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Die Moselreise - Roman eines Kindes

Titel: Die Moselreise - Roman eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns-Josef Ortheil
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mag auch nicht das Schnelllaufen trainieren oder das Rückwärtslaufen oder das Querlaufen.
    Ich möchte einfach nur Fusßball spielen, und das am liebsten im Mittelfeld.
    Wir haben dann noch eine Weile weiter Fußball gespielt, ich habe die Bälle aufs Tor geschossen, und Michael hat sich geworfen und gewälzt, und dann haben wir Eckbälle und Freistöße geschossen, und am Ende haben wir etwas gedribbelt. »Du bist zwar kein guter Torwart, aber Du bist ein ganz ordentlicher Dribbler«, hat Michael am Ende gesagt, und dann haben wir uns ausgeruht und über die Fußball-Mannschaften gesprochen, die wir gut finden. Ich habe vom Kölner FC gesprochen und davon, dass der FC in der nächsten Saison in der neuen Bundesliga spielen wird, und Michael hat von der Eintracht aus Trier gesprochen, für die er irgendwann einmal als Torwart spielen will. So haben wir gesprochen, bis es dunkel wurde, und wir haben uns wirklich sehr gut verstanden. Dann sind wir zur Wohnung der Familie B. zurück gegangen, und Michael hat sich von mir verabschiedet und mir alles Gute gewünscht.

    Postkarte 7
    Liebe Mama, ich habe gerade bei der Familie B. in Moselkern zu Abend gegessen, es war sehr gut. Papa hat vorher eine Weinprobe gemacht, und ich habe vorher mit einem netten Jungen Fußball gespielt. Leider bin ich als Torwart anscheinend nicht wendig und ballhungrig genug, aber das macht nichts, ich bin nämlich ein recht guter Dribbler. Ich denke viel an Dich. Ich wünsche Dir eine gute Nacht Dein Bub
    Nach dem Abendessen war es sehr spät, und so sind Papa und ich dann schlafen gegangen. Papa sagte noch, dass die Weinprobe »famos« gewesen sei und dass Herr B. ihm ein dickes Buch über den Wein geschenkt habe, in dem die besten deutschen Weine beschrieben würden. Wenn Papa sagt, etwas sei »famos« gewesen, dann fand er etwas wirklich gut und meistens sogar noch etwas besser als gut. Ich konnte auch sehen, dass ihm der Wein »famos« geschmeckt hatte, denn Papa hatte einen roten Kopf und sehr rote Ohren und seine Stirn glänzte und außerdem sprach er viel mehr als sonst, lauter lustige Dinge. Als wir in unseren Betten lagen, sprach er noch immer, und zwar nannte er lauter Namen von Moselweinen und sagte »Piesporter Goldtröpfchen«, »Erdener Treppchen«, »Brauneberger Juffer«, und dann lachte und lachte er, als habe er lauter lustige Witze gemacht. Ich hörte ihn dann aber nicht mehr weiter, denn ich war furchtbar müde, und so schlief ich ein und bekam gar nicht mehr mit, wie auch Papa einschlief.

27. Juli 1963

    Am nächsten Morgen überraschte mich Papa mit der Nachricht, dass wir das nächste, kleine Stück unserer Reise nicht zu Fuß, sondern mit dem Schiff zurücklegen würden. Ich freute mich sehr und war etwas aufgeregt und wäre am liebsten gleich an die Mosel gelaufen, um dort auf das Schiff zu warten. Das aber ging nicht, denn wir mussten natürlich zuerst frühstücken, und so frühstückten Papa und ich ein zweites Mal in der Probierstube der Familie B. Dabei zeigte mir Papa auch das dicke Buch über die deutschen Weine, das Herr B. ihm geschenkt hatte, und dann sagte er, dass er bei Herrn B. einige besonders gute Weine bestellt habe und dass diese Weine von Herrn B. zu uns nach Hause geschickt würden.

    Das dicke Buch über die deutschen Weine
    Das dicke Buch über die deutschen Weine steckt in einem grauen Karton, den man Schuber nennt.
    Wenn man das dicke Buch lesen will, muss man es aus dem Schuber ziehen.
    Das dicke Buch über die deutschen Weine hat ein glänzendes, glattes Papier und viele bunte Fotos.
    Die meisten Fotos zeigen dicke, runde Weintrauben. Viele Trauben sind etwas nass. Gleichzeitig scheint aber auf fast allen Fotos die Sonne.
    Als wir fertig gefrühstückt hatten, kam Herr B. auch noch einmal zu uns und ging mit Papa die Liste der Weine durch, die Papa bestellt hatte, es waren viermal sechs Weine, also vier verschiedene Weine, jeweils sechs Mal, also vierundzwanzig Flaschen. Wir blätterten dann alle zusammen noch ein wenig in dem dicken Buch, und dann holte Herr B. plötzlich noch ein zweites, dünneres Buch hervor, das er mir schenkte. Das Buch hieß »Der Knabe im Brunnen«, und es war ein Buch, das genau derselbe Schriftsteller geschrieben hatte, der auch das dicke Buch über die deutschen Weine geschrieben hatte. Der Schriftsteller hieß Stefan Andres, und Herr B. sagte, dass der Schriftsteller Stefan Andres ein sehr guter Schriftsteller sei, der an der Mosel groß geworden sei. In dem Buch

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