Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schon außen ein Zeichen seiner Tochter entdecken.
    »Sie ist da«, sagte er. »Sie muß einfach da sein, denn der lange Dienst ist beendet. Da ist sie immer müde, verstehen Sie?«
    »Natürlich.«
    Maurice hielt den Schlüssel bereits in der Hand. Ihm handelten wir zu langsam. »Kommen Sie endlich. Ich habe ein ungutes Gefühl!« Wir konnten nicht mehr nachfragen, denn er war schon vorgelaufen. Die Haustür zeigte ein blasses Weiß und an ihrer Außenseite aufgearbeitete Sprossen. Durch ein relativ schmales Treppenhaus näherten wir uns der Wohnung. Das Innere präsentierte sich gepflegt und sauber. Der Duft Irischer Blumen wehte uns entgegen.
    Als Reuven aufschloß, zitterten seine Hände. »Sie ist nicht da!« flüsterte er. »Sie ist bestimmt nicht da. Das spüre ich. Ja, ich spüre es. Sie ist…«
    Er drückte die Tür auf und rief sofort den Namen seiner Tochter. Eine Antwort bekam er nicht.
    Maurice war dicht hinter dem Eingang stehengeblieben. Er wischte über seine schweißfeuchte Stirn, schaute nach vorn und wiederholte den Ruf mit krächzender Stimme.
    »Vielleicht hat sie sich hingelegt. Nach einem anstrengenden Dienst wäre das legitim.« Ich stand direkt hinter ihm. Um mir zu antworten, drehte Reuven sich um. Dabei fiel sein Blick auf den Wandspiegel und das hinter dem Rahmen steckende Papier. Er sprang hin, zog es hervor und faltete es auf.
    Intervallweise wurde er beim Lesen blaß. Langsam sank auch seine Hand tiefer. Dann sagte er: »Eine Nachricht von Ruth. Lesen Sie. Es ist… es ist ein Abschiedsbrief.« Plötzlich füllten Tränen seine Augen. »Ich habe es geahnt.«
    Meine Finger faßten nach dem Schreiben. Es war nicht lang, umfaßte eine normale Briefseite. Die Worte steckten voller Brisanz, denn Ruth hatte ihrem Vater klargemacht, daß sie mit ihrem bisherigen Leben gebrochen hatte und nun ein anderes führen wollte. Ein Leben im Sinne des Auges und der höllischen Prophezeiung.
    Bill hatte über meine Schulter hinweg mitgelesen. Bisher hatten wir beide nicht so recht an die Vermutung des Belgiers glauben wollen. Jetzt sahen wir die Lage anders.
    Maurice Reuven hatte die Diele verlassen und war in den Wohnraum gegangen, wo wir ihn in einem Sessel sitzend und das Gesicht in beide Hände vergrabend vorfanden.
    Wir konnten seinen Schmerz, die Trauer und auch seine Angst verstehen. Schon oft genug waren wir mit ähnlichen Dingen konfrontiert worden, und immer wieder war es einfach furchtbar, mit ansehen zu müssen, wie dämonische Mächte rücksichtslos in das Leben normaler Menschen eingriffen und sie unter ihre Knute zwangen.
    »Ich habe ihr Bild gesehen, ihr Gesicht«, hörten wir ihn schluchzend flüstern. »Und ich wußte sofort, daß es keine Täuschung gewesen war. Neun, auf keinen Fall. Die unheimliche Macht hat auch Ruth zu sich herangezogen.«
    Ich schaute mich im Zimmer um. Auf dem Tisch standen noch zwei benutzte Gläser. Ich roch an ihnen und nahm den Duft von Wermut wahr. An einem Glas schimmerten hellrot die Spuren eines Lippenstifts. Es sah so aus, als hätte Ruth noch Besuch gehabt und mit diesem Besuch ein Glas getrunken.
    Über ihren Besucher nachzugrübeln, war müßig. Höchstwahrscheinlich gehörte auch sie zu der Gruppe, die sich um die Magie der Höllenaugen reihten.
    Reuven ließ seine Hände sinken. Er schaute Bill an, dann mich. »Was soll ich denn jetzt machen?« Sein Blick nahm an Starrheit zu. »Bitte, sagen Sie es mir. Was soll ich machen?«
    Egal, welche Antwort er auch von uns bekam. Es lief alles auf das gleiche hinaus. Er wollte Ruth, seine Tochter, zurückhaben, wie auch immer.
    »Wir werden sie finden!« erklärte Bill.
    »Und wo?«
    »Hat nicht alles mit der Veränderung an den Kugeln des Atomiums begonnen?«
    »Ja.«
    »Wahrscheinlich wird sich Ruth dort aufhalten. Oder was meinst du, John?«
    Ich nickte. »Es ist zu einem magischen Ort geworden. Ein Denkmal für die Technik, die stets ein Todfeind der Schwarzen Magie war. Dort will sie ihren Sieg erringen. Wir müssen damit rechnen, daß derjenige, der hinter allem steckt, das Atomium zerstören will. So sehe ich dessen Ziel und nicht anders.«
    Reuvens Augen weiteten sich. »Das kann doch nicht wahr sein. Daran glauben Sie selbst nicht — oder?«
    »Es ist meine feste Überzeugung.«
    »Aber wie ist das möglich? Was soll die Welt dazu sagen? Die Menschen haben sich daran gewöhnt. Für sie ist das Atomium etwas Besonderes, Außergewöhnliches. Sie…«
    »Sollen erleben, wie es vernichtet

Weitere Kostenlose Bücher