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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Hunger.« Er wandte sich ab und drehte sich nicht um, als er in seiner Kabine verschwand.
    Fast Eddie verließ seinen Platz hinter der Theke und setzte sich an den Tisch. Sofia hatte sich wieder dem
    Fenster zugewandt. »Jetzt wird es schnell dunkel«, bemerkte sie leise. »Wir fliegen nach Osten«, erklärte Eddie. »Morgen früh um neun landen wir in San Francisco.« »Steigen wir da aus?« fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, wir fliegen weiter. Aber Sie steigen aus; denn wir wechseln die Besatzung in San Francisco. Der Boß ist der Ansicht, daß Sie weniger auffallen, wenn Sie mit den anderen von Bord gehen.« Er legte eine kleine Ledertasche auf den Tisch. »Da ist alles drin, was Sie brauchen. Der Boß hat gesagt, ich soll Ihnen alles erklären.«
    Er öffnete die Tasche und kippte den Inhalt auf den Tisch. Sofia sah einen Paß, Kreditkarten, ein Schec kbuch und einen Führerschein, die alle auf ihren neuen Namen ausgestellt waren: Marissa Evans. Sowohl der Paß als auch der Führerschein enthielten ihr Foto. Daneben lag ein dickes Bündel Geldscheine.
    »Das sind fünftausend Dollar«, erklärte Fast Eddie. »Schön«, sagte sie. »Und wie geht es weiter?« »Ganz einfach«, erwiderte er. »Der Flughafenbus setzt Sie in San Francisco ab, irgendwo in der Innenstadt. Sie laufen ein bißchen herum und stellen fest, ob Sie beschattet werden. Wenn Sie das Gefühl haben, es folgt Ihnen jemand, dann rufen Sie die Nummer an, die vorn in Ihrem Paß steht. Sie hinterlassen, wo Sie zu finden sind, und der Sicherheitsdienst holt Sie ab. Sie brauchen gar nicht viel zu erklären, die Leute wissen Bescheid; sie erkennen Sie und werden Sie mit Ihrem Namen ansprechen.« »Mrs. Evans?« »Ja.«
    »Und was ist, wenn sie nicht kommen?« Eddie legte eine kleine Automatic auf den Tisch. »Es is t zwar nur eine Fünfundvierziger, aber die Kugeln sind Explosivgeschosse. Wenn Ihnen jemand in die Quere kommt, schießen
    Sie sich den Weg frei und machen sich dünn. Und sobald Sie können, rufen Sie den Sicherheitsdienst noch einmal an.« »Und was ist, wenn ich nicht kann?« fragte Sofia. »Ach«, grinste Eddie, »ich habe Sie arbeiten sehen, Frau Doktor. Ich bin sicher, Sie kommen überall durch.« Sofia dachte einen Augenblick nach. »Und wie geht es dann weiter?«
    »Sie gehen in ein Kaufhaus und besorgen sich ein paar Kleider und einen Koffer. Bitte bezahlen Sie bar.
    Die Stewardessen-Uniform werfen Sie in den nächsten Müllcontainer. Dann gehen Sie zu einer Autovermietung und nehmen sich einen brauchbaren Mittelklassewagen. Fahren Sie auf dem Freeway nach Los Angeles. Verlassen Sie den Freeway an der Ausfahrt Marina del Rey. Im Marina City Club Hotel ist ein Zimmer für Sie reserviert.« »Und wenn ich mich verfahre?« fragte sie. »Ich kenne mich in Los Angeles nicht aus.«
    Eddie lachte. »Dann fragen Sie einen Polizisten.« Sofia lächelte. »Wie lange wird die Fahrt dauern?«
    »Sieben bis acht Stunden, wenn Sie sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten«, erwiderte Eddie.
    »Wenn alles nach Plan geht, müßten Sie gegen Mittag auf dem Freeway sein. Wahrscheinlich werden Sie ein paarmal anhalten müssen, um zu tanken und etwas zu essen. Aber auch, wenn Sie diese Pausen einrechnen, müßten Sie ungefähr um halb neun oder neun im Hotel sein. Lassen Sie sich das Abendessen aufs Zimmer bringen und warten Sie dort. Wir stellen dann den Kontakt her.«
    Sofia schwieg einen Augenblick. Mechanisch steckte sie die Papiere zurück in die Tasche. »Ich glaube, ich könnte ein bißchen Hilfe gebrauchen.«
    Eddie lächelte. »Natürlich.« Er zögerte eine Sekunde.
    »Aber nehmen Sie nicht so viel, sonst können Sie nachher nicht schlafen.«
    Eddies guter Rat fiel Sofia erst wieder ein, als sie hellwach in ihrer Kabine lag und in die Dunkelheit starrte.
    Ärgerlich knipste sie das Licht an und setzte sich auf. »Verdammt!« fluchte sie leise.
    Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, daß sie seit drei Stunden unterwegs waren. Seit über einer Stunde hatte sie sich vergeblich bemüht einzuschlafen. Sie nahm den Telefonhörer ab und wählte die Lounge.
    Nach dem dritten Rufzeichen meldete sich eine schläfrige Stewardeß. »Ja, bitte?« »Ist Mr. Crane zufällig da?« fragte Sofia. »Nein, Mrs. Evans«, antwortete das Mädchen. »Er hat seine Kabine seit dem Abflug nicht mehr verlassen.« »Vielen Dank.« Sofia legte den Hörer auf. Sie starrte die Tür an, hinter der eine kleine Wendeltreppe direkt in Judds Kabine hinaufführte.

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