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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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herunterzugehen, wenn er davor zurückschrak.
    »Gut«, sagte er nur.
    Sie lächelte und nahm seinen Arm. Miteinander gingen sie auf die Straße hinaus. Sie führte ihn zum Hotel. »Im Winter gibt es nichts Schöneres als Schnee«, erklärte sie.
    »Ja«, antwortete er.
    »Aber in der Stadt taugt er nichts. Es ergibt nur Matsch, und alles ist dann so scheußlich.«
    Er versuchte es mit einem Scherz. »Ich fühle mich jedenfalls im Augenblick nicht scheußlich.«
    Sie lachte auf und drückte seinen Arm fester an sich. Er war gar nicht so übel. Sie waren nun in die Nähe des Hotels gelangt. Sie nahm ihre Hand von seinem Arm. »Ich gehe jetzt da hinein«, sagte sie. »Geben Sie mir fünf Minuten Zeit und kommen Sie dann auf Zimmer 209 im zweiten Stockwerk. Zimmer 209. Haben Sie es sich gemerkt?«
    Er nickte. »209. In fünf Minuten.«
    Sie trug einen Morgenmantel, als es an der Tür klopfte. Schnell durchquerte sie das Zimmer und öffnete. Zögernd stand der Mann da. »Treten Sie ein«, sagte sie.
    Langsam kam er herein und blieb in der Mitte des Zimmers stehen, während sie die Tür verriegelte. Sie wandte sich ihm zu. »Ihr
    Mantel«, sagte sie.
    »Ach, ja.« Er zog seinen Mantel aus und gab ihn ihr. Sie zog ihn über einen Bügel und hängte ihn an die Tür. Als sie sich umdrehte, war er bereits aus der Jacke geschlüpft und löste sich den Schlips.
    Sie lächelte und setzte sich mit wippenden Beinen auf den Bettrand. Sie beobachtete ihn, während er sich das Hemd auszog. Die Muskeln an seinen Schultern spielten. »Wie heißen Sie?« fragte er.
    »Mary«, antwortete sie.
    »Wie kommt es, daß Sie so etwas machen, Mary?« fragte er. »Sie sehen eigentlich wie ein anständiges Mädchen aus .«
    Sie machte ein gelangweiltes Gesicht. Alle hatten sie die gleiche Frage. Manchmal hatte sie das Gefühl, sie kämen mehr, um ihre Geschichte zu hören als aus dem anderen Grund. Sie zuckte die Achseln. »Auch Mädchen müssen essen«, erwiderte sie.
    Er begann seinen Gürtel zu lösen.
    »Haben Sie nicht etwas vergessen?« fragte sie.
    Überrascht sah er sie an, dann begriff er. »Ach so«, sagte er, griff in die Tasche, zog einen Schein heraus und hielt ihn ihr hin.
    Sie legte ihn in ihre Handtasche auf der Kommode. Dann warf sie ihren Morgenmantel ab und ging zum Bett zurück. Völlig nackt streckte sie sich aus und sah ihn an.
    Er stand noch da, hatte die Hosen nicht ausgezogen und starrte sie an.
    »Kommen Sie«, meinte sie, »worauf warten Sie?«
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Langsam griff er wieder in die Tasche und holte ein kleines schwarzes Lederfutteral heraus. Er klappte es auf. Hell schimmerte das Abzeichen. Er wandte das Gesicht ab. »Detektiv Millersen, Sittenpolizei«, sagte er. »Sie sind verhaftet. Ziehen Sie sich an.«
    Jäh richtete sie sich auf. Ihr Herz klopfte. Einmal hatte es ja passieren müssen. Sie hatte es immer gewußt. Aber doch nicht so bald.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Mein Fehler«, sagte sie. »Für Sie ist’s natürlich umsonst.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ziehen Sie sich an.« Er wich ihren Augen aus.
    »Sie sehen für einen Polizisten recht gut aus«, meinte sie und näherte sich ihm.
    Er zog sich bereits das Hemd an. »Es nützt nichts«, erklärte er fest. »Ziehen Sie sich lieber an.«
    Langsam begann sie sich anzuziehen. »Was bekommt man dafür?« fragte sie.
    »Ist es das erste Mal?«
    Sie nickte und versuchte, den Haken am Rücken ihres Kleides zu schließen, aber ihre Finger zitterten so sehr, daß sie es nicht schaffte. »Könnten Sie ihr Abzeichen einen Augenblick vergessen und mir diesen Haken zumachen?«
    Er trat hinter sie und schloß den Haken. »Dreißig Tage«, sagte er. »Dreißig Tage wofür?« fragte sie, denn sie hatte ihre Frage bereits vergessen.
    »Dreißig Tage für die erste strafbare Handlung«, erklärte er.
    »Ach«, rief sie aus. »Und was haben wir heute für einen Tag?« »Den 27. Februar.«
    Sie öffnete den Schrank und holte ihren Mantel heraus. »Das wäre also der ganze März.« Sie drehte sich zu ihm um. »Geben Sie mir noch ein paar Minuten, um meine Sachen zu packen? Sie kennen doch diese Flohkisten. Nach dreißig Tagen werde ich meine Kleider niemals zurückbekommen.«
    Er nickte. »Schon gut, aber beeilen Sie sich.«
    Er sah ihr zu, wie sie ihren Handkoffer aus dem Wandschrank nahm. Sie hatte nicht sehr viel einzupacken. Alles ging in den kleinen Koffer. Sie schloß ihn und sah Millersen an.
    »Ich bin fertig. Vielen

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