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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Harry-Potter-Bücher gelesen, von anderen Sachen ganz zu schweigen. Willst du das?«
    »Nein«, sagte Anne.
    »Noch ist es nicht zu spät. Komm mit mir in diese Mütter-Society. Dich nehmen sie ganz sicher. Du bist schließlich Hebamme.«
    »Kostet das was?« Anne war noch nicht ganz überzeugt.
    »Nein, die Mitgliedschaft ist umsonst«, sagte ich. »Ich frage gleich nach, ob du morgen zu diesem Probenachmittag mitkommen kannst.«
    »Also gut«, sagte Anne. »Angucken kann ich mir das ja mal.«
    Ich umarmte sie freudig. »Zusammen wird das sicher wahnsinnig viel Spaß machen.«
    Frauke war von dieser Idee nicht ganz so begeistert, wie ich es mir gewünscht hatte. »Hör mal, das ist keine offene Veranstaltung,Constanze, zu der man einfach mal so eine Freundin mitbringen kann, die wir nicht kennen. Das muss ich erst mit den anderen absprechen.«
    »Anne ist die Mutter von Jasper aus der Herr-Nilsson-Gruppe«, sagte ich. »Du kennst sie bestimmt.«
    »Ist Jasper nicht das Kind, das immer so schreit?«, fragte Frauke.
    »Er spricht ein bisschen lauter als andere Kinder«, sagte ich. »Aber er ist sehr weit in seiner Entwicklung. Er konnte schon mit drei Jahren ohne Stützräder fahren.«
    »Also, wenn da mal nicht ein schwerwiegendes Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom vorliegt«, sagte Frauke. »Wie gesagt, ich muss das erst mit den anderen absprechen. Wir nehmen nicht wahllos jeden in unsere Gesellschaft auf auch nicht zum Probenachmittag.«
    »Jasper hat auf keinen Fall ADS«, sagte ich. »Ich bin Psychologin, ich würde das sofort merken. Anne ist übrigens Hebamme.« Ein bisschen Klappern gehörte zum Handwerk. Ich musste mich und Anne schließlich maximal verkaufen. Wenn sie nach meinem Diplomzeugnis verlangten, würde ich sagen, dass ich es verlegt hatte. Ich verlegte doch sonst auch immer alles.
    »Na gut, ich denke, ich kann es vor den anderen verantworten, einen Gast mehr einzuladen«, sagte Frauke. »Schließlich findet der Gruppennachmittag auch bei mir zu Hause statt, nicht wahr?«
    »Vielen Dank«, sagte ich glücklich. »Soll ich irgendwas mitbringen? Ich könnte einen Kuchen backen.«
    »Nein, das ist nicht nötig«, sagte Frauke. »Wir sind alle auf Diät.«
     
    *
     
    Damit wir es bis zum Wochenende schafften, alles himmelblau und weiß zu streichen, hatte ich auch Trudi an die Farbrollenabkommandiert. Sie hatte ihre Hilfe angeboten, und ich konnte jede helfende Hand gebrauchen. Außerdem hatte Trudi jede Menge Zeit. Sie wurde von Mimi in einen orangeroten Overall gesteckt und war mit Begeisterung bei der Sache. Durch die hellen Fronten wirkte die Küche plötzlich viel größer. Mit der neuen Arbeitsplatte und neuen Edelstahlgriffen würde man sie nicht mehr wiedererkennen können.
    Mimi und Trudi kamen gut miteinander aus, obwohl jeder vom anderen dachte, dass er einen an der Waffel habe.
    »Diese Mimi ist extrem hyperaktiv, nicht wahr?«, raunte mir Trudi zu, als Mimi einmal außer Hörweite war. »Total verkrampft und leistungsfixiert.«
    »Aber nett«, sagte ich.
    »Diese Trudi ist völlig durch den Wind, was?«, sagte Mimi fünf Minuten später, als Trudi auf dem Klo war. »Keinerlei Realitätsbewusstsein und Wahnvorstellungen.«
    »Aber nett«, sagte ich.
    Nelly hatte an diesem Tag lange Schule, und als sie am späten Nachmittag nach Hause kam, merkte ich gleich an der Art, wie sie die Haustür hinter sich zuknallte, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Ohne uns eines Blickes zu würdigen, stapfte sie die Treppe hoch. Ich ging ihr hinterher.
    »Nelly-Schatz, ist etwas passiert?«
    Nelly schaute mich giftig an. »Ja allerdings! Vielen Dank, dass du mein Leben ruiniert hast. Ich werde jetzt packen und bei Papi einziehen. Und ich werde niemals wiederkommen, damit das klar ist.«
    »Und womit genau habe ich dein Leben diesmal ruiniert?«, fragte ich.
    »Das weißt du doch ganz genau«, sagte Nelly. »Warum bist du überhaupt auf diesen blöden Elternabend gegangen? Papi hätte hingehen können, der hätte mich wenigstens nicht blamiert.«
    »Haha«, sagte ich. Lorenz war im Laufe seiner Vaterkarriere nur ein einziges Mal zu so einem Elternabend mitgekommen, und das auch nur, weil ich mit Julius schwanger gewesen war und jeden Augenblick mit einem Blasensprung gerechnet hatte. Lorenz war kaum fünf Minuten nach Beginn eingeschlafen, und sein einziger Beitrag an diesem Abend war sein Schnarchen gewesen. Das fand ich blamabel, und nicht, was ich getan hatte - was immer das gewesen sein mochte. »Was genau

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