Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier

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ab? Ich verstehe nicht, warum diese abgehalfterte, arbeitslose Kunsthistorikerin Hammers überhaupt noch Zulauf bei ihren pädagogisch fragwürdigen Zirkuskursen hat, nachdem wir doch in der Kindergartengazette aufgedeckt haben, dass sie ihren Doktor weder in Medizin noch in Pädagogik erworben hat. Wir sollten abstimmen, ob wir Frau M.-S. unter diesen Umständen überhaupt zu einem Probenachmittag einladen. Es heißt übrigens »wegen des Kindergartenplatzes«, Gitti, wegen steht immer mit dem Genitiv. Wegen des Kindergartenplatzes von Marlon tut es mir Leid, Frauke, ich finde die Entscheidung von Frau Siebeck ebenfalls fragwürdig und werde dich beim nächsten Elternabend diesbezüglich unterstützen. Es kann einfach nicht angehen, dass allein Erziehende in unserer Gesellschaft immer bevorzugt behandelt werden. Das ist so, als ob man sie dafür belohnen würde, dass sie in der Ehe versagt haben. (Das geht nicht gegen dich, Gitti, du warst schließlich nie verheiratet, das ist etwas anderes. Du kannst ja nichts dafür, dass Marie-Antoinettes Erzeuger sich aus dem Staub gemacht hat.) Noch einmal zu unserem Karnevalsumzug am Sonntag: Ich habe über Geschäftsbeziehungen meines Mannes vierhundertfünfzig Buttermilchtrinkpäckchen gratis von der Molkerei erhalten. Ich denke, dass dieses Wurfmaterial unserenStatuten und Prinzipien eher gerecht wird als das Verteilen von Süßigkeiten oder altbackenen Muffins. Außerdem passt es zu unseren Milchkuhkostümen. Insektensiedlung Alaaf! Für alle, die was für ihre Figur und ihre Fitness tun wollen: Frauke und ich joggen jetzt immer morgens um halb sechs. Wer mitmachen will: Wir treffen uns bei Frauke vor der Tür- nicht klingeln, Kinder und Mann schlafen noch. Unbedingt an Reflektoren denken.
    Sabine
    26. Februar
    Ich bin definitiv gegen eine Aufnahme von Müller-Schmerbeck in die Mütter-Society, obwohl unsere Sophie leider eine Schwäche für Melisande hat. Wir wollen ja unsere Kinder so viel wie möglich mit Kindern zusammenbringen, von denen sie noch etwas lernen können, und Melisande hängt für ihre vier Jahre in ihrer Entwicklung sehr hinterher. Sie bewegt sich im Gegensatz zu Sophie noch sehr unsicher im Zahlenraum zwischen 1 und 100. Als ich die beiden neulich mit Gummibären (Tipp: zuckerfrei, ohne Gelatine und Trennmittel, aus der Apotheke, Stiftung Öko-test »sehr gut«) üben ließ, vergaß sie die 14 und musste bei »elfundzwanzig« aufhören. Außerdem scheint sie wegen des unruhigen Ehelebens ihrer Mutter psychische Probleme zu haben: Sie pieselte ganz dreist auf Sophies Rutsche und den Teppichboden in ihrem Zimmer. Wer weiß einen Trick, mit dem der Uringeruch wieder aus dem Teppich verschwindet? Parfüm hat nichts geholfen. Und jetzt an alle, die sich gewundert haben, dass ich am letzten Clubabend keinen Alkohol getrunken habe: Jaaaa, ihr hattet Recht! Sophie wird Ende Oktober ein Geschwisterchenbekommen. Nicht geplant, aber erwünscht. Nur ärgerlich, dass ich Sophies Babybett schon bei »Ebay« versteigert habe.
    Sonja
    26. Februar
    Sonja, Süße, willkommen im Club der Kugelbäuche! Ich bin echt supi-begeistert! In der wievielten Woche bist du denn? Ist dir auch so übel? Ich und mein Wurzelchen, wir sind jedenfalls supi-happy, dass wir jetzt alles zusammen machen können: Schwangerschaftsgymnastik, Schwimmen, Geburtsvorbereitung, Babyzimmer herrichten, PEKiP, Stillgruppe - Supi! Supi! Supi! Wir müssen UNBEDINGT ein Brechfrühstück abhalten: Zuerst zusammen frühstücken, dann zusammen brechen! Hihi.
    Mami Ellen

    P. S. Was Frau Siebeck angeht: Ich war von Anfang an der Meinung, dass eine Frau, die selber keine Kinder hat, nicht wirklich qualifiziert ist, als Erzieherin zu arbeiten.

    27. Februar
    Herzlichen Glückwunsch, Sonja. Besser spät als nie! Wir hatten wohl schon alle heimlich befürchtet, dass die arme Sophie ein Einzelkind bleiben muss. Hoffentlich wird es diesmal ein Junge! Mädchen sind so schwierig! Vor allem, wenn sie in die Pubertät kommen. Weiß jemand eine gute Kosmetikerin für meine arme Laura-Kristin? Ich habe bei »Ebay« einen Vergrößerungsspiegel und ein Gesichtsdampfbad für sie ersteigert, aber sie benutzt es leider nicht.
    Frauke

2.
    Los! Aufwachen! Mein Handy hat immer noch keinen Empfang! Das ist eine Katastrophe!« Jemand rüttelte grob an meinem Arm.
    »Katastrophe?«, fragte ich, mich alarmiert aufsetzend. Ich glotzte direkt auf eine riesige, mahagonifarbene Kleiderschrankfront, die von einer dreiarmigen