Die Mordwespen (Orion 12)
andere ...
ZEHN!
Cliff stellte vorsichtig die Tasse auf den Zentralschirm, der das Bild der Natur wiedergab und lehnte sich zurück. Er holte dreimal tief Atem, dann erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht.
»Charger!« sagte er laut.
Der Entomologe mit dem Bart setzte erschrocken die Brille auf und fuhr herum.
»Was ist los?« fragte er. »Hat jemand eine unschickliche Bemerkung gemacht?«
»Mitnichten«, erwiderte Cliff. »Ich habe eine Idee. Eine unwahrscheinlich phantastisch klingende Idee, aber sie wird funktionieren, denke ich. Ich glaube, die Raumfahrer sind doch nicht so ohne!«
Arlene erwiderte ruhig:
»Besonders gewisse Exemplare. Berichten Sie Kommandant!«
Cliff schüttelte den Kopf.
»Nein. Hört zu ... ich wende mich an meine Bordwissenschaftler. Ist es möglich, Hasso und Mario, ein Gerät zu bauen oder ein vorhandenes umzubauen, das Schallwellen von hundertneunzigtausend Hertz aufnimmt. Sehr exakt aufnimmt?«
Mario bejahte ohne Zögern.
»Wir brauchen nur einen unserer Recorder zu nehmen und einen anderen Aufnahmekopf einzubauen. Richtmikrophone haben wir genug, außerdem ist ein solches bei der mitgenommenen Ausrüstung unserer Freunde.«
Er deutete auf Charger, der heftig nickte.
»Sie wollen die Signale der Insekten aufnehmen, Oberst?« fragte Charger und leckte sich die Lippen.
Wieder grinste Cliff und schüttelte den Kopf.
»Nein.«
»Mann!« sagte Charger fast bewundernd. »Sie verstehen es wirklich, eine harmlose Sache mit einer Dramatik zu versehen, als handle es sich um ein Hörspiel. Was haben Sie vor?«
Cliff wandte sich an Mario.
»Ist es ferner möglich, mit Hilfe eines unserer Sender diese Frequenz wieder abzustrahlen?«
»Auch das läßt sich machen«, sagte Mario und zwinkerte Hasso zu. »Wir brauchen nur die Bauteile eines Reservesenders zusammenzustecken. Diese Reserve ist für die beiden LANCETS gedacht. Wir können also die Signale aufnehmen und verstärkt wiedergeben.«
Arlene lachte auf.
»Wir sind wirklich betriebsblind, Charger!« sagte sie laut. »Cliff ... Cliff McLane will die Signale aufnehmen, die eine verwundete Wespe ausschickt, um ihre Artgenossen herbeizurufen. Kannst du dir vorstellen, was geschieht, wenn das Raumschiff wie eine übergroße Wespe diese Signale aussendet?«
Charger hatte schon verstanden, als Arlene zum Sprechen angesetzt hatte. Er grinste jetzt ebenfalls und schlug Mario de Monti mit der Faust gegen den Oberarm; eine kameradschaftliche Geste.
»Sämtliche Chlorion ichneumonea des Planeten Jackhammer werden sich hier versammeln und versuchen, uns in eines ihrer Nester abzuschleppen. Ein Hoch auf Kapitän McLane!«
Cliff berichtigte trocken:
»Kommandant genügt.«
Dann war er wieder der Cliff McLane, als den ihn seine Mannschaft aus den guten Tagen ihrer gemeinsamen Einsätze kannte. Kühl, schnell denkend und präzise. Er gab eine Reihe von Anordnungen.
»Zuerst trinken wir alle noch ein Glas auf den Einfall. Dann machen sich Mario und Hasso daran, ein tragbares Aufnahmegerät zu konstruieren. Anschließend stellen sie den Sender auf, der vom Schiff aus ferngesteuert werden wird. Arlene und Charger gehen hinaus, holen die Instrumente und fangen dabei ein paar Wespen. Helga räumt die Tassen weg, und Atan und ich holen die Ausrüstung der beiden anderen Teams. Einverstanden?«
»Wir fliegen!« versicherten Mario und Hasso wie aus einem Mund.
»Und wir rennen, Kommandant!« schloß Charger.
Arlene warf Cliff noch einen Blick voller grenzenloser Hochachtung und Bewunderung zu, dann fuhr sie mit Charger im kleinen Lift nach unten.
Plötzlich sah die Situation optimistischer aus.
*
In einem Fangbehälter, der oben geöffnet war, lag eine Wespe auf dem Rücken. Ein langer, dünner Glasstab, der in der Hand Arlenes endete, drückte das Insekt vorsichtig an den Boden. Das Richtmikrophon der Aufnahmeapparatur war an einem Stativ befestigt worden und zielte hinunter in den großen Würfel aus durchsichtigem Material, in dem sich winzige Löcher befanden.
Auf einem kleinen Tisch stand der Recorder, und vom Schiff her schlängelte sich ein dünnes, weißes Kabel.
»Fertig?«
Cliff McLane stand neben Arlene und sah in den Kasten hinein. Das Insekt bewegte schlaff die Beine und fuhr den zitternden Stachel aus.
Mario legte seinen Finger auf die Ein -Taste des Bandgerätes.
»Von mir aus kann es losgehen«, brummte er. Seine Stimme rief eine Reihe von Kurven aus dem Oszillograph hervor.
»Bitte!« sagte
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