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Die Moselreise - Roman eines Kindes

Titel: Die Moselreise - Roman eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns-Josef Ortheil
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verstand.
     
    Das alles erklärte mir Papa, und dann sagte Papa, dass er sich das Geburtshaus jetzt einmal etwas genauer anschauen werde und dass ich vielleicht so lange etwas lesen solle. Ich habe mich dann ganz nahe ans Ufer der Mosel gesetzt, und dort habe ich weiter in dem Buch »Der Knabe im Brunnen« gelesen, in dem ich auch gestern Abend im Bett noch etwas gelesen hatte. Beim Lesen kam ich an eine Stelle, wo der kleine Junge mit seiner Mutter zum ersten Mal nach Trier fährt. Trier ist für den kleinen Jungen etwas ganz Besonderes, schon ewig hat er sich auf Trier gefreut, und als er mit der Mutter im Zug nach Trier unterwegs ist, summt sogar der Wind in den Telegraphenstangen »Trier-Trier-Trier«. Als der kleine Junge dann mit seiner Mutter in Trier ist, findet
er es in Trier sehr schön. Es gibt viel Neues und Großes zu sehen, und der Junge staunt viel über all das Neue und ist sehr begeistert.
    Vorfreude auf Trier
    Trier wird der Höhepunkt unserer Reise sein. In Trier werden wir - wie der kleine Junge in dem Buch von Stefan Andres - die »Porta Nigra« und den Dom sehen. Ich bin sehr gespannt auf Trier, und ich habe eine richtige Vorfreude. Papa hat gesagt, es werde in Trier auch noch zwei ganz besondere Überraschungen für mich geben, eine große und eine halbgroße. Mehr hat er nicht verraten. Ich bin richtig gespannt. Am Abend werden wir in Trier sein.
    Papa ist dann zu mir ans Ufer der Mosel gekommen, da war es beinahe Mittag. Papa hat sich neben mich auf die Moselwiese gelegt, und dann hat Papa wieder über den großen Mann aus Kues gesprochen, und ich habe wieder bemerkt, dass der große Mann aus Kues Papa wirklich sehr beeindruckt hat. Ich habe Papa nach dem kleinen Buch gefragt, in dem er gelesen hat, und Papa hat gesagt, dass Nikolaus von Kues geschrieben habe, dass der liebe Gott uns immerzu anschaue und auf uns schaue, dass wir sein Anschauen aber nicht immer bemerkten oder nicht daran dächten. Der liebe Gott schaue uns aber an, damit auch wir ihn anschauten und zurück schauten, ja der liebe Gott freue sich, wenn wir ihn anschauten, dann nämlich schaue er noch stärker und froher zurück als sowieso schon. Ich habe zu Papa gesagt, dass ich ganz genau wisse, dass der liebe Gott uns alle anschaue und uns zuschaue. Der liebe Gott schaue uns immerzu an,
während des ganzen Tages und während der ganzen Nacht, habe ich gesagt. Und weil der liebe Gott uns immerzu anschaue, bräuchten wir uns keine Sorgen zu machen, habe ich gesagt. Wir könnten aber nicht den ganzen Tag und die ganze Nacht zurückschauen, denn dazu hätten wir einfach nicht immer Zeit. Wohl aber könnten wir den lieben Gott doch in der Kirche und beim Beten anschauen, das könnten wir. Ich jedenfalls glaube, habe ich gesagt, dass es dem lieben Gott genüge, wenn wir ihn in der Kirche und beim Beten anschauten, denn dann wisse er genau, dass wir ihn nicht vergessen hätten und uns daran erinnerten, dass er uns immerzu anschaut und bei uns ist.
     
    Papa war sehr erstaunt über das, was ich alles gesagt habe, und er hat das auch gesagt, dass er sehr erstaunt sei und dass das, was ich gesagt habe, sich beinahe so anhöre, als habe es ein Theologe gesagt. »Vielleicht wirst Du ja einmal ein Theologe«, hat Papa da gesagt, aber ich habe geantwortet, dass ich kein Theologe werden möchte, sondern ein guter Klavier- oder Orgelspieler. Und weiter habe ich zu Papa noch gesagt, dass in dem Buch »Der Knabe im Brunnen« der kleine Junge manchmal auch Sachen sagt, die die Erwachsenen etwas Besonderes und klug finden, und dass die Erwachsenen dann auch jedes Mal sagen, dass aus dem kleinen Jungen bestimmt einmal ein Theologe oder Pastor werde. Und weiter habe ich noch gesagt, dass der kleine Junge wohl mit der Zeit selbst geglaubt habe, einmal ein Theologe zu werden, ja er habe sogar daran geglaubt, einmal ein großer Bischof zu werden wie der große Nikolaus
von Kues. Denn der große Nikolaus von Kues sei das Vorbild des kleinen Jungen gewesen. Da hat Papa gelacht und sich über mein Lesen gefreut und gesagt, ein Bischof brauche aus mir nicht zu werden, das nicht, er jedenfalls sei sehr froh, wenn aus mir ein guter Klavier- oder Orgelspieler werde, denn die guten Klavier- und Orgelspieler schaue der liebe Gott besonders gern an.
    Orgel spielen
    Es stimmt, was Papa gesagt hat. Ich habe schon auf einigen Orgeln gespielt, und jedes Mal, wenn ich in einer Kirche auf einer Orgel gespielt habe, habe ich genau gemerkt, dass der liebe Gott mich

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