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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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gerade weiterhilft.«
    »Nein.«
    Sie schwiegen. Während sie die Schirme beobachteten und versuchten, aus jeder Bewegung des Insekts eine Möglichkeit abzuleiten, lagen ihre Hände aufeinander. Beide wußten, daß diese zwei Raumflüge alles waren und blieben; jeder von ihnen würde nach der letzten Landung seinen Weg gehen.
    Jetzt kam eine gewisse Unruhe in die Bewegungen der Wespe.
    Sie hatte eine Umrundung der Blüte beendet und balancierte auf vier Beinen auf dem Rand des obersten Kelchblattes. Sie schien satt zu sein von der Beute; kleinen Raupen und Faltern, die sie im Innern der geöffneten Blüte gefunden hatte. Wie betrunken entfaltete sie die vier durchscheinenden Flügel, machte einige Bewegungen mit dem Vorderleib und flog auf.
    Ein Endglied blieb im Blütenblatt hängen, und die Bewegung verwandelte sich in einen Sturz. Jetzt erschienen auf dem Oszillograph wirre Zackenlinien, die von links nach rechts verliefen. Schwarze Linien auf grüngelbem Grund. Die Wespe kippte in der Luft, überschlug sich, und die Flügel wurden von der Spitze des Dorns zerfetzt. Das Insekt prallte auf die borkige Ranke, zitterte hilflos und kippte den Stachel nach vorn. Dann lag sie auf dem Rücken, und die Reste der zerschlitzten und aufgefaserten Flügel arbeiteten. Sie bewegten durch die schnellen Bewegungen die Wespe wie einen Kreisel. Dann lag sie still, und nur die Beine zitterten.
    Die Linien auf dem Schirm wurden gerade, verliefen horizontal.
    »Was sollen wir davon halten?« fragte Cliff.
    »Nichts. Sie wird verenden.«
    »Diese Chlorion sind keine singulären Wespen, sondern bilden Völker. Vielleicht helfen ihr die anderen«, sagte Cliff, aber er war nicht davon überzeugt. Sie warteten weiter, regungslos.
    Einige Minuten vergingen.
    Das Bild auf dem vergrößernden Schirm war bestechend genau und farbgetreu, die dreidimensionale Wiedergabe zeigte ein frappierendes Abbild des Geschehens. Die Wespe lag regungslos auf dem Rücken und schien sich zu sammeln. Cliff wurde die Überlegung nicht los, daß sie nachdachte, wie sie sich aus ihrer üblen Lage befreien könne. Natürlich war seine Überlegung reiner Unsinn, sagte er sich, aber vielleicht wurden jetzt Instinkte eingesetzt, die zu einer Lösung führten. Zur Lösung des Existenzproblems der Mordwespe, nicht der Erde.
    »Hier! Der Oszillograph!«
    Arlene klopfte mit dem Fingernagel gegen den Schirm.
    Das Insekt krümmte jetzt die Beine, ergriff ein Stück der borkigen Rinde und zog sich mit drei Gliedmaßen gleichzeitig zur Seite. Der Stachel half mit, und in Sekundenschnelle stand die Wespe wieder auf dem Stamm. Die zerschlissenen Flügel waren deutlich zu sehen.
    »Sollen das Signale sein?«
    Das Insekt erzeugte Ultraschall hoher Frequenz. Über den Schirm huschten eine Reihe von Zacken, die durch flache Striche getrennt waren. Jetzt war ein deutlicher Rhythmus festzustellen. Schnell, langsam, schnell ... eine nicht mehr zu verfolgende Reihe von Signalen. Offensichtlich bat die Wespe um Hilfe.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, stellte Arlene fest.
    »Welche?« fragte Cliff und robbte auf den Ellenbogen näher an den Sichtschirm heran.
    »Entweder ist diese Signalfolge ohne Bedeutung für die Artgenossen, oder sie sollen damit herbeigerufen werden. An der Stärke der Linien siehst du, daß die Energie relativ hoch ist und vermutlich ziemlich weit reicht.«
    Cliff zuckte die Schultern.
    »Und wenn jetzt ein Schwarm Wespen auftaucht? Was werden sie tun?«
    Arlene lächelte etwas.
    »Auch da gibt es vermutlich zwei Möglichkeiten. Entweder helfen sie der flugunfähigen Wespe, oder ...«
    Cliff sah in ihre Augen.
    »Oder ...?« fragte er.
    »Sie töten ihre Artgenossin.«
    Die Signale hatten nach einer Weile aufgehört, jetzt wurden sie fortgesetzt. Wieder bevölkerte sich der Schirm mit zitternden Linien, die nach einer halben Sekunde wieder verschwanden. Ultraschall mit Schwingungen bis zu einhundertneunzigtausendmal in einer Sekunde.
    »Sie kommen!«
    In der Luft war das charakteristische Summen der Insekten.
    Ungefähr zehn Wespen schwirrten heran.
    Sie ließen sich in einem Kreis rings um die verletzte Wespe nieder und streckten die langen, vibrierenden Fühler aus. Der Schirm faßte die Menge nicht mehr, und Cliff schaltete die Vergrößerung um eine Stufe herunter. Jetzt sah er alle Insekten, aber die Wiedergabe litt etwas darunter.
    »Was tun sie?«
    »Sie tauschen Nachrichten aus. Informationen. Der Unfallbericht«, stellte Arlene mit wissenschaftlicher

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