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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Eltern.
    Dreizehntes Kapitel
    Ihre Mutter war Engländerin, und mit siebzehn Jahren hatte sie schon den hinreißenden jungen Rumänen, Baron von Bronczki, geheiratet. Die Zeitungen hatten damals von einer Romanze gesprochen, wie sie sonst nur in Märchen vorkommt. Kaum ein Jahr später war Ileana geboren worden, es hatte eine Revolution gegeben, und mit der märchenhaften Romanze war es vorbei gewesen. Das Schicksal hatte eine besondere Art, mit Liebe und Romantik umzugehen.
    Als Kind war sie kaum mit ihren Eltern zusammengewesen. Nur vage Erinnerungen waren ihr geblieben. Ihre Mutter mußte eine außergewöhnlich schöne Frau und ihr Vater ein sehr attraktiver Mann gewesen sein. Den größten Teil ihrer Kindheit hatte sie auf irgendwelchen entlegenen Internaten verbracht.
    Am Anfang war da jene Schule in England gewesen. Auf die war sie mit fünf Jahren gekommen, gleich nach Kriegsbeginn. Ihr Vater war zur britischen Armee gegangen, und ihre Mutter hatte sich in den hektischen Betrieb gestürzt, durch den die Menschen jeden Gedanken an den Krieg verscheuchen wollten. Sie jagte von einer Party zur anderen und hatte keine Zeit für Ileana.
    Als der Krieg vorbei war, waren sie nach Paris gezogen, und man hatte sie auf ein Internat in der Schweiz geschickt. Zur Begründung sagte man ihr, ihr Vater, der als halber Krüppel aus dem Krieg gekommen war, sei vollauf damit beschäftigt, eine Entschädigung für seinen verlorenen Landbesitz und sein Vermögen durchzusetzen. Man könne deshalb auch nicht immer an einem Ort wohnen bleiben. Niemals war ihr der Gedanke gekommen, zu fragen, wie ihre Mutter darüber dachte. Ihre
    Mutter hatte auch immer viele Freunde um sich und alle möglichen gesellschaftlichen Verpflichtungen. Außerdem hatte sie eine Art, die Ileana Furcht einflößte; sie hätte gar nicht gewagt, ihr solche Fragen zu stellen.
    Ileana war damals noch keine vierzehn Jahre, und auf dem Internat in der Schweiz war alles ganz anders als in England. In England hatte man vor allem Wert auf den Lehrstoff gelegt, in der Schweiz brachte man ihr gesellschaftliche Formen bei. Ihre Mitschülerinnen waren Töchter reicher Eltern aus England und Amerika, die hier den letzten Schliff erhalten sollten; eine Erziehung, die man sonst nirgendwo in der Welt bekommen konnte. Ileana lernte skifahren, reiten und schwimmen, und sie lernte auch sich anzuziehen, tanzen und Konversation machen. Mit sechzehn sah man Ileana schon an, daß sie eine Schönheit werden würde. Ihr Teint und ihre Augen waren die einer Engländerin, ihre Figur und die Art, sich zu bewegen, hatte sie vom Vater. Auf dem gegenüberliegenden Seeufer gab es ein ähnliches Internat für junge Männer. Zwischen beiden Schulen bestand ein enger Kontakt, man war aufeinander angewiesen, um das Lehrprogramm abwickeln zu können.
    In dem Sommer, in dem sie ihren sechzehnten Geburtstag gefeiert hatte, machten die beiden Internate einen gemeinsamen Ausflug. Ihr Partner war ein hochgewachsener, dunkelhäutiger junger Mann gewesen, der Erbe eines Königthrons im Vorderen Orient. Er hatte einen langen Namen, den niemand behalten konnte, und so riefen sie ihn einfach Ab, das war die Abkürzung für Abdul. Er war ein Jahr älter als sie, hatte ein dunkles, scharfgeschnittenes Gesicht und sah gut aus. In ihrem Paddelboot waren sie auf eine kleine Insel gestoßen, für die anderen außer Sichtweite, und nun hatten sie sich in ihren Badeanzügen im Sand ausgestreckt und ließen sich von der kräftigen Mittagssonne bräunen.
    Er rollte sich auf die Seite und betrachtete sie. Sie blickte in seine Augen und lächelte. Er machte ein ernstes Gesicht, dann
    beugte er sich vor und küßte sie.
    Sie schloß die Augen, legte einen Arm um seine Schultern und hielt ihn fest. Es war ein wunderbares Gefühl in dem Sand und in der Sonne, und sie mochte diesen warmen, feuchten Mund. Sie spürte, wie Ab die Träger ihres Badeanzugs löste, und dann spürte sie seine Finger auf ihrer nackten Brust. Angenehme Erregung stieg in ihr auf. Sie lachte ein glucksendes, glückliches Lachen.
    Er hob den Kopf und sah sie an; immer noch vollkommen ernst betrachtete er ihre jungen kräftigen Brüste und die aufgerichteten Brustwarzen. Mit den Fingerspitzen fuhr er langsam über ihre Brust und küßte sie.
    Sie lächelte ihn an. »Das mag ich gern«, sagte sie.
    Er machte ungläubige Augen. »Du bist noch Jungfrau?«
    Sie wußte nicht, ob das eine Feststellung oder eine Frage war. Sie nickte stumm.
    »Warum?«

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