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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Tochter abgeliefert hatte.
    »Hallo, Jan«, sagte ich wenig erfreut.
    »Wiedersehen«, sagte der Jaguarmann. »Bis morgen.« »Wiedersehen«, sagte ich. Der Mann war wirklich nett. Ich sah ihm entzückt hinterher.
    »Dieser alte Angeber«, sagte Jan verächtlich. »Wer? Der Jaguarmann?«, fragte ich. »Genau der«, sagte Jan. »Schwimmt in Geld, der Typ.« Ich fand ja, dass es Schlimmeres gab.
    »Ich kann mir die Pantoffel selber anziehen, Mami«, sagte Julius und gab mir einen Kuss. »Bis heute Mittag«, sagte ich.
    »Nicht, dass ich neidisch wäre«, sagte Jan. »Meinereiner verdient sich schließlich auch dumm und dämlich. Aber deshalb muss ich ja noch lange keinen Angeberschlitten fahren, oder du etwa?«
    »Nee, ich auch nicht«, sagte ich.
    »Bist du etwa mit dem Fahrrad gekommen? Bei dem Wetter?«
    »Nö, wieso?«, fragte ich zurück, obwohl der Jaguarmann ja längst außer Hörweite war.
    »Na, wegen des Helms«, sagte Jan und zeigte auf meinen Kopf.
    »Oh nein!«, stöhnte ich. So etwas Blödes! Ich trommelte wütend mit den Fäusten auf den Helm. Wie hatte ich das Ding nur übersehen können? Der Jaguarmann würde wohl kaum annehmen, dass ich den Helm zum Autofahren trug, und eins und eins zusammenzählen. Helm plus Fahrrad gleich Kratzer an Jaguar. Mist!
    Außerdem sah es dämlich aus. Zeigen Sie mir mal einen Menschen, dem so ein Fahrradhelm gut steht.
    »Na ja, da muss man sich doch nicht wegen schämen«, sagte Jan. »Ich fahr am Wochenende durchaus auch mal mit dem Fahrrad. Um was gegen die Rettungsringe zu unternehmen.« Er lachte und kniff sich in die Seiten.
    »Ja, früher hattest du die nicht«, sagte ich, und plötzlich tat er mir Leid.
    »Nee«, sagte er bedauernd. »Das hält mir meine Frau auch andauernd vor.«
    »Ach, deine Frau habe ich übrigens schon kennen gelernt«, sagte ich. »Sehr nett.«
    Jan stellte sein Lächeln abrupt ein. »Hast du ihr gesagt, dass wir uns von früher, äh, kennen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dazu bin ich nicht gekommen. Wieso?«
    »Ach, nur so«, sagte Jan. »Frauke ist schrecklich eifersüchtig.«
    »Aber das mit uns ist doch Lichtjahre her!« Gott sei Dank.
    »Trotzdem«, sagte Jan. »Du bist einfach zu blond und zu langbeinig, wenn du verstehst, was ich meine! Frauke würde mir die Hölle heiß machen, wenn sie wüsste, dass zwischen uns mal was war.«
    Ich war wider Willen geschmeichelt. »Ich könnte ja sagen, dass wir uns vom Studium kennen«, schlug ich vor. »Flüchtig.«
    »Genau«, sagte Jan erleichtert. »Sehr flüchtig. Hehehe! Sag mal, warst du damals eigentlich schon genauso hübsch wie heute?«
    Zumindest war ich genauso blond und langbeinig gewesen wie heute. Zugegeben, nach meiner natürlichen Schönheit hatte man damals ein bisschen suchen müssen. Aber wenn ich mich allzu sehr verändert hätte, dann hätte Jan mich ja wohl auch kaum wiedererkannt. Und zu jener Zeit hatte ich weder Schwangerschaftsstreifen noch diese Falte zwischen den Augenbrauen gehabt.
    »Ich war zwanzig«, sagte ich mit Nachdruck. »Was denkst denn du?«
    Jan seufzte wehmütig. »Kein Wunder, dass du Schluss gemacht hast.«
    »Du hast Schluss gemacht«, sagte ich. »Du hattest eine andere. Vera Sowieso. Schon vergessen?«
    »Ach, tatsächlich?« Jan schien in seinem Gedächtnis zu kramen. »Vera, Vera ...«
    »Brünett, große Oberweite, stöhnte wahnsinnig laut und schrie beim Orgasmus immer: Oh! Mein! Gott!« Ich erinnerte mich noch genau. Ich hatte mir dabei immer die Ohren zugehalten. Völlig vergeblich. Ich nahm Jan nicht ab, dass er das vergessen hatte.
    »Ja, stimmt. Verena hieß die, glaube ich.« Jan tat so, als würde seine Erinnerung langsam zurückkehren. »Aber sag das bloß nicht Frauke.«
    »Du warst ein ganz schön schlimmer Finger«, sagte ich. An seiner Stelle hätte ich nichts dagegen gehabt, Frauke gelegentlich daran zu erinnern, dass er nicht immer schon so ein unattraktiver langweiliger Antityp gewesen war wie heute. Wahrscheinlich hatte sie es längst vergessen.
    »Jaja«, sagte Jan und warf sich ein bisschen in die Brust. »Früher hab ich nichts anbrennen lassen, wie man so schön sagt. Aber heute, als Familienvater, da ist das was ganz anderes. Außerdem kann ich mir in meiner Position keine Frauengeschichten erlauben. Nee, nee, ich bin ein ganz treuer Schluffen geworden.«
    »Das glaube ich dir«, sagte ich freundlich. Wer wollte ihn denn heute schon noch haben?
     
    *
     
    In der darauf folgenden Woche bekam ich zum ersten Mal ein Einschreiben

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