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Die Morgengabe

Die Morgengabe

Titel: Die Morgengabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ibbotson
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Armen.
    «Entschuldigen Sie, aber könnten Sie
den Hund mit nach oben nehmen? Pilly wollte es eigentlich tun, aber sie muß
jetzt kochen, und ich habe Martha versprochen, daß er bestimmt zurückkommt.»
    «Warum bringen Sie ihn nicht selbst
hinauf? Sie haben sich ja offensichtlich schon mit Martha angefreundet.»
    «Nein.»
    Er erinnerte sich an ihre Weigerung,
zum Mittagessen zu kommen, und in der Absicht, sie zu necken, sagte er:
«Irgendwann werden Sie sich das Haus aber einmal ansehen müssen. Denn wenn ich
fallen sollte, ehe Mr. Proudfoot uns scheiden kann, wird Bowmont Ihnen
gehören.»
    Ihre Reaktion verblüffte ihn. Sie
war zornig; ihr Gesicht verzerrt – beinahe erwartete er, daß sie mit dem Fuß
aufstampfen würde.
    «Wie können Sie sich unterstehen, so
zu reden! Wie können Sie es wagen? Mr. Chamberlain hat gesagt, daß es keinen
Krieg geben wird, er hat es versprochen – und selbst wenn es Krieg geben sollte,
brauchen Sie überhaupt nicht an die Front. Es war ganz und gar nicht nötig, daß
Sie da zur Marine hinaufgefahren sind, das haben alle gesagt. Sie könnten mit
Ihrer wissenschaftlichen Arbeit viel mehr nützen. Sich freiwillig zu melden,
war nichts als falsches Heldentum. Und dumm dazu.»
    «Aber Ruth. Ich habe doch nur einen
Scherz gemacht.»
    «Genau die Art von Scherz, die man
von einem Engländer erwarten kann. Scherze über Tod und Sterben.»
    Sie stieß ihm das Hündchen in die
Arme, machte kehrt und rannte den Hang hinunter.
    «Als Frau stand mir dieser Sport leider nicht offen», sagte
Verena, die sich bemühte, Lord Rothley in ein Gespräch über die Sauhatz zu
ziehen. «Aber ich habe mir das in Indien oft angesehen und fand es
faszinierend.»
    Lord Rothley murmelte etwas
Unverständliches und hielt Turton sein Glas hin, der es bereitwillig mit
Whisky auffüllte.
    Es war eine kleine Gesellschaft: die
Rothleys, die StantonDerbys und die verwitwete Bobo Bainbridge. Sie hatten
sich eingefunden, um die Placketts willkommen zu heißen und die Pläne für
Verenas Geburtstagsfeier zu besprechen. Selbstverständlich hatte Verena, die
sich so gewissenhaft auf Sir Harold und seine Knochenfische vorbereitet hatte,
die Northumberland Gazette gründlich studiert, um sich über die
Interessen der Gäste zu informieren. Im Fall Lord Rothleys allerdings hatte ihr
der kleine Druck einen Streich gespielt: Seine Lordschaft interessierte sich
nämlich nicht für die Sauhatz, sondern für die Sauzucht.
    Nachdem Verena sich ihrer Pflicht
ihm gegenüber entledigt hatte, gesellte sie sich zu Hugo Stanton-Derby, der mit
Lady Plackett am offenen Kamin stand. Das innige Einverständnis zwischen
Mutter und Tochter hatte den beiden erlaubt, sich die Arbeit zu teilen: Verena
hatte sich in der Bibliothek die Encyclopedia Britannica vorgenommen, um
über georgianische Schnupftabaksdosen nachzulesen, die Stanton-Derby sammelte,
und Lady Plakkett hatte sich todesmutig in die Financial Times vertieft,
da der gute Hugo von Beruf Börsenmakler war.
    Das Gespräch war demzufolge
wohlinformiert und intelligent, und als Verena sich danach den Damen zuwandte,
fanden auch diese in ihr eine verständnisvolle und teilnehmende Zuhörerin. Es
ging, wie nicht anders zu erwarten, wieder einmal um die Flüchtlinge, die Quin
ihnen aufgedrängt hatte. Sie waren schwierig und undankbar. Ann Rothleys
entlassener Stallknecht war von der Northern Opera Company engagiert worden und
hatte das gesamte Personal in Aufruhr gebracht.
    «Sie wollen alle freihaben, um nach
Newcastle zu fahren und ihn in dieser albernen Oper singen zu hören – ihr wißt
schon, die, in der sie ein Manuskript verbrennen, um sich warmzuhalten. Diese
Boheme-Geschichte.»
    Und auch Helens Chauffeur machte
Ärger: Er hatte damit gedroht, nach London zu gehen, um sich dort einem
Streichquartett anzuschließen.
    «Nun, wenn er das tut, dann brauchst
du dir wenigstens nicht ständig diese Kammermusik anzuhören», meinte Frances.
    Aber so einfach war es natürlich
nicht.
    «Nun ja, er macht seine Arbeit an
sich sehr gut», entgegnete Helen, «und er ist viel billiger als ein Engländer.»
    Nur mit Bobo Bainbridge versuchte
Verena gar nicht erst ins Gespräch zu kommen. Bobo, deren geliebter Mann vor
neun Monaten plötzlich gestorben war und deren Schwiegermutter von offen zur
Schau getragenem Schmerz nichts hielt, lavierte sich jetzt mit Hilfe
großzügiger Dosen vom Amontillado durch ihre gesellschaftlichen
Verpflichtungen, und für Frauen, die sich auf solche Art

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