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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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seufzte Max. »Sie wollten hier eine Verstärker-Antenne errichten, aber diese Frauen von der Mütter-Society haben Unterschriften dagegen gesammelt. Weil der Elektrosmog und die Funkwellen angeblich Hyperaktivität und Migräne und Heißhungerattacken und was weiß ich nicht noch alles verursachen können. Ich kann deshalb auch nur von meinem Baumhaus aus telefonieren und smsen.«
    »Mein Baum war leider morsch«, sagte Nelly.
    »Aber ihr habt doch wahnsinnig viele Bäume im Garten«, sagte Max. »Da wird doch einer dabei sein, auf dem man ein Baumhaus bauen könnte.«
    »Mein Papi ist aber handwerklich nicht gerade begabt«, sagte Nelly. »Und ich bleibe ja wahrscheinlich sowieso nicht lange hier wohnen. Weil ich ja eigentlich sowieso nicht richtig hier wohne.«
    Ich verdrehte auffällig die Augen.
    »Schade«, sagte Max.
    Die beiden schwiegen wieder. Ich warf einen Blick hinüber zu Mimi ins Wohnzimmer. Die grinste und winkte mit der Himbeergeistflasche. Sehr verlockend.
    Julius und Jasper kamen Hand in Hand die Treppe herunter.
    »Hallo, Max«, schrie Jasper.
    »Schrei nicht so«, sagte Max.
    »Gibt es schon Abendessen?«, schrie Jasper.
    »Nee, Mama ist noch nicht da«, sagte Max. Zu Nelly sagte er: »So ein Baumhaus zu bauen geht ganz schnell. Ich hab's auch ohne Hilfe geschafft. Mein Vater weiß noch nicht mal, wo bei einem Nagel oben und unten ist, außerdem ist er nie zu Hause. Also, wenn du willst, dann kann ich mir deine Bäume ja mal angucken. Auch wenn du nicht richtig hier wohnst.«
    »Meinetwegen«, sagte Nelly gnädig, aber die unnatürliche Röte ihrer Wangen verriet mir, dass sie sich nur halb so lässig fühlte, wie sie sich gab.
    »Ich will auch Bäume angucken«, schrie Jasper und schlüpfte in seine Gummistiefel. Julius wollte natürlich auch mit raus.
    »Aber nur zehn Minuten«, sagte ich streng. »Und keiner klettert auf irgendwelche Bäume. Dass das klar ist. Ich mache in der Zwischenzeit Sandwichs für alle.«
    »Ich passe schon auf«, sagte Max und sah mich so treuherzig mit seinen blauen Frodo-Augen an, dass ich ihm in diesem Augenblick alles anvertraut hätte.
     
    *
     
    »Ei'n'tlich is so'n Himbeergeis' ja echt eklig«, sagte Mimi.
    Ich musste ihr beipflichten. »Wenn er wen'ssens nach Himbeer'n schmecken würde«, sagte ich. »Tut er aber ga nich. Nur nach Schnaps. Igitt.«
    »Ich trink sonst so was nie«, sagte Mimi und kippte sich noch ein Schnapsgläschen die Kehle hinunter. »Brrrr.«
    »Ich auch nich'«, versicherte ich. »Ich trink ei'n'tlich überhaupt nie was. Nur mal 'n Glas Wein zum Essen oder so.«
    »Ich auch«, sagte Mimi. »Allohol is nämlich nich' gut für die Fruchtbarkeit. Angeblich.«
    »Und überhaupt«, sagte ich und sah auf Omi Wilmas Küchenuhr. »Is ja noch nich mal das Sandmännchen gekommen. Pfui über mich.«
    »Ja, pfui«, stimmte Mimi zu. »Aber immerhin war's ein erfolgreicher Tag: Dein Wohnzimmer ist leer und entschimmelt. Und dein Kleiderschrank is' auch leer.«
    »Und die Garage und ich, wir sind voll«, sagte ich und kicherte über meinen Witz. »Wo sind ei'n'tlich die Kinder?«
    »Im Garten«, sagte Mimi. »Seit zehn Minuten. Mit dem Ringträger und seinem kleinen Bruder. Du hast gerade dreißig Butterbrote für alle geschmiert.«
    »Ach ja, stimmt ja«, sagte ich erleichtert. Die letzten beiden Schnapsgläschen schienen es auf mein Kurzzeitgedächtnis abgesehen zu haben.
    Die Türklingel schnarrte.
    »Gut, gut«, sagte Mimi. »Die vielen Butterbrote schaffen wir doch niemals alleine.«
    »Verdammt! Der Frodo hatte mir doch versprochen aufzupassen!«, sagte ich und eierte zur Tür. »Wenn jetzt jemand vom Baum gefallen ist, dann werf ich ihn den Orks zum Fressen vor.« Das spärliche Licht aus dem Flur ließ mich eine weibliche Person im rosafarbenen Kittel erkennen. Der Kittel war über und über mit rotbraunen Flecken getränkt. Ich bekam sofort weiche Knie.
    »Ich hoffe, dass das Ketchup is'«, sagte ich trotzdem.
    »Nein, das ist Blut«, sagte die Frau. »Guten Abend. Ist mein Sohn vielleicht bei Ihnen?«
    Weil ich nicht antwortete, sondern nur auf die Blutflecken starrte, fuhr sie fort: »Klein, frech, schreit immer. Sein Fahrrad steht da vorne.«
    »Ja, der ist hier«, sagte ich, erleichtert darüber, dass offenbar kein medizinischer Notfall vorlag. Ich bekam immer sofort weiche Knie, wenn ich Blut sah. »Und sein Bruder auch. Sie sind hinten im Garten und klettern nicht auf Bäume. Kommen Sie doch durch.«
    Im Flurlicht sah ich, dass die Frau

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