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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dauert das Ganze?« »Die eigentliche Operation dauert sieben Minuten. Für die Vorbereitungen brauchen wir eine Stunde, weil wir dicht an der Prostata arbeiten mü ssen.
    Die Nachbehandlung ist relativ kurz. Wahrscheinlich sind Sie vierundzwanzig bis sechsunddreißig Stunden nach dem Eingriff wieder vollkommen fit.« Judd sah erst Doc Sawyer und dann den Urologen nachdenklich an. »Morgen früh«, murmelte er schließlich. Er wartete, bis Dr. Orrin gegangen war. »Ist es nicht witzig«, sagte er, »daß mein Schwanz der erste unsterbliche Körperteil wird?«
    »Harlem, sehen Sie, da unten liegt Harlem!« Fast Eddie zeigte aus dem Fenster des Hubschraubers, der sie vom Flughafen Newark nach New York brachte. »Wir sind wieder zu Hause!«
    Judd lachte. Er fühlte sich wohl. Der Arzt hatte recht gehabt. Die Operation lag erst drei Tage zurück, aber er fühlte sich vollkommen gesund. Die Schmerzen waren vorbei. »Ich sehe das Empire State Building«, rief Bridget aufgeregt. »Ich kann noch gar nicht glauben, daß wir wirklich da sind. Es kommt mir vor wie im Film.« »Waren Sie noch nie in New York?« fragte Judd. Sie verneinte seine Frage.
    »Nun, Sie werden Zeit genug haben, um sich ein bißchen umzusehen«, lächelte Judd. »Wir bleiben zwei Tage, ehe wir zur Vereidigung von Präsident Reagan nach Washington weiterfliegen.«
    »Kann ich auch ein paar Tage frei haben, Boß?« fragte Eddie. »Ich würde gern meinen Großvater und ein paar Freunde besuchen.«
    »In Ordnung.« Judd wandte sich an Bridget. »Sie können sich auch freinehmen, Schwester.« »Sind Sie sicher, daß Sie mich nicht brauchen?« »Wozu?« lächelte Judd. »Ich bin doch wieder gesund.« »Bitte vergessen Sie nicht, daß wir in einer Stunde im Büro sein müssen, Mr. Crane«, rief Merlin von hinten. »Kein Problem. Fast Eddie kann Bridget mit dem zweiten Wagen ins Appartement bringen.«
    Der New Yorker Verkehr war wie immer die Hölle. Obwohl das Büro nur dreißig Blocks vom Landeplatz des Hubschraubers entfernt lag, brauchte Judds Limousine fünfunddreißig Minuten.
    Judd betrat das ehemalige Büro seines Vaters um Viertel vor elf, fünfzehn Minuten vor der geplanten Besprechung.
    Er schloß die Tür hinter sich und stellte sich vor das Bild seines Vaters, das ernst auf ihn herabschaute.
    Es war ihm, als hörte er eine Stimme, die ihn begrüßte: »Hallo, mein Sohn!« »Hallo, Vater«, gab er leise zur Antwort. »Siehst du, es ist alles noch, wie es war, genauso, wie du es wolltest. Wir haben nichts verändert.«
    »Verändert haben wir nichts«, sagte die Stimme in seinem Inne ren, »aber es ist auch nichts mehr so, wie es war.« Judd schwieg und starrte das Bild an. »Aber so muß es auch sein«, sagte die Stimme. »Die Welt da draußen hat sich verändert, mein Sohn. Deine Welt ist das jetzt.« »Deine Welt ist es auch, Vater«, flüsterte Judd. »Wir haben sie beide gemacht. Ohne dich wäre sie nicht das, was sie ist.« Die Stimme gab keine Antwort. Judd trat hinter den Schreib tisch und sah zum Fenster hinaus auf die Stadt. Dann setzte er sich. Der altmodische Ledersessel mit hoher Lehne, den auch schon sein Vater benutzt hatte, knackte behaglich.
    Judd griff nach dem Telefonhörer und drückte den Vorzimmerknopf. »Hier spricht Crane. Bitte entschuldigen Sie, daß ich Ihren Namen nicht weiß.«
    Die Stimme aus dem Hörer klang sehr tüchtig und sogar sehr vertraut. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Mr. Crane.«
    »Barbara!« lachte er überrascht.
    »Sie befinden sich hier in den Büroräumen eines großen Industriekonzerns, Mr. Crane«, sagte die Stimme.
    »Vertraulichkeiten während der Dienstzeit können wir leider nicht dulden.«
    Judd legte den Hörer auf den Tisch und sprang auf. Mit drei großen Schritten durchquerte er sein Büro, und als er die Tür zum Vorzimmer aufstieß, hatte Barbara den Hörer noch in der Hand.
    »Grüß dich!« rief er begeistert, schloß sie in die Arme und hob sie hoch.
    »Aber Judd«, protestierte sie lachend, als er sie abküßte. Er zog sie in sein Büro und machte die Tür zu.
    »Einen Augenblick lang«, lachte er, »fühlte ich mich wieder als kleiner Junge.«
    So wie früher sein Vater saß jetzt Judd am Kopfende des kleinen Konferenztisches. Barbara saß zu seiner
    Rechten, Judge Gitlin zu seiner Linken. Außerdem saßen noch Merlin, zwei feierlich aussehende Recht sanwälte und eine Sekretärin mit einem Stenogrammblock am Tisch.
    Judd grinste. »Onkel Paul, du siehst jeden Tag ein

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