Die Mütter-Mafia
in deinen Job zurück«, sagte ich. »Falls das mit dem Kinderkriegen nicht klappt. Mann, war die eklig! Wie sie dir quasi unterstellt hat, dich künstlich befruchten zu lassen ...«
»Na ja«, sagte Mimi und seufzte. »Ich bin auch nicht gerade ein Engel. Heute sah es vielleicht so aus, als wäre sie die Giftigere von uns beiden, aber ich habe mir auch schon ganz schönwas geleistet. Vor ein paar Jahren, als Sabine schwanger war, hat unsere Unternehmensberatung ihr Pharmaunternehmen unter die Lupe genommen. Sabine und einige andere Frauen wollten nach der Babypause wieder halbtags einsteigen. Ich habe dem Firmenchef empfohlen, sich nicht auf diese unrentable Lösung einzulassen. Entweder ganz oder gar nicht, die Zeiten sind hart, und Frauen wollen doch auf dem Arbeitsmarkt genauso behandelt werden wie Männer. Und deshalb musste Sabine zurück auf ihren Posten, kaum dass sie nach der Geburt wieder auf den Beinen stehen konnte. Sicher will Gott mich heute dafür bestrafen.«
»Oh, oh«, sagte Anne. »Da ist aber einer als Kind auch zu früh auf den Topf gesetzt worden, was?«
»Du brauchst ganz dringend ein Clearing«, sagte ich. »Red mal mit Trudi darüber. Die beseitigt deine aufgestauten Schuldgefühle auf schnellere Art und Weise als ein Psychiater.«
»An so einen Quark glaube ich nicht«, sagte Mimi.
*
Die Pläne, die Max für Nellys Baumhaus präsentierte, waren beeindruckend. Keine krumme Buntstiftzeichnung, sondern ein am Computer konstruierter Architektenplan mit Draufsicht, Vorderansicht und Seitenansicht. Es sollte eine Mischung aus Piratenschiff Ritterburg und Telefonzelle werden und zwischen den zwei alten Rotbuchen errichtet werden, die im hinteren Gartendrittel so nahe beieinander standen, dass ihre Äste sich berührten. Die Bäume waren sicher stark genug, um ein Baumhaus samt Kindern darauf zu tragen, aber ich fand nicht, dass es nötig war, es in vier Metern Höhe zu errichten.
»Das muss aber sein«, sagte Max. »Erst da oben finden sich Äste, die exakt waagerecht und parallel zueinander verlaufen. Es ist eine selbsttragende Konstruktion. Die Baumstämme werden dabei nicht angebohrt, lediglich die Äste als Auflage benutzt. Der Stützpfosten in der Mitte kann zum Beispiel als Marterpfahlgestaltet werden oder als Messlatte oder als Rankgerüst für Efeu. Ich finde außerdem, dass hier der geeignete Platz für einen Sandkasten mit Matschanlage wäre. Wir werden die Plattform oben rundherum mit einem Geländer versehen, aus stabilen Ästen, damit es natürlich aussieht. So ein Geländer schützt die Kleinen vorm Herunterfallen und fungiert gleichzeitig als Reling vom Piratenschiff und Brüstung von der Ritterburg. Im überdachten Bereich wird genug Platz sein, um dort zu mehreren zu übernachten, außerdem gibt es Schießscharten, ein Bullaugenfenster, einen Flaggenmast, einen Lastenaufzug und noch ein paar andere Kleinigkeiten, die ich mir ausgedacht habe. Die Querstreben eignen sich wunderbar für das Aufhängen von Schaukeln und Hängematten.«
»Lass mich raten, du möchtest später mal Architekt werden«, sagte ich. »Oder Grundschullehrer oder Spielzeugmacher.«
»Nein, ich werde Programmierer«, sagte Max. »Da verdient man mehr Kohle.«
Ich gab Max grünes Licht für den Hausbau, und ich gab ihm Geld für die Materialien, mit der Auflage, alles bei Ronnie im Baumarkt zu besorgen und Ronnie bei allen schwierigen Fragen zu Rate zu ziehen.
»Außerdem gibt es ein Honorar«, sagte ich. »Wenn das Haus fertig ist.«
»Ich will kein Geld dafür«, sagte Max verlegen.
»Das ist aber nur fair«, sagte ich. »Und wenn es so schön wird wie auf der Zeichnung, melde ich dich für den internationalen Baumhausarchitektenwettbewerb an.«
Außerdem war ich ja jetzt reich, dank »Ebay«, und wenn ich Mimi und Ronnie Glauben schenken wollte, dann würde ich noch reicher werden, wenn sich dieser Anwalt erst einmal meiner Sache angenommen hatte. Am nächsten Dienstag hatte ich einen Termin bei ihm.
Max wollte an diesem Wochenende mit dem Bauwerk beginnen, ausgerechnet dann, wenn Nelly und Julius bei Lorenz seinwürden und dessen neue Freundin vorgestellt bekämen. Bis gestern hatte Nelly noch monoton wiederholt, dass sie ihren Vater niemals wieder sehen wolle, aber ganz plötzlich war sie aus ihrem Zimmer gekommen und hatte es sich anders überlegt. Ich hatte keine Ahnung, woher dieser plötzliche Sinneswandel gekommen war, war aber heilfroh, dass Julius nicht allein zu Lorenz und
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