnen sogar übertroffen, denn sie war hübscher und vielseitiger begabt. Sie drückte auf die Klingel und wartete.
    Ihre Mutter machte die Tür auf und sah sie an; sie erkannte ihre Tochter nicht. »Ja?« fragte sie in dem Ton, den sie dem Personal und anderen, einfachen Leuten gegenüber anzuschlagen pflegte.
    Ileana lächelte insgeheim. Viel mehr hatte sie von ihrer Mutter auch nicht erwartet. »Hallo, Mutter«, sagte sie auf rumänisch.
    Die Mutter machte ein überraschtes Gesicht. »Du bist es«, sagte sie entgeistert.
    »Allerdings, Mutter«, sagte Ileana. »Darf ich hereinkommen?«
    Die Mutter trat verwirrt zur Seite. »Wir haben dich erst nächste Woche erwartet.«
    Ileana nahm ihren Koffer und trug ihn in die Wohnung. »Ich habe euch letzte Woche ein Telegramm geschickt. Habt ihr das nicht bekommen?«
    Ihre Mutter machte die Tür zu. »Das Telegramm, o ja«, sagte sie unbestimmt. »Dein Vater hat irgendwas von einem Telegramm gesagt, bevor er auf Geschäftsreise ging.«
    Zum erstenmal war Ileana enttäuscht. »Daddy ist nicht da?«
    »Er kommt in ein paar Tagen wieder«, erklärte ihre Mutter hastig. »Es hat sich etwas mit seinem Landbesitz ergeben.« Jetzt sah sie Ileana zum erstenmal an. »Wahrhaftig, du bist ja größer geworden als ich«, sagte sie überrascht.
    »Ich bin erwachsen geworden, Mutter. Ich bin kein kleines Kind mehr.«
    Ihre Mutter machte ein ungnädiges Gesicht. »Um Gottes willen, Ileana, sprich doch Französisch und nicht diese gräßliche Sprache. Du weißt doch, daß ich die nie verstanden habe.« »Natürlich, Mutter«, antwortete Ileana auf französisch.
    »Das ist schon besser«, sagte ihre Mutter. »Und nun laß dich erst mal ansehen.«
    Ileana stand unbeweglich da, als ihre Mutter langsam um sie herumging. Sie fühlte sich wie ein alter Gaul auf einer Versteigerung.
    »Ziehst du dich nicht ein bißchen zu erwachsen an für dein Alter?« fragte ihre Mutter.
    »Ich bin achtzehn, Mutter. Was meinst du denn, was ich tragen soll? Matrosenblüschen und

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