Die Moralisten
Hautfarbe«, lächelte sie. »Ist sie nicht hübsch? Beinahe golden.« Judd schwieg.
Sofia lockerte den Gürtel ihres Bademantels. »Mich erinnert sie an Amarintha. Nur etwas dunkler.« Judd wandte sich ab. »Mach dein Make-up fertig«, sagte er mit rauher Stimme. »Wir müssen uns auf den Weg machen.« Er nahm den Telefonhörer und wählte die Nummer von Waltons Büro. »Ist Valerie schon da?«
»Fast Eddie ist gerade mit ihr durch die Halle gegangen«, erwiderte der Sicherheitsmann. »Er hat den beiden Schnüfflern ausgiebig Gelegenheit gegeben, sie zu be-gutachten. Jetzt sind sie gerade im Fahrstuhl.
Ich bringe sie gleich zu Ihnen, wenn sie in meinem Büro sind.«
»Wer ist Valerie?« fragte Sofia, als Judd aufgelegt hatte. »Eine der Stewardessen aus meinem Flugzeug«, erklärte er. »Du wirst ihren Platz einnehmen, wenn wir hier heraus sind. Dann merken die anderen nicht, daß wir eine neue Frau an Bord haben, wenn wir zurückfliegen.« »Was geschieht mit dem Mädchen?«
»Sie wird ein paar Tage hierbleiben und dann mit einer Linienmaschine nach Hause fliegen.« Judd ging zum Fenster. »Der Lieferwagen steht immer noch da.« »Es könnte doch Zufall sein, oder?«
Judd schüttelte den Kopf. »Nein. Als du im Bad warst, haben wir die Nummernschilder überprüfen lassen.
Sie sind gefälscht.«
Es klopfte an der Tür. Jane kam mit einem Koffer und einer Reisetasche herein. »Hier ist Ihr Gepäck, Mrs.
Evans. Die Sachen, die Sie bei Ihrer Einlieferung getragen haben und Ihre alte Handtasche sind im Koffer.«
»Lassen Sie es hier liegen«, sagte Judd. »Sie braucht diese Sachen nicht mehr.«
»Gut, Sir.« Das Mädchen stellte die Gepäckstücke ab und wandte sich an Sofia: »Kann ich Ihnen helfen, Mrs. Evans?« »Nein, ich glaube, es ist soweit alles okay.« Judd unterbrach sie. »Es wäre mir recht, wenn Sie dablieben, Schwester. Vielleicht müssen wir noch ein paar Kleinigkeiten ändern.«
Einen Augenblick später betraten Walton, Fast Eddie und eine hellhäutige Schwarze den Raum, die eine Stewardessenuniform trug. Das Mädchen hatte lebhafte und intelligente Augen, eine Adlernase und volle, sinnliche Lippen. Sie warf einen überraschten Blick auf Judds bandagiertes Gesicht, gab aber keinen Kommentar ab.
»Vielen Dank, daß Sie gekommen sind, Valerie«, sagte Judd. »Ich muß Sie um einen Gefallen bitten.«
»Sie sind der Chef, Mr. Crane«, lächelte das Mädchen. Judd nickte Sofia zu. »Mrs. Evans, das ist Valerie.« »Guten Tag.« Sofia reichte dem Mädchen die Hand. »Valerie, ich möchte, daß Sie Mrs. Evans Ihre Uniform ge ben«, sagte Judd, »damit sie mit mir an Bord des Flugzeugs gehen kann, ohne daß sie jemand erkennt.« Die Stewardeß lachte. »Mit der Uniform gibt es keine Probleme, Mr. Crane. Aber als Soul Sister geht Mrs. Evans nie durch.«
»Wieso nicht?« fragte Judd.
»Schwarze Mädchen sind anders als weiße«, erklärte Valerie. »Erstens braucht sie mehr Farbe im Gesicht und am Hals, wo man es sieht. Dann müssen ihre Lippen breiter werden und dicker. Aber das Wichtigste ist ihr Gang. Schwarze Mädchen haben einfach dickere Hintern und bewegen sich deshalb ganz anders.
Was sie braucht, sind Polster, so wie man sie in den Anzeigen von Fredericks in Hollywood sieht.«
Judd wandte sich an Brad Walton. »Wissen Sie eine Lösung?«
Walton runzelte die Stirn. »Das Make -up kriegen wir hin, aber der Hintern ist ein Problem.«
»Ich glaube, ich kann Ihnen helfen«, sagte Jane. »Japanerinnen haben meist ein ziemlich flaches Gesäß.«
Sie errötete leicht. »Aber es gibt ein paar Geschäfte, die sich auf dieses Problem spezialisiert haben.«
»Soll das heißen, daß Sie einen falschen Hintern tragen?« fragte Judd.
Die kleine Japanerin errötete noch mehr. »Nur wenn ich ausgehen will, Mr. Crane.«
»Ein Hoch auf die Vereinten Nationen«, grinste Fast
Eddie. »Man kriegt zwar nicht immer das, was man sieht, aber das macht nichts. Vive la difference!«
17
Valerie hüllte sich in Sofias seidenen Morgenmantel und stellte sich ans Fenster. »Jetzt müssen sie jeden Augenblick rauskommen«, sagte sie. »Da sind sie!« rief Jane.
Von oben war deutlich zu sehen, wie Fast Eddie die Tür der Limousine aufhielt. Judd kam mit eiligen Schritten aus dem Haus, überquerte den Bürgersteig und stieg in den Wagen, dann folgte Sofia. Neben ihr ging Walton. Kaum waren alle im Wagen, sprang Eddie auf den Vordersitz und zog die Tür hinter sich zu.
Der Wagen fuhr an und verschwand im
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