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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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den Ohren von Tamara die Halle mit dem Klang einer Orgel zu erfüllen. Sie war verzweifelt, drehte sich blitzschnell um und sah, daß nur noch wenige Kinder in der Halle waren. Der Rest rannte durch den Gang.
    Ein elfjähriger Junge mit Stupsnase und einer Menge Sommersprossen blieb neben ihr stehen und hob seine Hand. Der riesige Baseballhandschuh daran war größer als sein Kopf.
    »Ich fang' sie auf, wirklich!« sagte er.
    Tamara gab keine Antwort. Sie merkte, daß keine weiteren Wespen mehr durch das Loch kamen. Vermutlich waren die drei eingedrungenen durch die vielen Stimmen unsicher gemacht worden und hatten kein Ziel unter zu vielen Zielen gefunden. Sie zielte, bewegte den Lauf der Waffe und traf eine Wespe. Die anderen beiden summten hinter ihr.
    Tamara wirbelte angsterfüllt herum.
    Sie schoß eine Wespe kaum zwanzig Zentimeter von einem blonden Haarschopf entfernt aus der Luft, und dann hörte sie neben sich eine Stimme.
    »Hierher, blöde Wespe.«
    Das letzte Insekt schwirrte im Zickzack direkt vor den letzten Kindern auf Tamara zu, die es mit dem Lauf des Paralysators verfolgte. Obwohl sie wußte, daß es für ein Kind unter Umständen tödlich sein würde, von dem Strahl getroffen zu werden, würde sie nicht zögern, selbst dieses Risiko einzugehen. Die Wespe schlug förmlich einen Haken, schwebte zornig aufsummend zur Seite und ...
    »Ich hab' sie!« schrie der Junge laut.
    Tamara fühlte, wie ihr Herz einmal aussetzte. Das Insekt war mit vorgestrecktem Stachel direkt im Zentrum des Baseballhandschuhs gelandet, steckte fest, und jetzt klappte der Junge den Handschuh einfach zusammen. Es gab ein häßliches Geräusch. Tamara blickte nach oben. Keine Wespen drangen nach, dann hörte sie das Geräusch der Tür. Plötzlich war es im Turnsaal sehr still, und die Stimme des Lehrers kam wie aus weiter Ferne.
    »Ich glaube«, sagte er, »die Gefahr ist vorbei.«
    Tamara steckte den anderen Strahler wieder ein und ging, eine Hand um den Kopf des Jungen gelegt, durch die Tür. Der Lehrer schloß sie und drehte den Arretierungsknopf herum. Dann zog er ein Stück Kreide aus der Tasche und schrieb Turnsaal gesperrt – Öffnung! auf das Kunststoffurnier.
    »Du bist ein tapferer kleiner Kerl«, sagte Tamara schwach. Ihre Knie zitterten. »Wie heißt du?«
    Mit unüberhörbarem Selbstbewußtsein sagte der Kleine:
    »Ich heiße Murmel.«
    Tamara war zu erschöpft, um über den merkwürdigen Namen nachzudenken. Sie ging den langen Korridor entlang und hoffte, daß Cliff bald mit einer Lösung dieses Problems zurückkommen würde. Obwohl pausenlos mehr Insekten vernichtet wurden, als es Verteidiger gab, schienen sie aus geheimnisvollen Quellen zu kommen und nicht weniger zu werden.
    So oder ähnlich ging es auf dem gesamten Planeten vor sich. Abgesehen von den Gebieten, in denen es zu kalt oder zu naß war, in denen keine Pflanzen wuchsen, passierten solche und ähnliche Dinge von Feuerland bis nach Japan.
    Und – die Verteidiger wurden müde.

 
7
     
    Der dritte Tag auf Jackhammer.
    Die dritte Spanne von jeweils vierundzwanzig Stunden, in denen sieben Terraner nichts anderes getan hatten als Insekten beobachtet.
    Fliegende, ruhende, angreifende und satte Wespen der Gattung Chlorion ichneumoneum jackhammerii .
    »Es ist zum Verzweifeln, Cliff!« sagte Arlene leise.
    Sie lagen nebeneinander auf einer großen Decke. Vor ihnen waren technische Geräte aufgebaut, deren Wert ziemlich groß sein mußte: Linsensätze, ein Schallgerät und Vergrößerungsschirme. Die große, blauvergütete Optik mit dem weit vorgezogenen Blendschutz richtete sich auf eine der bekannten Blüten.
    »Ich habe ein Gefühl«, sagte Cliff, »als würden wir in Kürze entweder eine sehr vorteilhafte oder eine niederschmetternde Entdeckung machen.«
    Arlene schwieg.
    Cliff zog die Brille über die Augen und starrte auf den kleinen Schirm des Wiedergabegerätes. Dort war eine ausgewachsene Mordwespe der harmlosen, weil nicht bestrahlten Art dieses Planeten zu sehen. Sie spazierte auf einer der langen Ranken entlang und verhielt bei jeder der spitzen Dornen.
    »Dieses Tier scheint etwas Bestimmtes zu suchen«, brummte Cliff und betrachtete die Wespe weiter. Sie blieb stehen, suchte mit den langen Beinen rund um den Dorn den Stamm ab und lief dann weiter. Der lange Stachel war eingezogen. Jetzt erreichte das Insekt den unteren Rand der Blüte.
    »Sie gibt Nachricht!« sagte Arlene.
    Vor ihnen stand ein Gerät, das in der Lage war, Schall aufzunehmen

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