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Die Morgengabe

Die Morgengabe

Titel: Die Morgengabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ibbotson
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gehenließen, hatte
Verena nichts als Verachtung.
    Um neun Uhr verschwand Quin mit den
Männern zum Billardspiel in der Bibliothek, und die Frauen konnten sich den
Planungen für Verenas Geburtstagsfeier widmen. Diese mauserte sich zu Frances'
Bestürzung sehr schnell zu einer viel größeren Sache, als von ihr beabsichtigt.
Ihr Vorschlag, ein kaltes Buffet richten zu lassen und ein Grammophon
aufzustellen, damit die jungen Leute tanzen konnten, quittierte Lady Plackett
mit schockiert hochgezogenen Brauen.
    «Ein Grammophon?» sagte sie pikiert.
«Wenn es eine Sache der Kosten ist ...»
    «Aber nein, natürlich nicht»,
unterbrach Ann Rothley ziemlich verärgert über diesen Schnitzer. «Weißt du,
Frances, drüben in Rothley fängt gerade eine sehr gute kleine Drei-Mann-Kapelle
an – man täte noch ein gutes Werk, wenn man ihnen Arbeit gibt.»
    Man einigte sich also auf die
Drei-Mann-Kapelle, und Helen Stanton-Derby fegte Lady Placketts Vorschlag, vom
Blumenhändler in Alnwick Lilien und Rosen kommen zu lassen, vom Tisch und sagte, den Blumenschmuck werde sie
übernehmen. «In den Hekken wächst jetzt so vieles – Waldrebe und blauer
Liguster und Hagebutten –, daß man da zusammen mit ein paar Blumen aus dem
Garten die schönsten Arrangements machen kann.»
    «Und als Getränk dachte ich an
Glühwein», sagte Frances. «Die Köchin hat ein ganz ausgezeichnetes Rezept.»
    Doch Glühwein fand Lady Plackett so
schockierend wie das Grammophon, und sie fragte, ob sie eine Kiste Champagner
beisteuern dürfte. Dieses Angebot jedoch lehnte Frances ab. «Ich werde mit Quin
sprechen», sagte sie entschieden. «Er ist für den Keller zuständig.» Darauf
ging man zur Diskussion über Speisenfolge und Gästeliste über.
    Die Kommentare über Verena, als die
Herrschaften nach Hause fuhren, waren nicht unfreundlich.
    «Ein sehr vernünftiges Mädchen»,
stellte Ann Rothley fest, und ihr Mann brummte zustimmend, sagte jedoch, er sei
überrascht, daß Quin, der immer so bildhübsche Freundinnen gehabt habe, eine
Frau heiraten wolle, die, wenn man es einmal genau betrachtete, wie ein
römischer Senator aussah.
    Seine Frau war anderer Meinung. «Sie
ist eine Persönlichkeit. Sie braucht nur ein wirklich hübsches Kleid für das
Fest, dann ist sie so attraktiv, wie man es sich nur wünschen kann.»
    Aus dem Fond des Wagens kam
unerwartet die Stimme der vermeintlich schlafenden Bobo Bainbridge. «Das muß
dann aber schon ein sehr hübsches Kleid
sein», sagte sie und schloß wieder die Augen.
    Frances war derweilen ihrem Neffen in den Turm hinauf
gefolgt – etwas, das sie höchst selten tat –, um ihn wegen der Getränke zu
konsultieren.
    «Ach ja, Verenas Fest.» Quin hatte
den Diskussionen über dieses Ereignis so wenig Beachtung gezollt, daß er Mühe
hatte, sich zu erinnern. «Das steigt am Freitag in einer Woche, nicht? Möchte
Verena, daß ich mich auch kurz sehen lasse, oder möchte sie lieber mit ihren
Freunden allein feiern?»
    Frances starrte ihn fassungslos an.
«Aber natürlich möchte sie, daß du dabei bist. Es würde doch sehr eigenartig
wirken, wenn du dich nicht blicken ließest.» Und dann sagte sie zaghaft: «Du
magst Verena doch, nicht wahr?»
    «Ja, ein ordentliches Mädchen»,
antwortete Quin zerstreut. «Wen habt ihr denn eingeladen?»
    «Rollo kommt von Sandhurst herauf –
er hat das Ehrenschwert bekommen, hat Ann dir das erzählt? Er bringt einen
Freund mit, der in dasselbe Regiment eintreten möchte. Und die BainbridgeZwillinge
haben Urlaub von der Air Force und ...»
    «Von der Air Force? Mick und Leo?
Aber sie sind doch höchstens sechzehn!»
    «Sie sind achtzehn – sie sind als
Kadetten eingetreten. Bobo hoffte, wenigstens einer von ihnen würde auf dem
Boden bleiben, aber sie haben ja immer alles gemeinsam unternommen; sie sind
jetzt beide voll ausgebildete Piloten.»
    «Mein Gott!» Die Zwillinge hatten
Bobo nach dem Tod ihres Mannes am Leben gehalten. Wenn sie nach Hause kamen,
trank sie nicht, wurde wieder die liebenswürdige, lustige Person, die sie seine
ganze Kindheit lang gewesen war.
    «Und Helens Töchter kommen beide aus
London herauf. Caroline heiratet übrigens bald diesen netten rothaarigen
Jungen, der bei der Marineinfanterie ist – Dick Alleson.» Caroline hatte
jahrelang nur für Quin Augen gehabt, und alle waren froh und erleichtert
gewesen, als sie sich endlich doch noch mit einem so passenden jungen Mann
verlobt hatte.
    Frances fuhr fort, die Gäste
aufzuzählen, und Quin sah

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