Die Moralisten
hat. Es sind alles Fremde, über die wir nichts wissen. Wir vermuten allerdings, daß sie nach Ihnen Ausschau halten, Frau Doktor.«
»Ich habe so etwas befürchtet.« Sofia schluckte einmal leer. »Ich habe auch mit Judd darüber gesprochen.« »Ich weiß«, sagte Merlin. »Er hat mich bereits gebeten, eine andere Reiseroute für Sie zu entwerfen.« »Haben Sie schon etwas unternommen?« fragte Sofia. »Ja«, erwiderte Merlin. »Ich habe einen ne uen Paß und neue Papiere für Sie besorgt. Sie werden ab sofort als Ehefrau eines unserer Sicherheitsleute reisen, der mit an Bord ist. Sie flie gen von hier aus nach Dallas und steigen dort nach Washington um.
Wir besitzen eine kleine Privatklinik außerhalb der
Stadt, dort werden Sie sich unter einem weiteren falschen Namen in Behandlung begeben. Judd besucht Sie dann nächste Woche, wenn er zur Vereidigung des Präsidenten nach Washington kommt.«
Sofia zögerte einen Moment. »Ich vermute, mir bleibt keine andere Wahl, oder?«
»Nicht, wenn Sie weiterleben wollen«, erwiderte Merlin. Sofia nickte nachdenklich. »Ich nehme an, in dieser Privatklinik soll auch die Abtreibung sta ttfinden?« »Das ist richtig.«
Sie fuhr mit der Zunge über ihre Lippen, die plötzlich trocken und spröde waren. »Judd hat nicht zufällig die Absicht, mich fallenzulassen?«
»Wenn er Sie hätte fallenlassen wollen, hätte er sich in Me xiko nicht so um Sie bemüht«, beruhigte Doc Sawyer die Ärztin. »Er hätte Sie einfach der kubanischen Polizei überlassen. Aber so etwas ist nicht sein Stil.«
27
»Es handelt sich um Mikrochirurgie mit Lasern«, erklärte der Urologe Dr. Orrin. »Die Methode wurde ursprünglich für die Netzhautverpflanzung am Auge entwickelt, aber inzwischen wurde sie so weit verbessert, daß sie sich von ihren Anfängen unterscheidet wie die Columbia -Raumfähre vom Flugzeug der Brüder Wright in Kitty Hawk.«
Judd warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Ist diese Technik denn bisher schon erprobt worden?«
»Bei Menschen noch nicht und auch nicht bei Tieren. Sie wurde speziell für Sie entwickelt. Aber sie ist zigmal vom Computer geprüft worden. Sie kann gar nicht schiefgehen.« Judd schwieg einen Moment, dann wandte er sich an Doc Sawyer. »Was meinen Sie?«
»Ich habe deswegen mit Frau Dr. Zabiski telefoniert, und wir waren beide der Ansicht, daß die Operation vollkommen harmlos ist und unser gerontologisches Programm in keiner Weise beeinträchtigen wird.«
»Ich weiß nicht recht.« Judd wirkte unsicher. Doc Sawyer lachte. »Sie sind ein merkwürdiger Mann. Sie haben bei unseren Experimenten immer wieder Ihr Leben riskiert, ohne auch nur einmal zu zögern. Jetzt haben Sie plötzlich Bedenken. Man könnte meinen, Ihr Schwanz sei Ihnen wichtiger als Ihr Leben.«
Judd wandte sich wieder an Dr. Orrin. »Was wäre denn die Alternative?«
»Die alte Methode«, erwiderte der Urologe und zuckte die Achseln. »Wir durchtrennen die Blutgefäße, mit denen die Schwellkörper im Penis versorgt werden. Damit ist der Priapismus ein für allemal beseitigt, aber Sie sind impotent für immer. Der Vorgang kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.«
Judd seufzte und wandte sich wieder dem winzigen Mikrochip zu, der auf dem Tisch lag. Das glitzernde Metallstück war nicht größer als ein Stecknadelkopf. »Und das ist wirklich alles?« fragte er. »Das Ding muß nie gewartet oder ausgetauscht werden und braucht auch keine neuen Batterien oder dergleichen?«
Der Urologe nickte. »So ist es. Der Energieverbrauch ist minimal. Die elektrische Spannung in Ihrem Nervensystem genügt völlig. Das Ding besteht aus Titan und ist absolut organverträglich. Der kleine Nerv, der bei der Nukleartherapie zerstört worden ist, wird dadurch auf Dauer ersetzt. Und vor allem: Dieser Mikrochip hält ewig.«
»Das heißt, ich kann vögeln, als ob ich völlig normal wäre?« »Nicht als ob, Mr. Crane. Sie werden ganz einfach normal sein. Wir ersetzen nur den zerstörten Nerv durch einen künstlichen. Die Erektion, der Orgasmus, die Ejakulation und die Rückbildung der Erektion erfolgen im natürlichen Reaktionszyklus«, erklärte der Urologe. »Wie lange würde ich denn für eine neue Erektion brauchen?« erkundigte sich Judd.
Dr. Orrin lachte. »Das hängt von Ihnen ab, Mr. Crane. Ich kann wirklich nicht vorhersagen, mit wem Sie vögeln und wieviel Spaß Sie dabei haben werden. Das hängt nicht von Ihrem Penis, sondern von Ihrem Kopf ab.« Judd nickte zufrieden. »Wie lange
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