Die Mordaugen von Brüssel
Stimme schwebte plötzlich über ihren Köpfen, als würde sie aus zahlreichen Lautsprechern erschallen.
»Ich begrüße euch, meine Freunde, die ihr zu den Höllenkreisen endlich gefunden habt. Seid willkommen…«
Jubelschreic vermischten sich mit einem brausenden Beifall, der abrupt stoppte, als der noch immer unsichtbare Radek abermals seine Stimme erhob. »Neun Augen habt ihr gesehen. Sie sind die Sinnbilder für die neun Höllenkreise, die das Böse verteilt haben. Sie haben die gesamte Welt übernommen und sie in diese neun Regionen aufgeteilt. Ihr werdet sie übernehmen und die Apokalypse vorbereiten. Deshalb werdet ihr euch gleich in den Kugeln verteilen. Ich habe alle geöffnet, damit für euch Platz genug ist. Ihr werdet die Augen sehen und deren Kraft einsaugen. Sie werden es sein, die euch die Befehle geben, denn sie sprechen einzig und allein in meinem Namen. Ich bin bei euch, und wenn ihr es geschafft habt, werdet ihr wieder zurück in diese Halle kehren, wo ihr mich sehen könnt, den Beherrscher des Bösen.«
Er legte eine Kunstpause ein. Vielleicht wartete er auch auf eine Frage, die jedoch niemand stellte.
»Habt ihr alles verstanden?«
Abermals brauste das Ja der Antwort wie ein gewaltiger Sturmwind durch die Halle. Radek konnte es nicht überhören, und er gab auch die entsprechende Antwort.
»Ich merke, daß ihr gut vorbereitet seid, daß ihr euer bisheriges Leben aufgeben wollt und meinem Ruf folgt. So tut jetzt das, was ich euch gesagt habe. Verteilt euch in den Kugeln. Ihr könnt die Aufzüge nehmen, aber auch über die langen Treppen gehen, Hauptsache, ihr seid da und werdet die intensive Macht der Augen kennenlernen und euch danach richten. Wer sich dann sicher fühlt, kehrt wieder zurück und wird von mir persönlich entlassen…«
Die Anwesenden wußten, was sie zu tun hatten. Sie ließen sich nicht mehr lange bitten und verteilten sich vorden Aufzügen, deren Türen aufschwangen.
Einige wollten auch die Treppen nehmen und liefen die zahlreichen Stufen hoch.
Adrienne und Ruth schauten sich an. »Wo willst du hin?« fragte Ruth.
»Ich weiß nicht.«
»Sollen wir nach ganz oben gehen?«
Adrienne nickte. »Weshalb nicht? Es ist die schönste Kugel. Dort können wir die Macht des Auges genießen.« Sie lachte und drückte Ruth an sich.
Da sie ziemlich im Hintergrund standen, schafften sie es nicht, mit der ersten Fuhre des Lifts in die Höhe geschossen zu werden. Aber sie hatten Zeit. Die Magie des Auges würde ihnen nicht weglaufen, ebensowenig wie Kadek.
Die Halle hatte sich teilweise geleert. Wer jetzt noch wartete, der wollte nach oben.
»Spürst du es auch?« fragte Ruth. »Es ist wie ein Brennen, das in meinem Körper steckt. Als würde eine andere Kraft meine ganze Seele durchleuchten.«
Adrienne lächelte geheimnisvoll. »Ich weiß, wovon du redest. Es ist das Auge, nur das Auge. Seine Kraft erreicht uns schon hier. Und Radek ist der große Herrscher über die neun Höllenkreise.«
»Wenn ich ihn endlich sehen könnte«, flüsterte Ruth. »Ich bin so gespannt auf ihn. Sicherlich ist er ein wundervoller Mann.«
Adrienne nickte. »Der Teufel ist immer schön!« erklärte sie. »Wie er auch erscheint, er wird uns gefallen.«
»Ja, das hoffe ich sehr.«
Sie standen vor der blaugrau glänzenden Lifttür. Sie lag in einer Nische, deren Innenränder in einem hellen Rot gestrichen waren. Plötzlich schwang die Tür zurück.
Niemand stieg aus.
Adrienne und Ruth betraten die Kabine und ließen sich nach oben schießen, auf den Weg zu Radek…
***
Maurice Reuven war manchmal so nervös, daß er sich während der Fahrt als Fremdenführer betätigte. Er erzählte uns einiges über das Atomium, das weder Bill noch ich wußten.
»102,5 Meter ist es hoch, die Kugeln besitzen einen Durchmesser von 18 Metern und die sie verbindenden Rohre sind 22 und 29 Meter lang. In den Rohren befinden sich Metall-und auch Rolltreppen. Letztere für die Besucher.«
»Da ist das >Manneken-Pis< aber kleiner« meinte Bill und erinnerte mit seinen Worten an das andere Wahrzeichen der Stadt Brüssel.
»Ist dir das wegen der Rohre eingefallen?« fragte ich grinsend.
»Auch.«
»Schäm dich.«
Wir lachten beide, so daß sich die Spannung etwas löste. Reuven ließ sich nicht davon beirren und berichtete weiter über das Atomium, das es ihm angetan hatte.
»Man hat die 200-milliardenfache Vergrößerung eines Eisenmoleküls mit neun Hohlkugeln von 18 Metern Durchmesser genommen, die durch drei
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