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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Lorenz.
    »Ach, halt's Maul, du Heuchler und Lügner.« Ich knallte die Tür zu, so fest ich konnte, ohne Rücksicht darauf Lorenz damit möglicherweise die Nase zu brechen. Lorenz stieß zwar keinen Schmerzensschrei aus, machte aber auch keinen Versuch mehr, das Gespräch weiterzuführen. Unter Hempels lautem Geschimpfe stieg er in seinen Wagen und fuhr davon. Klar, zu Hause hatte er schließlich etwas angefangen, was er zu Ende bringen wollte. Lorenz machte keine halben Sachen.
    Zaghaft klopfte ich an Nellys Zimmertür.
    »Lass mich in Ruhe«, sagte Nelly. Aber in dieser Situation hielt ich das nicht für angebracht. Ich kam trotzdem ins Zimmer.
    Nelly lag auf dem Bett, den Kopf in ihren Schlafesel gedrückt, und schluchzte. Ich setzte mich auf die Bettkante.
    »Hör mal Schätzchen, es tut mir Leid, was du gesehen hast.«
    »Es hat nie Kakerlaken gegeben«, brachte Nelly zwischen zwei Schluchzern heraus. »Er wollte nur nicht, dass ich diese Tussi zu Gesicht bekomme. Erbärmlicher Feigling.«
    Es hatte nie Kakerlaken gegeben, und es hatte nie einen anderen Grund für unsere Trennung gegeben als »diese Tussi« - ich hatte mit meiner Vermutung von Anfang an richtig gelegen. Lorenz hatte es mir nur so lange ausgeredet, bis ich selber nicht mehr daran geglaubt hatte, und das war das eigentlich Gemeine an der ganzen Sache. Die Neue hatte er nicht erst seit gestern, da war ich mir ziemlich sicher.
    Nelly hatte völlig Recht: Lorenz war ein erbärmlicher Feigling.
    Ich streichelte ihr vorsichtig über die Haare. »Nelly-Schätzchen. Wegen der Bibi-Blocksberg-Geschichte tut es mir auch Leid. Ich hätte das nicht erzählen sollen. Aber alle Eltern haben so peinliche Sachen von ihren Kindern preisgegeben. Was Teenager so alles tun, obwohl sie darauf pochen, erwachsen zu sein. Wusstest du, dass Nina Brand nie ins Bett geht, ohne ihren Barbies gute Nacht zu sagen? Lukas besteht darauf, vorm Zubettgehenmit seiner Mutter zu beten, derselbe Lukas, der sich neulich einen Bierrausch angetrunken hat. Lena guckt jeden Abend das Sandmännchen. Bei Sarah, derselben Sarah, die die Kiste mit Alkopops auf die Klassenfahrt geschmuggelt hat, muss die ganze Nacht eine Janoschlampe brennen. Elmo möchte, dass seine Mutter ihm mit Ketchup einen Smiley auf den Käse vom Pausenbrot malt. Und einer - ich glaube, Marc - braucht sein Schnüffeltuch, um einschlafen zu können.«
    Nelly setzte sich auf »Echt? Marc braucht ein Schnüffeltuch?« Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »Ja. Es sind Häschen draufgestickt«, sagte ich.
    Nelly kicherte. »Und Marc tönt ganz groß, dass er sich demnächst tätowieren lässt! Ich frag ihn morgen mal, ob es ein Häschen werden soll!«
    Sie schluchzte noch einmal trocken auf, wie als ganz kleines Mädchen, wenn sie sich die Knie aufgeschlagen hatte. Ich nahm sie in meine Arme. »Ich hab dich so lieb, Nelly«, sagte ich. »Und ich bin froh, dass du wieder bei mir bist. Auch wenn ich es lieber unter anderen Umständen gesehen hätte.«
    »Ich hab dich auch lieb«, sagte Nelly. »Eigentlich.«
    Eine Weile hielten wir uns aneinander fest und schwiegen.
    »Papi ist doch ein richtiger Mistkerl«, sagte Nelly schließlich. »Hast du gewusst, dass er mit so 'ner blonden Tusse rummacht?«
    »Nein«, sagte ich. Ich hätte Nelly nur zu gerne über Lorenz' Neue ausgequetscht. Wie blond war sie genau? War sie jünger als ich? Was hat sie mit Lorenz gemacht oder er mit ihr? Aber das ging natürlich nicht. Das arme Kind stand unter Schock.
    »Vielleicht ist sie ja ganz nett, weißt du«, sagte ich. »Papi hat eigentlich einen guten Geschmack, was Frauen angeht.«
    »Ich find's gemein, dass er uns angelogen hat«, sagte Nelly.
    »Ja, das war nicht richtig«, sagte ich. »Aber sicher tut ihm das selber furchtbar Leid. Ich weiß, dass du und Julius ihm sehr wichtig seid. Er will, dass ihr nur das Beste von ihm denkt.«
    »Zu spät«, sagte Nelly. Dann kicherte sie wieder. »Lena guckt also wirklich immer das Sandmännchen, ja? Dabei hat die gar keine kleinen Geschwister. Und so eine steht jeden Tag megacool in der Raucherecke herum.«
    »Ich habe noch vergessen, von Moritz zu erzählen«, sagte ich. »Der hat bei >Ice Age< so geweint, dass seine Mutter sofort zum Happy End vorspulen musste.«
     
    *
     
    Als Nelly endlich schlief rief ich Lorenz' Freund und Anwalt Ulfi Kleinschmidt an. Ich war wütend und neugierig zugleich, und ich konnte einfach nicht warten bis morgen Früh, um ein paar grundlegende Dinge zu

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