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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die Herztöne des alten Mannes und fühlte dann seinen Puls. »Er ist sehr schwach« erklärte sie.
    Judd beobachtete sie schweigend.
    Sofia hob die Bettdecke und betrachtete die ausgemergelte Gestalt des Kranken. Dann deckte sie ihn wieder zu, beugte sich über sein Gesicht und zog eines seiner Augenlider nach oben. »Dieser Mann muß sofort ins Krankenhaus.« »Was hat er denn?« fragte Judd.
    »Ich kann im Augenblick nur Vermutungen anstellen«, antwortete Sofia, »aber ich glaube, Anzeichen einer Urämie zu erkennen.« »Und was ist das?« »Eine Harnvergiftung. Sieh her!«
    Noch einmal hob sie die Bettdecke hoch. »Die Arme und Schenkel sind mit Einstichen übersät. Er ist völlig abgemagert und ausgetrocknet. Die Knochen stoßen fast durch die Haut, und auf seinem Kopf befindet sich eine offene Wunde, die aussieht, als ob er sich selbst ein Geschwür weggekratzt hätte.«
    »Kannst du jetzt sofort für ihn etwas tun?« Sofia schüttelte den Kopf. »Das wäre Unsinn. Im Krankenhaus kann ihm viel besser geholfen werden.« »Kannst du ihm nicht wenigstens eine Spritze geben, die seine Schmerzen lindert?«
    »Ich glaube, er hat sich schon viel zu viele schmerzstillende Mittel gespritzt. Außerdem scheint er im Koma zu liegen. Seine Augen zeigen keinerlei Reaktion.« Judd wandte sich erneut an den Angestellten, der Hughes bewacht hatte, und begab sich mit ihm ins Vorzimmer. »Was, zum Teufel, geht hier vor?«
    fuhr er den Mann an.
    »Ich habe mich nur an meine Befehle gehalten. Wir haben Anweisung, nichts zu unternehmen, bis sein Arzt aus den Vereinigten Staaten zurückkommt. Er wird morgen abend zurückerwartet.«
    Wer hat diese Anweisungen erteilt?« Der alte Herr selbst. Er hat uns letzte Woche, kurz bevor eine Krankheit begann, diese Befehle gegeben, und niemand kann sie widerrufen.«
    Judd starrte ihn ungläubig an. »Begreift denn hier keiner, daß Mr. Hughes nicht mehr für sich selbst sorgen kann? Wer kann die nötige Behandlung veranlassen?« »Nur sein eigener Arzt.«
    »Sie haben doch einen Fernschreiber«, sagte Judd. »Nehmen Sie Kontakt mit seinem Büro auf. Irgend jemand dort muß doch die Verantwortung übernehmen können.« »Der Fernschreiber ist nicht angeschlossen.« »Aber Telefon haben Sie.«
    »Wir haben schon angerufen. Deshalb kommt ja der Arzt aus den Staaten zurück.«
    Judd betrachtete den Mann einen Augenblick nachdenklich, dann wandte er sich an Oberst Ayala: »Gehen wir.« Sofia protestierte: »Wenn wir ihm nicht sofort helfen, wird er unweigerlich sterben.«
    Judd warf ihr einen kühlen Blick zu. »Dafür bin ich nicht ver antwortlich.«
    »Aber er ist doch ein Mensch«, flehte Sofia. »Na und? Er hat es nicht anders gewollt.« Judds Augen waren wie blaues Eis. »Er kann mir nicht helfen, und ich helfe ihm auch nicht.«
    »Ist das dein einziger Maßstab? Ob jemand dir nützt?« »Kennst du vielleicht einen anderen?« fragte er spöttisch. »Denkst du vielleicht, die hätten dich aus Jugoslawien ausreisen lassen, wenn ich ihnen nicht ihre verdammten Hotels bezahlt hätte?«
    Sofia preßte die Lippen zusammen und verließ rasch das Zimmer. Judd blätterte dem Angestellten von Hughes zehn Tausenddollarscheine auf den Tisch. »Das soll Ihnen helfen, uns zu vergessen. Sie haben uns nie gesehen, verstanden?« Der Mann steckte das Geld in die Tasche.
    »Vergessen?« grinste er. »Wen soll ich vergessen?«
    Auf dem Rückflug nach Florida verkroch sich Sofia für einige Zeit in ihrer Kabine. Erst nach zwei Stunden klopfte sie bei Judd an die Tür. »Kann ich dich einen Augenblick sprechen?«
    »Natürlich«, erwiderte er und gab ihr ein Telex. »Das ganze Unterne hmen war vollkommen unnötig. Wir haben gerade von General Stryker erfahren, daß sie auf unsere Vorschläge eingehen.«
    Sofia legte das Telex ungelesen beiseite. »Ich möchte um Entschuldigung bitten. Ich weiß, es geht mich nichts an. Aber der Mann wird bestimmt sterben.«
    »Das hättest du mir gar nicht zu sagen brauchen. Ich habe schließlich Augen im Kopf.«
    »Aber warum muß ein Mann, dem alles auf der Welt zur Verfügung steht, so elend dahinvegetieren?«
    fragte Sofia. »Warum ist er allein? Warum bricht er jeden Kontakt mit der Außenwelt ab und schließt sich in diesem Vakuum ein?« »Vielleicht hat er geglaubt, auf diese Weise unsterblich zu werden.« Judd zögerte und dachte einen Augenblick nach. »Vielleicht hat er aber auch sterben wollen ... Vielleicht hat ihm der Mut zum Selbstmord gefehlt.«
    Das einstöckige

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