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Die Moselreise - Roman eines Kindes

Titel: Die Moselreise - Roman eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns-Josef Ortheil
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mich, ob ich nun verstehe, was das Besondere an einer Schleuse sei, und ich sagte »ja«, das Besondere sei die dunkle Kammer und wie unser Schiff in der Kammer in die Höhe gehoben werde. Papa fand das ganz richtig, aber dann zeichnete er rasch noch eine Schleuse mit ihrer Kammer auf ein Stück Papier und erklärte mir noch einmal genauer, was gerade passiert war. Ich habe es dann auch ganz genau verstanden,
und ich habe Papa gesagt, dass diese Schleuse für mich ganz bestimmt eine bleibende Erinnerung und nicht etwa eine Erinnerung sein werde, die man sofort wieder vergisst.
    (Bleibende Erinnerungen)
    (Inzwischen ist mir aufgefallen, dass technische Sachen für mich leider keine bleibenden Erinnerungen sind. Ich kann technische Sachen einfach nicht im Kopf behalten. Mama sagt, das mache nichts, Papa aber sagt, dass ein Junge so etwas unbedingt wissen müsse.)
    Wir sind dann in Karden ausgestiegen und haben uns von Karden nach Cochem zu Fuß auf den Weg gemacht. Bevor wir jedoch losgingen, haben wir uns in Karden noch eine große Kirche angesehen. Die Kirche heißt Sankt Castor-Kirche, und es ist wirklich eine sehr schöne Kirche mit vielen Besonderheiten und Heiligtümern darin. Papa sagte, dass auf den Hügeln um Karden herum vor Jahrtausenden einmal der Stamm der Kelten gewohnt und dort die ersten Heiligtümer errichtet habe. Danach seien die Römer an die Mosel gekommen und hätten ihre eigenen Heiligtümer neben denen der Kelten aufgestellt. Die Römer hätten dann auch bereits überall an der Mosel Wein angebaut, so dass der römische Schriftsteller Ausonius, den ich ja bereits von seinen Fisch-Erzählungen her kennen würde, das Moselland als großes Weinland beschrieben habe. Zur Zeit des Ausonius sei das Moselland dann aber auch christlich geworden, und der heilige Castor sei einer der ersten Missionare
gewesen, der das Christentum an die Mosel gebracht habe. Zusammen mit seinen Freunden habe er in Karden ein christliches Zentrum gegründet.
     
    Papa hat mir dann den kleinen Sarg gezeigt, in dem die Knochen des heiligen Castor liegen. Der Sarg war aus Holz mit etwas Gold, und er stand in einer dunklen Nische, in der lauter Kerzenlichter brannten. Ich habe dann auch ein Kerzenlicht entzündet, und ich habe beim Beten an Mama gedacht und dafür gebetet, dass sie gesund bleibt und dass es ihr weiter gut geht. Außerdem aber habe ich auch noch dafür gebetet, dass unsere Reise entlang der Mosel gut zu Ende geht und uns nichts passiert.
    Der Sarg des heiligen Castor
    Der Sarg des heiligen Castor ist sehr klein. Er wird Schrein genannt. In dem Schrein liegen die Überbleibsel des heiligen Castor. Außen auf dem Schrein sind viele Figuren: Jesus, Maria, Petrus, die zwölf Apostel und der heilige Castor selbst.
    Wir haben uns dann noch einen Altar mit Maria und dem Jesuskind und den Heiligen Drei Königen angesehen, und dann haben wir uns auch noch ein großes Bild angesehen, auf dem der Herr Jesus am Kreuz hing. Unter ihm standen einige Heilige, aus dem Kreuz aber wuchsen nach beiden Seiten viele Reben mit Blättern daran. In den Reben standen oder saßen wiederum einige Heilige, so dass das Kreuz aussah wie ein Weinstock, an dem an Stelle der Trauben die Heiligen hingen.

     
    Papa hatte sich in der Kirche einen kleinen Führer gekauft, und mit dem Führer in der Hand ging er dann die ganze Kirche ab. Ich hatte nicht so richtige Lust, mit ihm die ganze Kirche abzugehen, deshalb fragte ich Papa, ob ich nach draußen auf den Platz vor der Kirche gehen und dort etwas spielen dürfe. Papa sagte »ja, mach das!«, und ich ging dann nach draußen und dribbelte ein wenig auf dem Platz vor der Kirche herum.
    Dribbeln
    Papa und ich - wir mögen beide das Dribbeln und die Dribbler. Als wir uns neulich ein Spiel des FC angeschaut haben, hat Papa immer wieder vom Dribbeln gesprochen. »Das Dribbeln ist doch das Schwerste und Schönste am Fußball«, hat Papa gesagt. Und nach dem Spiel hat er ganz kurz gedribbelt, mit einer Blechbüchse.
    Es dauerte ziemlich lange, bis Papa wieder aus der Kirche heraus kam, denn es ist so, dass Papa sich die Heiligtümer in den Kirchen und all die anderen Sachen, die noch in einer Kirche sind, meist sehr genau und lange anschaut. Viele Sachen schaut er sich mit dem Fernglas an, und einige Sachen zeichnet er dann sogar. Ich würde sehr gerne so gut zeichnen können wie Papa, furchtbar gerne würde ich so etwas können, aber ich kann es leider überhaupt nicht. Nicht einmal irgendein Tier kann

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