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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Dämmerung. Eine finstere, kalte, stählerne Gestalt, ein Koloß aus einem SF-Film, aber angefüllt mit Schwarzer Magie.
    Unter der untersten Kugel lag der ebenfalls runde Pavillon. Kleine Rasenflächen schirmten den Eingang zu beiden Seiten ab. Die weißen Geländer glänzten wie frisch gestrichen.
    Nicht auf den breiten Eingang waren die Blicke der Besessenen gerichtet. Sie schauten höher, hinein in die Formation des zu einer gewaltigen Stärke vergrößerten Atoms.
    Selbst das Licht innerhalb der Kugeln wirkte anders als sonst. Wie Augen kamen ihnen die kleinen Fenster vor, sie fühlten sich beobachtet, aber sie verspürten keine Furcht. Derjenige, der sie ansah, würde ihnen den rechten Schutz geben.
    Und er zeigte sich.
    Es begann mit einem Flimmern, als wollte die Metallhaut der Kugeln allmählich wegschmelzen. Selbst der Himmel schien ein Einsehen mit den Kräften der Hölle ZU haben, denn er verdunkelte sich noch mehr. Wolken schoben sich aufeinander zu, verdickten sich zu einer schwarzgrauen Masse, die auch vom Licht eines abnehmenden Mondes nicht durchschienen werden konnte.
    Und die Kugeln »lebten«.
    Es war ein kaltes, ein unheimliches, ein nahezu vernichtendes Leben, das sich in den pötzlich erschienenen Augen widerspiegelte. Auf einmal waren sie da, waren aufgetaucht aus der schier unersättlich wirkenden Tiefe der Kugeln und hervorgetragen an die Außenhaut, wo sie sich in ihrem abweisenden Glanz präsentierten.
    Riesige Augen, Höllenringe genannt. Mit dunklen, bösen Pupillen und einer etwas rötlich schimmernden Innenhaut, die diese Pupillen regelrecht ummalte.
    Sein Zeichen, seine Macht!
    Ein Mann sprach die ersten Worte und unterbrach somit das ehrfurchtsvolle und lastende Schweigen. »Er ist es, Freunde. Ja, er ist es. Er zeigt sich uns. Er ist gekommen. Radek ist gekommen! Wir sehen ihn. Wir, sehen ihn alle, und er wird sich unserer annehmen. Schaut hoch zu ihm, schaut in seine Augen, in die wir uns gleich verteilen werden, um seine Botschaft zu empfangen.« Der Mann stieß ein hartes, forderndes und siegessicheres Lachen aus. »So muß es sein, so und nicht anders.« Er drehte den Kopf. »Huldigt ihm!« rief er, »ihr seid es ihm schuldig!« Er machte den Anfang. Zunächst nur leise, danach immer lauter werdend rief er den Namen des Dämons. »Radek! — Radek! Radek!« Bei jedem Ruf ging er in die Knie, um danach wieder hochzuschnellen. »Radek…«
    Und die anderen stimmten mit ein. Auch Ruth und Adrienne scheuten sich nicht, den Namen dieses mächtigen Dämons zu rufen. Sie gerieten in einen dämonischen Zwang, der sie einfach mitriß. Die Stimmen gewannen an Lautstärke, ein regelrechter Sturm toste den kalt leuchtenden Augen in den Kugeln entgegen, die durch die Rufe ihrer Diener an Kraft gewannen und sich veränderten.
    Noch kälter und heller strahlten sie auf. Selbst das Schwarz der Pupillen wirkte auf die vor dem Bauwerk stehenden Diener wie die hellen Scheiben von Sonnen.
    Dann geschah es!
    Mit einem gewaltigen Krach flogen die drei Glastüren des Eingangs auf. Ein Splitterregen ergoß sich nach außen ebenso wie nach innen. Der Weg war frei.
    Und Radeks Dienerstürmten los!
    ***
    Ruth und Adrienne waren stets zusammengeblieben und hielten sich an den Händen gefaßt. Auch als die Masse auf den Eingang losstürmte, änderte sich dies nicht. Sie blieben auch weiterhin zusammen, schauten sich während des Laufens an und erkannten jeweils das Einverständnis der anderen in den Augen.
    Jeder wollte der erste sein. Die Freundinnen wurden bedrängt, gestoßen, geschubst, schwankten sogar, aber sie hielten sich auf den Beinen, und ein gewaltiger Schrei dröhnte ebenfalls dem Eingang entgegen. »Radek!«
    Es war der irre Ruf nach einem Dämon, dem die Menschen verfallen waren.
    Sie stürmten in die Halle hinein, wo Gitterwege die Besucherströme in die korrekten Richtungen lenkten. Das interessierte sie nicht. Sie übersprangen die Gitter, ließen sich durch nichts stören und drängten sich vor der Treppe und vor dem Fahrstuhl zusammen, der Besucher in die oberste Aussichtskugel schoß.
    Spielautomaten klebten an den Wänden. Kioske, wo man alles kaufen konnte, was mit dem Atomium zusammenhing, hatten hier ebenfalls ihren Platz gefunden. Die Menschen verteilten sich auf der breiten Treppe, denn einige von ihnen wollten zu Fuß hochgehen, aber noch zögerten sie, denn sie warteten auf ihn.
    Radek kam nicht.
    Aber er war da. Das hatte er nicht nur durch die Augen dokumentiert, seine

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