Die Mütter-Mafia
aufgestylten Hexen, die Nelly immer gucken wollte, aber nicht gucken durfte. Bibi Blocksberg ja, diese tief dekolletierten Dämonenkillerschlampen - nein!
Um halb zehn klingelte es Sturm. Ich hechtete zur Tür und riss sie auf Eine tränenverschmierte Nelly stürzte an mir vorbei die Treppe hinauf und schmetterte ihre Zimmertür zu. Im Flur rieselte Putz von der Decke.
»Das ist alles deine Schuld«, sagte Lorenz. Er war auf der Fußmatte stehen geblieben und sah mich böse an. Sein Volvo parkte auf dem Bürgersteig, der Motor lief noch. »Weil du dich nicht an klare Absprachen hältst.«
»Ich wüsste nicht, seit wann Bibi Blocksberg Gegenstand unserer Absprachen wäre«, sagte ich.
»Ich sollte die Kinder am Wochenende nehmen«, sagte Lorenz. »Heute ist nicht Wochenende. So war das alles nicht geplant. Da komme ich nichts ahnend nach Hause und denke,die Wohnung ist leer. Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein Schock das war, als Nelly plötzlich ins Wohnzimmer kam.«
»Na ja«, sagte ich. »Vor gar nicht allzu langer Zeit saß eine ganze Familie auf dem Sofa, wenn du nach Hause gekommen bist. So schockierend kann ich das nicht finden, wenn deine Tochter ins Wohnzimmer kommt.«
»Du warst ja nicht dabei«, sagte Lorenz. »Es war ein furchtbarer Schreck. Für alle Beteiligten. Peinlich und überflüssig. Und das nur, weil du dich nicht an klare Absprachen halten kannst. Ich hätte es Nelly und Julius am Wochenende gerne etwas schonender beigebracht. Und stilvoller.«
»Was hättest du ihnen gern schonender beigebracht?«
Nebenan bei Hempels waren die Rollläden nach oben gegangen.
»Unverschämtheit!«, hörte man Frau Hempel quietschen. »Das Parken auf dem Bürgersteig behindert die Fußgänger!«
»Ich komme gleich«, rief Lorenz. »Oh Gott, die alte Schachtel lebt immer noch!«
»Was hättest du ihnen gerne schonender beigebracht, Lorenz?«
»Machen Sie sofort den Motor aus, sonst rufe ich die Polizei«, rief Herr Hempel. »Diese Kohlenmonoxidbelästigung müssen wir uns nicht gefallen lassen. Wir schlafen mit offenem Fenster!«
»Und der alte Schnarchsack hat auch noch nicht das Zeitliche gesegnet, unfassbar«, sagte Lorenz. »Und da heißt es immer, Übergewichtige sterben früher, haha!«
»Lorenz! Was willst du den Kindern schonend beibringen?«
»Mein Gott, jetzt stell dich nicht dümmer als du bist«, sagte Lorenz. »Ich war nicht allein! Ich meine, wenn ich gewusst hätte, dass Nelly irgendwo in der Dunkelheit in der Wohnung lauert, dann ...«
»Oh mein Gott«, rief ich aus. »Du hattest eine Frau dabei!« »Nicht irgendeine Frau«, sagte Lorenz.
»Unverschämtheit«, rief Frau Hempel. »Für diese Kohlenmonotox-Vergiftung werden wir Sie verklagen! Hier ist ein kleines Kind im Haus!«
»Dann lassen Sie das arme Ding doch endlich schlafen!«, rief ich zurück. »Was soll das heißen: Es war nicht irgendeine Frau, Lorenz?«
»Wie gesagt, ich hätte es den Kindern am Wochenende gern schonender beigebracht, aber ich konnte ja nicht wissen, dass Nelly einfach so reinplatzen würde, im unpassendsten Moment ...«
»Oh nein, Lorenz! Was hat sie denn gesehen?«
»Nicht viel«, sagte Lorenz. »Das Licht war ja gedämpft. Und außerdem - mein Gott, sie ist vierzehn, sie weiß, wie Menschen nackt aussehen.«
»Wir rufen jetzt die Polizei!«, rief Herr Hempel. »Ich zähle bis drei. Eins ...«
»Das darf doch wohl nicht wahr sein«, sagte ich. Ich hätte Lorenz gern vors Schienbein getreten. Arme Nelly. Sich seine Eltern beim Sex auch nur vorzustellen ist ja schon schrecklich genug. Aber sie dabei in der Realität zu überraschen, musste traumatisch sein. Zumal dann, wenn es sich um eine völlig fremde Frau handelt.
»Sie hat eine ziemliche Szene gemacht«, sagte Lorenz. »Und somit einen großartigen ersten Eindruck. Wie sie mich beschimpft hat! Das hättest du hören müssen! Als Heuchler und Lügner und was weiß ich nicht noch alles. Das hast du wirklich toll hingekriegt.«
»Drei!«, rief Herr Hempel. »Na gut, dann rufen wir jetzt die Polizei. Sie haben Ihre Chance gehabt.«
»Lorenz, am besten verschwindest du jetzt, bevor ich handgreiflich werde!«, sagte ich. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so wütend gewesen zu sein. Dieser Mann hatte absolut keinerlei Unrechtsbewusstsein! Und so einer war Staatsanwalt.
»Herrgott, das Mädchen ist vierzehn Jahre alt, sie wird verstehen, dass ihr Vater sich nicht ins Kloster zurückzieht, nur weil wir getrennt sind«, sagte
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