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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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habe ich denn auf dem Elternabend verbrochen, Nelly?«
    »Du hast mich zu Tode blamiert«, sagte Nelly. »Alle haben sich krankgelacht.«
    »Worüber genau? Habe ich was Falsches angehabt?« Ich hatte mich früher immer geschämt, wenn meine Mutter mich mit ihrem komischen rosa Trainingsanzug bei einer Freundin abgeholt hatte. Aber genau deshalb würde ich so etwas niemals tun. (Der Anstreicheroverall neulich war eine Ausnahme gewesen.)
    »Du hast denen verraten, dass ich noch Bibi-Blocksberg-Kassetten höre!«, schrie Nelly und riss ihre Sporttasche vom Schrank. »Warum hast du das gemacht?«
    Ah, richtig, ja. Die Bibi-Blocksberg-Kassetten-Geschichte. »Also, Schätzchen, da ging es um das Missverhältnis zwischen dem, was ihr in eurem Alter wollt, Rockkonzerte, Piercings, Alkopops und so weiter, und dem, was ihr eigentlich noch seid, nämlich Kinder. Alle Eltern erzählten, wie kindlich ihre Sprösslinge doch noch seien, und da habe ich gesagt, dass du auch manchmal noch Bibi Blocksberg hörst ...«
    Nelly hatte begonnen, den Inhalt ihres Kleiderschrankes in die Tasche zu stopfen. »Super, Mami, danke, dass du mich zum Gespött der ganzen Schule gemacht hast.«
    »Aber Schätzchen, die anderen haben doch noch viel ...«
    »Ich bin nicht dein Schätzchen!«, brüllte Nelly. »Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!« Und damit schulterte sie ihre Tasche und rauschte aus dem Zimmer. Hex, hex.
    »Nelly! Jetzt warte doch bitte! Du weißt doch gar nicht, ob Papiüberhaupt da ist. Und ob die Wohnung nicht noch vergiftet ist. Nelly!«
    Aber Nelly rannte unbeirrbar die Treppe hinunter und knallte die Haustür mit dem gleichen Schwung hinter sich zu wie vorhin.
    Ich blieb mit hängenden Armen im Flur stehen. »Was hat denn Rosemary's Baby jetzt schon wieder?«, fragte Mimi.
    »Sie will zu ihrem Vater ziehen«, sagte ich.
    »Diese kleine, verwöhnte Kröte«, sagte Mimi.
    »Lass sie gehen«, sagte Trudi. »Im Augenblick ist sowieso nicht mit ihr zu reden.«
    »Und wann ist wieder mit ihr zu reden?«
    »Möglicherweise, wenn sie Mitte dreißig ist und selber Kinder hat, die Türen knallen lassen«, sagte Mimi. »Sollen wir einen Sekt aufmachen?«
    »Nee, danke«, sagte ich.

 
     
    15. März
    Habe heute schweren Herzens unseren Kanarienvogel ins Tierheim gegeben. Wir hatten ihn sehr lieb, vor allem Timmi und ich, aber das Risiko, durch ihn mit der Vogelgrippe infiziert zu werden, ist mir in meinem derzeitigen Zustand einfach zu groß. Bin SUPI-traurig, habe dringend Aufmunterung nötig wegen Piepsi und überhaupt. Wollte Babytragesack bei »Ebay« ersteigern, aber jemand anders hat mich in allerletzter Sekunde überboten. Werde auf jeden Fall an Seminar von Franziska Jakob teilnehmen, damit mir das nicht nochmal passiert. Bringe sicherheitshalber meinen Gymnastikball mit, das letzte Mal bin ich auf den unbequemen Stühlen fast umgekommen!
    Mami (trauriger Kugelbauch) Ellen
    16. März
    Zum Clubnachmittag am nächsten Freitag habe ich Constanze Wischnewski eingeladen. Sie ist die allein erziehende Mutter des neuen Jungen in der Herr-Nilsson-Gruppe. Obwohl wir ja mit Gitti bereits unser Soll an allein Erziehenden erfüllt haben, sollten wir uns mal anhören, was sie der Mütter-Society zu bieten hat. Sie ist Akademikerin und auf jeden Fall gut betucht. Jan kennt sie noch aus Studienzeiten, und er meint sich erinnern zu können, dass ihre Eltern ein Hotel oder ein Ferienhaus auf einer Nordseeinsel besitzen. Ich denke, da sollten wir mal auf den Busch klopfen. So ein Haus auf Sylt wäre doch nicht zu verachten, oder?
    Muss Schluss machen und mit den Rollerblades und Laura-Kristin noch eine Runde um den Block fahren. Wenn ich nicht mitkomme, fährt sie bloß zum nächsten Kiosk. Was soll ich mit diesem Kind nur anfangen? Jetzt möchte sie unbedingt auf ein Internat, ihr Kopf steckt voller »Hanni und Nanni«-Fantasien.
    Frauke

6.
    Ich richtete mich auf eine lange, schlaflose Nacht ein, nachdem Mimi und Trudi nach Hause gegangen waren und ich Julius gebadet und ins Bett gebracht hatte. Ich hätte mich für diese Bibi-Blocksberg-Geschichte ohrfeigen können, aber ich hatte ja nicht damit rechnen können, dass mich jemand verpetzen würde.
    Ich hatte mehrfach bei Lorenz angerufen, aber dort ging immer nur der Anrufbeantworter dran. Nellys Handy war ständig besetzt. Wahrscheinlich Dauer-SMS-Dialog zum Thema: Meine Mutter ist ein indiskretes Monster. Ich saß im Wohnzimmer auf dem Fußboden und guckte die Serie mit den drei

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