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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Zwillingsmutter von heute hatte weniger! Ich habe wieder mal viel zu viel gegessen und gesoffen. Hat jemand von euch Lust, mit mir zu joggen?«
    »Jetzt?«, fragte ich entsetzt. Ich fürchtete ja schon, mich nicht mal mehr bis ins Schlafzimmer schleppen zu können.
    »Morgen Abend«, sagte Anne. »Um acht, wenn die Kinder im Bett sind und mein Mann vor der Tagesschau sitzt.«
    »Au ja«, sagte Mimi.
    »Au wei«, sagte ich.
     
    *
     
    Überflüssig zu sagen, dass es mir am nächsten Morgen gar nicht gut ging. Von meinen eigenen Kopfschmerzen geweckt, schaffte ich es immerhin, Nelly pünktlich zu wecken und mir ein paar Liter eiskaltes Wasser ins Gesicht zu schaufeln. Dabei wagte iches nicht, mir mein Spiegelbild genauer zu betrachten, denn ich fürchtete, in blutunterlaufene Augen zu sehen.
    Ich erinnerte mich an Annes Worte gestern Abend und dankte Gott dafür, dass ich nicht auch noch einem Job nachgehen musste. Ich bewunderte die Frauen, die es schafften, Kinder und Karriere zu managen, die jede Minute des Tages verplant und organisiert hatten und dabei auch noch gut aussahen und Spaß hatten. Frauen, die es fertig brachten, um sechs Uhr früh zu joggen, eine Wechseldusche zu nehmen, für die ganze Familie Frühstück zu machen und frischen Orangensaft auszupressen, auf dem Weg zum Kindergarten noch bei der Bank vorbeizufahren, den Einkauf zu erledigen und das Altglas wegzubringen, um dann pünktlich um neun in der Vorstandsetage ihres Firmenkonzerns aufzukreuzen und einen ganzen Tag lang mit Millionen zu jonglieren. Aber ich wusste auch, dass ich niemals zu dieser Sorte Frau gehören würde. Ich war anfangs ja schon hoffnungslos damit überfordert gewesen, den Müll wegzubringen, wenn ich das Haus verließ, um mit Nelly zur Krabbelgruppe zu fahren. Spätestens, als ich einmal die Mülltüte auf dem Kindersitz festschnallte, wusste ich, dass ich dieser Ganz-oder-gar-nicht-Typ war: entweder Müll wegbringen oder Kind anschnallen. Da war definitiv nicht auch noch Platz für einen ganzen Job.
    Eine kalte Dusche und vier Tassen Kaffee später wagte ich mich mit Julius auf den Weg in die Villa Kunterbunt. Diesmal fuhr ich ausgesprochen vorsichtig und langsam, damit mir bloß niemand die Vorfahrt nehmen konnte. Das Fahrrad band ich vor dem Kindergarten an einer Straßenlaterne fest, sicher war sicher.
    »Wer zuerst an der Tür ist«, sagte Julius.
    Natürlich ließ ich ihn gewinnen, das heißt, heute gewann er ganz ohne Pfuschen, denn mir tat jeder Schritt im Kopf weh. An der Tür stieß ich beinahe mit einem Mann zusammen, indem ich unschwer den Besitzer des Jaguars von gestern wiedererkannte.
    Bei seinem Anblick wurde ich feuerrot. Ich hatte doch gehofft, ihm nie wieder über den Weg laufen zu müssen. Aber wahrscheinlich ging sein Kind auch hier zum Kindergarten, und wir würden uns zwangsläufig jeden Tag sehen. Jeden Tag würde sein Anblick mich daran erinnern, dass ich sein Auto kaputtgemacht hatte und nicht dazu stehen wollte.
    Leider erkannte er mich ebenfalls wieder.
    »Hallo!«, sagte er. Er lächelte zwar, aber seine dunklen Augen unterzogen mich dabei einer genauen Musterung.
    »Ach, hallo«, sagte ich und ging im Geist schnell mein Outfit durch. Kaschmirmantel über cognacfarbener Marlenehose und gleichfarbigen Stiefeln mit Absatz. Nicht ganz so elegant wie gestern, zumal mit blutunterlaufenen Augen, aber immer noch definitiv kein Radfahreroutfit. Gott sei Dank!
    »Und, hat der Radfahrer sich gemeldet?«, wagte ich es deshalb zu fragen.
    »Leider nein«, sagte der Mann. Er war unbestreitbar gut aussehend, wenn auch die Sorte Mann, die man sich nur im Anzug vorstellen kann, und niemals zum Beispiel im Blaumann oder in einer Latzhose mit nichts drunter oder überhaupt ohne Kleidung. Er war groß und schlank, hatte kurz geschorenes, dunkles Haar, braune Augen, eine aristokratisch gebogene Hakennase, schmale Lippen und ein energisches Kinn. Und wenn er lächelte, so wie jetzt, sah man seine überaus gepflegten Zähne. Falls es nicht seine eigenen waren, musste er ein Vermögen dafür hingeblättert haben.
    »Das tut mir Leid«, sagte ich. »Auf der anderen Seite: Wenn Sie keinen Zettel an das Fahrrad geklemmt haben, wie sollte der arme Besitzer dann wissen, dass er Ihr Auto kaputtgemacht hat?«
    »So wichtig ist es ja nun auch wieder nicht«, sagte der Mann. »Ja, das stimmt«, sagte ich erleichtert. »Ist ja schließlich nur ein Auto.«
    »Constanze! Hallo!« Das war Jan Kröllmann, der offenbar gerade seine

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