Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mordbeichte

Die Mordbeichte

Titel: Die Mordbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Sie haben sich geirrt. Gewalt führt nie zu einem Ziel. Das hätte ich Ihnen vorher sagen können. Aber Krasko« – da Costa schüttelte den Kopf –, »das verstehe ich nicht.«
      »Schauen Sie, wir leben in verschiedenen Welten. Men schen wie Meehan sind Abtrünnige. Ich auch. Krasko war ein Hurenbock, ein Zuhälter, ein Rauschgifthändler …«
      »Den Sie ermordeten.«
      »Ich kämpfte für eine Sache, Pater, tötete dafür, selbst als ich aufhörte, daran zu glauben, daß sie auch nur ein einziges Menschenleben wert war. Das war Mord. Jetzt töte ich nur Schweine.«
      Ekel und Selbstverachtung sprachen aus jedem Wort.
      »Ich verbrachte mehrere Jahre in einem chinesischen kom munistischen Gefangenenlager in Korea«, erzählte da Costa. »Es war als Schulungszentrum bekannt.«
    »Gehirnwäsche?« fragte Fallon interessiert.
      »Genau das. Von ihrer Warte aus war ich ein besonderes Zielobjekt – wenn man die Haltung der katholischen Kirche dem Kommunismus gegenüber bedenkt. Man bediente sich einer ganz außerordentlich einfachen Technik, die so oft zum Erfolg führt: Man versuchte die Schuldkomplexe in jedem einzelnen anzusprechen. Mich fragte man als erstes, ob ich in meiner Missionsstation jemanden hätte, der für mich putzt und mir mein Bett macht. Als ich bejahte, zitierte man die Bibel. Ich erlaubte jemandem, dem ich zu helfen gekommen war, mir zu dienen. Erstaunlich, wie schuldig ich mich fühlte.«
      Pater da Costa erzählte weiter. Sie hatten die dunklen Seiten in jedem Menschen aufzudecken versucht. Erst dann hatte die Umerziehung eingesetzt. Bei ihm hatten sie es mit Sex ver sucht. Sie hatten ihn drei Monate lang in einer feuchten Zelle halb verhungern lassen und ihn dann in ein Bett zwischen zwei junge Frauen gelegt. Aber die Erektion, die er hatte, war unter den Umständen eine vollkommen verständliche chemi sche Reaktion, fand da Costa.
      »Gott hätte die Sache nicht anders beurteilt.«
      »So sind Sie also ohne alle Sünde«, bemerkte Fallon.
      »Ganz und gar nicht. Ich bin ein sehr gewalttätiger Mann, Mr. Fallon. Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich Freude am Töten hatte. Wahrscheinlich hätten die Umschuler Erfolg gehabt, wenn sie es damit bei mir versucht hätten. Um dieser Seite in mir zu entfliehen, trat ich der Kirche bei. Es war – und es ist noch – meine größte Schwäche, aber wenigstens weiß ich darum. Und Sie?«
      »Was verlangen Sie von mir –, daß ich den Becher bis zur Neige austrinke?« Fallon stieg die Stufen zur Kanzel empor. »Mir ist niemals bewußt geworden, daß Sie so eine gute Aussicht von hier oben haben. Was wollen Sie, daß ich
    sage?«
    »Es steht Ihnen frei.«
      »Gut, Wir sind letztlich allein. Nichts ist von Dauer. Nichts hat einen Sinn.«
      »Sie haben unrecht. Sie haben Gott vergessen.«
      »Gott?« schrie Fallon. »Was für ein Gott ist das, der eine Welt zuläßt, in der Kinder in einer Minute glücklich singen – und in der nächsten blutig zerfetzt werden? Können Sie wirklich ehrlich behaupten, daß Sie immer noch an einen Gott glauben, nach dem, was man Ihnen in Korea angetan hat? Wollen Sie mir sagen, daß Sie nie auch nur einen einzigen Moment schwankend geworden sind?«
      »Kraft erwächst einem immer aus der Not«, erklärte da Costa. »Sechs Monate habe ich am Ende einer Kette im Fin stern in meinem eigenen Kot gelegen, und es gab einen Mo ment, da wäre ich zu allem fähig gewesen. Doch dann rollte der Stein beiseite, und ich roch den Duft des Grabes und sah ihn heraussteigen. Und da wußte ich es, Fallon. Wußte es.«
      »Wenn er existiert, Ihr Gott, dann wünschte ich, daß Sie ihn verdammt noch mal dazu bringen, sich für etwas zu ent scheiden.«
      »Haben Sie denn nichts gelernt?«
      »O ja. Ich habe gelernt, mit einem Lächeln zu töten. Aber die wichtigste Lektion lernte ich zu spät.«
      »Und welche war das?«
      »Daß es sich für nichts auf der Welt zu sterben lohnt.«
      Fallon kam die Kanzelstufen herunter und blieb neben da Costa stehen. »Und das schlimmste ist, daß es sich auch für nichts zu leben lohnt.«
      Er schritt das Seitenschiff entlang. Seine Schritte hallten durch die Kirche. Die Tür schlug zu, die Kerzen flackerten.
      Pater da Costa kniete nieder und betete – mit einer Intensität wie selten.

      Nach einer Weile öffnete sich eine Tür, und eine vertraute Stimme fragte: »Onkel Michael, bist du da?«
      »Hier!«
      Sie kam auf

Weitere Kostenlose Bücher