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Die Morgengabe

Die Morgengabe

Titel: Die Morgengabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ibbotson
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arrangiert. Janet hat uns sehr geholfen, sie
stellte uns ihre Wohnung zur Verfügung, und außerdem schenkte sie mir eine
Flasche Wein – es war Liebfrauenmilch aus der Coop –, aber er schmeckte ganz anders
als der Wein, den wir im Orientexpreß getrunken haben.»
    «Natürlich», sagte Quin, ohne eine
Miene zu verziehen. «Das ist ganz klar, Liebfrauenmilch aus der Coop würde
wahrscheinlich jeden frigide machen.»
    Aber es kostete ihn große
Anstrengung, den Erheiterten zu spielen. Viel lieber hätte er Heini langsam und
mit bloßen Händen erwürgt.
    «Bitte, das ist doch nicht komisch!
Es ist ein ganz entsetzlicher Zustand. Krafft-Ebing schreibt, daß die Ursachen
häufig psychologischer Natur sind, aber wie soll ich je dahinterkommen, was
meine Eltern Schreckliches getan haben, daß ich ... und Fräulein Lutzenholler
ist eine fürchterliche Person. Sie soll eine erfahrene Psychoanalytikerin
sein, aber sie sitzt nur da und trinkt Kakao mit Haut und quasselt etwas von
Liebe. Und wenn es etwas Körperliches ist, dann ist es noch schlimmer, denn Sie
wissen ja, wie kompliziert das Nervensystem ist, und ich möchte mich nicht
operieren lassen.»
    Quin hatte sich wieder in der Hand.
«Hören Sie, Ruth, wenn zwei Menschen das erste Mal miteinander schlafen, wird
es oft eine Katastrophe. Das ist etwas, das man lernen muß und ...»
    «J a gut, aber wie soll
das möglich sein? Wie kann es von jemand gelernt werden, der so frigide ist,
daß es überhaupt kein erstes Mal gibt? Der seinen Pullover auszieht und dann
wieder anzieht und dann über die Feuertreppe davonläuft? Wie soll so jemand die
Liebe lernen, wenn er es doch nicht einmal probiert?»
    Quin stand auf und ging zum Fenster.
Der Blick, so wollte ihm scheinen, war der schönste auf der ganzen Welt, und er
hatte Mühe, nicht zu lächeln. «Soll das heißen, daß gar nichts stattgefunden
hat?»
    «Ja. Und es ist darum so besonders
schlimm, weil Heini solche Schwierigkeiten hatte, diese Verhütungsdinger aus
dem Automaten zu holen. Erst zog er statt dessen Cremeschokolade, und dann
laufe ich auch noch davon wie ein aufgescheuchtes Huhn. Er hat seitdem kaum ein
Wort mit mir gesprochen, und man kann es ihm wirklich nicht übelnehmen.»
    Quin kam zurück und setzte sich
neben sie aufs Sofa. «Und wieso glauben Sie, daß es etwas ändern würde, wenn
ich dreimal hintereinander < Ich trenne mich von dir > sage?»
    Ruth starrte in ihr leeres Glas. «Es
ist so, ich möchte emanzipiert sein und großzügig, ich möchte geben können, und
natürlich liebe ich Heini. Aber meine Eltern ... es ist schwierig, die
Erziehung hinter sich zu lassen, die man genossen hat, und sie sind so
altmodisch, und die Ehe war immer – nun ja, eben die Ehe. Sogar solche Ehen wie
die unsere, die eigentlich gar keine richtigen Ehen sind. Und ich dachte mir,
vielleicht liegt es gar nicht an irgendeiner körperlichen Ursache oder daran,
daß ich in einem Heuschober am Grundlsee irgend etwas Traumatisches gesehen
habe. Vielleicht muß ich einfach immer wieder davonlaufen, bis ich entheiratet
bin. Und das ist der Grund, warum ich Sie bitte, jetzt diese Worte zu sagen. Es
wirkt bestimmt.» Sie sah sich um, und ihr Blick fiel auf zwei silberne Leuchter
auf dem Kaminsims. «Wir könnten ja ein paar Kerzen anbrennen», sagte sie. «Das
würde es feierlicher machen.»
    «Ja, das
könnten wir», stimmte er zu. Er stand auf, trug die Leuchter zum Couchtisch und
zündete ein Streichholz an. «Jetzt», sagte er.
    Sie wandte
sich ihm zu. «Jetzt tun Sie es?» fragte sie atemlos. «Nein», antwortete er
entschuldigend. «Ich werde jetzt etwas ganz anderes tun. Ich werde dich
küssen.»
    «Nein! Geh nicht! Ich sterbe auf der Stelle, wenn du mich
verläßt.»
    Sie lag neben ihm auf dem Kissen.
Durch das Fenster sah er den Nachthimmel und die Sternbilder, die nach den
Heldinnen der Sage benannt waren: Andromeda, die Plejaden ... sie gehörte jetzt
zu ihnen, diese mutige junge Frau, die ihre erste Reise in die Liebe gewagt
hatte.
    «Ich wollte uns nur etwas zu essen
holen», sagte er. «Es ist fast Mitternacht. Du mußt doch völlig ausgehungert
sein.» Er zeichnete mit einem Finger den Bogen ihrer Wange nach, den Schwung
ihres Halses, schob seine Hand in ihr Haar. « < Geschützt unter dem Mantel
ihres Haars», murmelte er, sein Gesicht in ihrer Halsgrube.
    «Das hat mir aber Miss Kenmore nicht
beigebracht», sagte Ruth, nicht erfreut über diese Bildungslücke.
    «Nein. Ich glaube, über Miss Kenmore
sind wir

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