Die Moralisten
liegt, sei geschützt genug für meine Zwecke.
Aber das war ein Irrtum. Das habe ich allerdings selbst auch erst später gemerkt.« »Und du hast eine neue Anlage aufgebaut, die Crane Island ersetzen soll?« fragte Sofia.
Judd nickte. Dann wandte er sich wieder an seinen Sicherheitschef. »Glauben Sie, wir könnten hier noch sechs Wochen bleiben?«
»Nein.« Der Tonfall war endgültig. »Sie müssen beweglich bleiben. Niemand darf wissen, wo Sie sind, wohin Sie gehen, wie Sie reisen und wann Sie aufbrechen.« »Und was wird aus den Geräten?« fragte Judd. »Die schlagen hier doch alles kaputt, wenn sie glauben, ich wäre noch hier.«
»Wir werden ganz deutlich machen, daß Sie die Insel verlassen haben«, erklärte John D. »Und dann müssen wir sehr schnell und geschickt sein. Sie tauchen plötzlich irgendwo auf, in aller Öffentlichkeit, und dann sind Sie wieder verschwunden. Sie bewegen sich rasch und ohne großes Gepäck.«
Judd schwieg. Merlin hob abwehrend die Hände. »Und was soll aus dem Konzern werden? Wie sollen wir unsere Geschäftstätigkeit abwickeln?« fragte er stirnrunzelnd. »Wir müssen Mittel und Wege finden, um in Verbindung zu bleiben. Auf jeden Fall stoßen wir jetzt alle Firmen ab, die nichts mit Medizin und den dazugehörigen Bereichen zu tun haben.«
»Sie werden an die vier Milliarden Dollar einbüßen.« Merlin war erschüttert.
»Für einen Toten macht es keinen Unterschied, ob er vier Milliarden Dollar oder vier Cent hat«, entgegn ete Judd. Er wandte sich wieder John D. zu, »Bringen Sie die Sache in Gang«, befahl er. »Ich möchte morgen hier weg sein.« »Und welches soll die erste Station sein?« fragte der Sicherheitschef.
»Washington, D. C.«, antwortete Judd. »Oder können Sie sich einen publikumswirksameren Auftritt vorstellen als einen offiziellen Besuch beim Präsidenten der Vereinigten Staaten im Weißen Haus?«
»Ich möchte Sie gern mit dem CAT-Scanner abtasten«, sagte Doc Sawyer. »Ich könnte das in Washington arrangieren. Es würde nur ungefähr zehn Minuten dauern. Ließe sich das vor oder nach Ihrem Besuch beim Präsidenten einrichten?« Judd wandte sich an John D. »Ist das drin?« Der Sicherheitsmann nickte.
»Das kriegen wir hin.« »Okay«, sagte Judd zu Doc Sawyer. »Sind eigentlich die Versuche zur künstlichen Erzeugung von Zellen beendet?« »Die Leute vom DNS-Projekt sagen, es funktioniert jetzt perfekt. Man kann die künstlichen Zellen nicht mehr von den natürlichen unterscheiden.« Sofia sah erst den einen und dann den anderen verblüfft an.
»Ich habe das Gefühl, ich bin hinter dem Mond. Ihr redet hier von Sachen, von denen ich noch nie was gehört habe.«
»Nicht unbedingt«, lächelte Doc Sawyer. »Moskau arbeitet an einem ganz ähnlichen Projekt.« »Ich weiß davon nichts.«
»Vielleicht haben sie dich deshalb nach Bangladesh abgeschoben«, meinte Judd. »Aber wenn du hierbleibst, bist du be stimmt sehr schnell auf dem laufenden.« »An eins müssen wir allerdings denken«, sagte Doc Sawyer. »Es handelt sich lediglich um Laborversuche. Diese Zellen sind noch niemals klinisch an Menschen erprobt worden. Lediglich an Labormäusen.«
»Hast du vor, diese Zellen bei dir selbst zu verwenden?« fragte Sofia.
»Im Augenblick nicht«, verneinte Judd. »Nur im Notfall, wenn keine natürlichen Zellen zur Verfügung sein sollten.« »Das freut mich«, sagte Sofia trocken. »Ich finde, du hast schon viel zuviel mit deinem Körper experimentiert.« Judd warf einen Blick auf die Uhr. »Jetzt ist es schon eins. Ich glaube, wir sollten uns alle ein bißchen hinlegen. Wir treffen uns wieder um sieben.«
Die Männer verabschiedeten sich, nur Sofia und Fast Eddie blieben bei Judd in der Bibliothek. »Fast E ddie bringt dich in dein Zimmer«, wandte sich Judd an Sofia. Sofia stand auf und ging zur Tür. Auf der Schwelle drehte sie sich noch einmal um. »Was wird aus den Mädchen?« »Die werden wieder nach Hause gebracht.« »Aber Amarintha«, sagte sie mit angehaltenem Atem, »A-marintha liebt dich, Judd.«
Judd sah ihr kühl in die Augen. »Wir haben gar keine andere Wahl. Wir müssen sehen, daß wir heil rauskommen.
Ballast können wir einfach nicht brauchen.«
»Ballast?« rief Sofia. »Judd, du redest von einem menschlichen Wesen!«
»Das weiß ich«, sagte Judd leise. »Aber es ist mir lieber, sie ist gesund und lebendig zu Hause. Hier bei uns wäre sie doch nur in Gefahr. Wenn Wir wirklich Ärger kriegen, wäre sie bestimmt das erste
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