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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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»Das wäre doch nicht nötig gewesen.«
    Doch, doch, ich wusste schließlich, was sich gehörte. Selbstzufrieden hängte ich meine Jacke an die Garderobe.
    »Oh, sind das etwa Osterglocken?«, rief Frauke da aus. »Oje, wo stelle ich die nur hin, damit die Kinder nicht drankommen? Vielleicht hier ganz oben auf den Schrank? Wusstest du nicht, dass Osterglocken giftig sind?«
    »Nein«, sagte ich. Und wenn schon, welches Kind war so blöd und aß Blumen aus der Blumenvase?
    »Ich kann dir die Liste mit Giftpflanzen kopieren, damit du dich da mal kundig machen kannst«, sagte Frauke. »Oder du lädst sie dir aus dem Internet runter. Wartet, ich bringe die Blumen besser mal in den Keller.«
    »Nächstes Mal bringst du Pralinen mit«, flüsterte Anne mirzu. »Aber ohne Alkohol. Sonst muss sie die im Garten vergraben.«
    Ich sah mich um. Das hier war also Jans preisgekrönter Architektentraum. Schon diese Eingangshalle war beeindruckend. Viel Glas, Edelstahl und Granit. Sparsam eingesetzte Akzente aus Holz. Nirgendwo ein Krümelchen oder ein Staubkorn. Die riesigen Fensterflächen absolut streifenfrei. Als Gegengewicht gerahmte Kinderzeichnungen an den Wänden und drei Garderobenhaken mit bunt bemalten Holzablagen, auf denen »Laura-Kristin«, »Flavia« und »Marlon« stand.
    »Na ihr Aßblödiß«, sagte Marlon. Er saß auf der Treppe und trug einen Fahrradhelm. Wahrscheinlich waren die Stufen rutschig vor lauter Sauberkeit. Auch die blank gewienerten Granitfliesen sahen geradezu einladend glatt aus, wie die unberührte Fläche eines frisch aufbereiteten Eishockeyfeldes. »Ihr ßtintetäßen.«
    »Was soll denn das sein?«, fragte Julius. »Selber Stintetäse«, schrie Jasper.
    »ßtintida ßtintetäße! Etelhafta ßtintetäße«, sagte Marlon. Ich gab mir wirklich Mühe, aber ich kam nicht dahinter, was er uns damit sagen wollte. Vielleicht war es Finnisch oder Rätoromanisch oder eine selbst erfundene Sprache oder das Libretto zu einer selbst komponierten Oper. Bei diesen hochbegabten Kindern konnte man das nie wissen.
    »Da bin ich wieder«, sagte Frauke etwas atemlos. Wahrscheinlich hatte sie meine Gift-Narzissen im Keller mal eben geschreddert und kompostiert, auf einem kindergesicherten Komposthaufen. »Kommt durch ins Wohnzimmer, ich stelle euch den anderen vor. Marlon, du kannst Jasper und Julian mit in dein Zimmer nehmen und ihnen mal deine Spielsachen zeigen.«
    Jasper und Julius sahen nicht gerade begeistert aus.
    »Julius hatte sich eigentlich auch darauf gefreut, mit Flavia zu spielen«, sagte ich.
    Das war nicht ganz korrekt, Julius hatte sich erst darauf gefreut,als ich ihm versichert hatte, dass Flavia zu Hause bestimmt viel netter war als im Kindergarten.
    »Ach, Julius heißt er - ein bisschen altmodisch, oder? Also, mir gefällt Julian besser. Auch wenn man es natürlich oft hört. Ich fand es wahnsinnig wichtig, meinen Kindern Namen zu geben und keine Sammelbegriffe. Außer bei der armen Laura-Kristin ist mir das auch geglückt. In ihrem Jahrgang gab es gleich drei Laura-Kristins. Da denkt man, man ist besonders originell, und dann merkt man, dass man nicht der Einzige war, der das gedacht hat.« Sie lachte. »Ich glaube aber nicht, dass Flavia mit euren Jungs spielen will. Meiner Ansicht nach klaffen Welten zwischen den Geschlechtern. Ich kann Flavia nur unter Zwang dazu bringen, mit Marlon mal Memory oder so etwas zu spielen! Zumal sie immer verliert.«
    »Aba iß bin der Beßtimma in meim ßimma«, sagte Marlon, als er Julius und Jasper die Treppe hinaufführte.
    »Seit neuestem spricht Marlon in Reimen«, sagte Frauke. »Jambisch völlig korrekt. Es ist faszinierend, ihm zuzuhören.«
    Wir betraten einen riesigen Raum mit Fensterfronten in drei Himmelsrichtungen hoch über der Straße. Das Zimmer und die angrenzende offene Küche waren in Schwarz, Weiß, Rot und Nuancen von Grau gehalten und ausgesprochen sparsam möbliert. Nur das Kinderspielzeug, das überall herumflog, störte das Bild. Und natürlich die Kinder selbst.
    Auf schwarzen Ledersofas saßen ein paar Frauen, die uns erwartungsvoll entgegensahen. Ich schenkte Sabine Ziegenleder-Sülzhuhn und Gitti ein erkennendes Lächeln. Gittis Marie-Antoinette, unschwer erkennbar an den Pinselzöpfchen, spielte mit Wibeke, Flavia und einem weiteren kleinen Mädchen mit einem Barbiehaus, das mitten auf dem Couchtisch stand. Auf Sabines Schoß saß ein etwa zweijähriges Kind mit Schnuller im Mund, und ein kleiner Junge, etwa so alt wie Julius,

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