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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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und sichtbar zu machen. Die Frequenz, in der Cliff und Arlene miteinander sprachen, verursachte lange Wellenlinien auf einer grünlich schimmernden Scheibe, und die Signale der Wespe wurden als spitze, kurze Zacken aufgezeichnet.
    Ein Richtmikrophon war auf die Blüte und die engere Umgebung justiert. Cliff versuchte, einen Rhythmus zu erkennen, aber die Reihenfolge der Signale verlief völlig ungeordnet. Es schien, als versuche die Wespe mehr oder weniger flüssig, durch Selbstgespräche mit einem Problem fertig zu werden, indem sie es artikulierte. Auf dem Leuchtschirm erschien eine dritte Linie, die nach oben runde Ausbuchtungen zeigte. Ein bekannter Rhythmus ... Schritte.
    Ein Schatten fiel auf die Sandfläche.
    Cliff wälzte sich auf die Seite und sah direkt in die Sonne. Davor erkannte er die Silhouette von Helga Legrelle. Der Kragen der Borduniform war weit geöffnet; es war Mittag und sehr heiß, und im Schiff arbeiteten die Kühlanlagen.
    »Helga! Willst du uns helfen?«
    Helgas Gesichtsausdruck sprach genügend deutlich aus, was sie dachte. Sie setzte sich neben Cliff auf den Boden und zog aus dem Ärmel ein zusammengerolltes Stück eines breiten Plastikbandes hervor. Cliff erkannte sofort, daß es ein Funkspruch sein mußte, den die Maschine ausgedruckt hatte.
    »Woher?« fragte Cliff knapp und rollte den Streifen halb aus.
    Obwohl sich Arlene und Helga blendend verstanden, war zwischen ihnen fast etwas wie Eifersucht zu spüren. Seit undenklicher Zeit war Helga in Cliff auf eine eigentümliche Weise verliebt; sie wußte, daß eine Bindung zwischen ihnen sinnlos und unmöglich war, aber sie mißtraute jedem weiblichen Wesen in Cliffs Nähe. Auch Tamara Jagellovsk.
    »Von der Erde. Wamsler.«
    Cliff schob die dunkle Brille in die Stirn und begann zu lesen.
    »T.R.A.V. an McLane in ORION VIII. – h.s. und d ... über Earth Outer Space Station IV und Relais:
    Lage auf der Erde weiterhin hoffnungslos. Menge der Mordwespen nicht geringer. Bisher dreißig Tote in allen Teilen der Erde. Teams und zahllose Helfer kämpfen gegen Milliarden von Insekten. Jeder Sprechverkehr unmöglich, auch Tiere werden angegriffen und getötet. Schaden geht in die Millionen. Bitte um Auskunft, ob bereits ein Mittel gefunden worden ist, wenn nicht, erbitten dringliches Weitersuchen. Es eilt, McLane! gez. Wamsler. Ende.«
    Cliff wiederholte den Text leise und blickte nacheinander die beiden Mädchen an.
    »Seit drei Tagen suchen wir. Drei Teams arbeiten hier rund um das Schiff und lassen sich in der Sonne braten. Wir haben nichts gefunden. Was sollen wir tun?«
    Ratlos zuckte Arlene die Schultern.
    »Ich weiß es auch nicht mehr. Wir haben uns die Köpfe zermartert.«
    Helga wischte den Schweiß von der Stirn und stand auf; Cliff reichte ihr die Hand, auf die sie sich stützte.
    »Ich habe nicht durch die Armbandfunkanlage sprechen wollen«, erklärte Helga, »um die Geräte nicht in Unordnung zu bringen.«
    »Danke«, sagte Cliff.
    Helga ging und ließ Cliff und Arlene zurück. Die drei Teams arbeiteten an drei verschiedenen Stellen. Etwa in der Mitte eines gleichschenkligen Dreiecks stand die ORION, deren silberner Diskus die Landschaft beherrschte. Sie bestand im wesentlichen aus Sand und kleinen Felsen, aus den auffällig langen Rankenpflanzen und kleinen Moospolstern, aus einzelnen Schilfinseln und Büscheln eines spitzen, lederartigen Grases. Über allem lag meistens ein leichter Nebel, und zur Zeit brannte die Sonne herunter wie in Australien. Der einzige Vorteil, der bisher festzustellen gewesen war, schien in der Sonnenbräune aller sieben Teilnehmer zu liegen.
    »Woran denkst du?« fragte Arlene. Sie starrte noch immer auf den Schirm. Jetzt war die Wespe am oberen Rand der Blüte und untersuchte die Blätter.
    »Daran, daß die Situation einigermaßen grotesk ist. Insekten, die normalerweise niemanden stören, haben die Erde in einen schweigenden Planeten verwandelt.«
    Arlene deutete auf den Schirm. Die Wespe turnte schnell den Blütenkelchen entlang und stieß eine Serie spitzer, schneller Laute aus. Das Zirpen, für die menschlichen Trommelfelle unhörbar, bewegte sich in Frequenzen zwischen 180.000 und 190.000 Schwingungen. Auf diese Einstellung war das Gerät jetzt justiert.
    »Und dabei sind die Insekten ziemlich laut. Könnten wir es hören, würden wir vermutlich vom Gegenteil überzeugt sein. Die Erde ist ein Planet geworden, auf dem der Ultraschall regiert.«
    »Was uns«, schränkte Cliff ein, »auch nicht

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