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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nervös. »Aber ich glaube, die Sache ist wichtig.«
    Judd setzte sich hinter den Schreibtisch. »Welche Sache?« Merlin warf ihm einen resignierten Blick zu und wandte sich dann an Paul Gitlin. »Vielleicht können Sie es ihm erklären, Mr. Gitlin?«
    »Was gibt es, Onkel Paul?« fragte Judd. Judge Gitlin hatte ausnahmsweise einmal keine Whiskyfla sche vor sich auf dem Tisch stehen. »Ich will nicht lange darum herumreden«, begann er. »Es geht darum, daß du Crane Industries nicht so ohne weiteres verkaufen kannst, wie du es vorhast. Der Konzern ist viel zu kompliziert, als daß er sich einfach auflösen ließe. Die Firmen sind so miteinander verflochten, daß ein Einzelverkauf praktisch unmöglich ist.«
    Judd starrte ihn mißtrauisch an. »Der Laden gehört mir doch, oder nicht?«
    »Ja«, bestätigte Gitlin. »Aber du hast auch Verpflichtungen. Da gibt es zum Beispiel Verträge und Übereinkünfte mit der Regierung, die besagen, daß du bestimmte Firmen nur dann verkaufen darfst, wenn die Regierung
    zustimmt.
    Das gilt vor allem für die Bereiche, wo Sicherheitsinteressen der Vereinig ten Staaten berührt werden.
    Dazu gehören unter anderem: Crane Aerospace and Aircraft, Crane Compucrafts, Crane Microcraft and Microconductors, Crane Lasercraft...« »Und was darf ich verkaufen?« Judd fuhr ungeduldig dazwischen.
    »Alles, was nur dem privaten Konsum dient«, sagte Gitlin mit hochgezogenen Brauen. »Hotels, Fernsehanstalten, Kabelsysteme, soweit sie die Privathaushalte betreffen, Verlage, Filmstudios, Textilfabriken und so weiter.« »Also vor allem solche Betriebe, die keinen Gewinn mehr ma chen«, knurrte Judd. »Die ganzen Firmen, die sowieso keiner will, weil sie bloß Geld kosten.«
    »Nicht ganz«, widersprach Gitlin. »Die Regierung erhebt keinerlei Einwände, wenn du Crane Land and Development, Crane Financial Services und ein paar andere Holdings abstoßen willst. Ich habe eine Liste gemacht, in der alles aufgezählt ist.«
    Judd schwieg. Nachdenklich sah er von einem zum anderen. »Das einzige, was ich behalten will«, sagte er schließlich, »sind die medizinischen und biologischen Entwicklungsprojekte.«
    »Das deckt sich wahrscheinlich mit den Interessen der Regie rung«, lächelte Gitlin. »Ich glaube nicht, daß Washington zulassen würde, daß du den Bereic h der Gen-und Zellfor schung abstößt.« »Was rätst du mir denn, Onkel?«
    »Laß alles so, wie es ist«, erwiderte Gitlin. »Es geht dir doch gut. Warum willst du Unruhe in den Konzern tragen?« Judd sah ihn unbewegt an. »Ich mag nicht mehr. Ich habe es satt. Ich will die Verantwortung loswerden.« »Du kannst nicht«, sagte Gitlin. »Der Konzern ist dein
    Baby, und das kannst du nicht einfach aussetzen.« Judd überlegte. »Kann ich nicht einen Generalbevollmächtig ten einsetzen?«
    »Ja, wen denn?« fragte der Rechtsanwalt. »Es gibt niemanden, der Crane Industries so gut kennt wie du.«
    »Scheiße«, fluchte Judd leise. »Ich will mich in Xanadu nie derlassen.«
    »Das ist doch auch nur ein Traum«, seufzte Gitlin. »Erst hast du Crane Island haben wollen, und kaum hatten die Bauarbeiten begonnen, da bist du auf Xanadu umgestiegen. Du weißt, was uns Crane Island gekostet hat. Xanadu wird zwanzigmal mehr kosten.«
    »Das habe ich alles aus eigenen Mitteln bezahlt«, fuhr Judd auf. »Die Stiftung hat keinen Pfennig dazu beitragen müssen. Das war alles mein Geld.«
    »Ich habe auch gar nichts anderes behauptet«, besänftigte ihn der Rechtsanwalt. »Ich wollte nur darauf hinweisen, was für eine ungeheure Verschwendung es war. Ob es nun dein Geld war oder das Geld von sonst irgend jemand. Und für Xanadu gilt dasselbe.«
    Judd sah ihn kalt an. »Hast du sonst noch etwas zu sagen?« Gitlin senkte den Blick. Jetzt wandte Judd sich an Merlin. »Verkaufen Sie alles, was wir verkaufen dürfen«, befahl er. »Dabei verlieren wir weitere dreißig bis vierzig Milliarden«, sagte Merlin.
    »Vor oder nach Steuern?«
    »Netto beträgt der Verlust vielleicht vier Milliarden«, rechnete ihm Merlin vor. »Aber das ist ja immer noch eine Menge Geld, oder?«
    »Ich werde der Stiftung alle Verluste ersetzen«, knurrte Judd. »Ich werde das aus meinem Privatvermögen bezahlen.« »Das wird Ihr Vermögen halbieren«, gab Merlin zu bedenken.
    »Ich habe immer noch mehr als genug«, schnappte Judd. »Hat sonst noch jemand Einwände?« Er wartete.
    »Eine Frage noch«, meldete sich Gitlin zu Wort, ohne den Blick zu heben. »Wer führt die Geschäfte, wenn

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