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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Paris-Elfriede musste. In solchen Situationen, in denen man etwas »schonend« beigebracht bekam, konnten große Schwestern ganz hilfreich sein. Solange Lorenz Julius seine Neue nicht als »die neue Mami« verkaufen wollte, machte ich mir aber nicht wirklich Sorgen um Julius' Reaktion. Im Gegensatz zu seiner Schwester war er psychisch ausgesprochen stabil.
    Was Nellys Geburtstag am darauf folgenden Montag anging, waren wir zu folgender Lösung gekommen: Wir würden den Tag ganz gemütlich und unspektakulär mit einer Torte und einem Kinobesuch feiern, nur Nelly, Julius und ich und Nellys beste Freundin Lara. Und im Mai, wenn die Renovierung beendet war, durfte Nelly dann ihre erste richtige Fete feiern, im Garten, wobei man bei schlechtem Wetter den Wintergarten mit einbeziehen konnte, mit Grillzeug, Lichterketten, bunten Lampions in den Bäumen und ohrenbetäubender Musik. (Wir würden uns etwas einfallen lassen müssen, um Hempels an diesem Abend zu evakuieren - vielleicht würde ihnen ein Kurzurlaub auf Pellworm gut tun. Ich musste unbedingt Gitti fragen, ob sie mir in dieser Angelegenheit helfen konnte.) Nelly war mit dieser Idee sehr zufrieden, zumal sich ohne Gipsarm besser tanzen ließ, und der würde bis dahin abgenommen sein.
    Als ich mich am Freitag für den Probenachmittag bei der Mütter-Society fertig machen wollte, wusste ich nicht, was ich anziehen sollte. Trudi und Mimi standen in ihren orangeroten Overalls um mich herum und gaben mir Ratschläge. Nelly lag auf meinem Bett und guckte zu.
    »Auf keinen Fall zu aufgekratzt«, sagte Trudi. »Du musst zupackend aussehen.«
    »Aber auch nicht zu rustikal«, sagte Mimi. »Durchaus elegant, eine Frau von Welt, die trotz ihrer Kinder noch Modebewusstsein hat und sich nicht scheut, auch mal einen Fleck auf einem Designerstück zu riskieren.«
    »Kein Schwarz«, sagte Trudi. »Sonst haben die anderen Kinder Angst vor dir.«
    »Und nichts zu Helles, sonst sieht man gleich jeden Fleck«, sagte Mimi.
    »Rosa wäre eine gute Farbe«, sagte Trudi. »Harmlos, kindgerecht, heiter ... - und es steht dir gut zu dem hellen Haar.«
    »Man könnte denken, es geht um einen Job«, sagte Nelly.
    »Das hier ist wichtiger als ein Job«, sagte ich. »Ich will endlich eine gute Mutter sein.«
    »Dann geh besser zur Hypnose«, sagte Nelly.
    Am Vormittag war ich zur Feier des Tages zum Friseur gegangen, der übliche, leicht gestufte Pagenschnitt, den ich schon seit Jahren trug, war wieder in Form gebracht worden. Und weil ich schon mal da war, hatte ich mir gleich eine Maniküre gegönnt und nun keine Farbflecken mehr unter den Fingernägeln. Ich sah gut aus.
    Ich entschied mich schließlich für eine dunkelblaue Jeans, ein rosafarbenes T-Shirt - nicht bauchfrei, aber trotzdem von Nelly geliehen - und rosafarbene Ballerinas. Julius musste seine lochfreien »Oshkosh«-Jeans anziehen und die guten »Elefanten«-Schuhe. Nelly schmierte ihm Gel in die Haare, sie sagte, sonst sähe er wie ein Mädchen aus. Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, legte ich eine Packung Feuchttücher und etwas Spielzeug in meinen rosafarbenen Rucksack und dachte in letzter Sekunde auch noch an Julius' Pantoffeln.
    Trudi zupfte die Kapuze meiner Jacke zurecht und spuckte mir über die Schulter. »Toi, toi, toi.«
    »Viel Glück«, sagte Mimi und drückte mir den Blumenstrauß in die Hand, den ich für Frauke besorgt hatte, ein Bukett aus weißen und rosafarbenen Narzissen.
    »Blumen?«, rief Anne aus, als ich sie abholte. »Ich wusste nicht, dass man was mitbringen muss!«
    »Reg dich nicht auf«, sagte ich. »Die Blumen sind von uns beiden. Eine kleine Aufmerksamkeit für die Gastgeberin.«
    »Herrje!«, sagte Anne. Ich unterzog ihr Outfit einer kurzen kritischen Überprüfung. Schokoladenbrauner Strickpullover zu brauner Jeans. Nirgendwo Blutflecken. Die Wuschellocken zum Pferdeschwanz zusammengebunden. Kein Make-up. Nicht gerade trendy, aber es würde schon gehen.
    »Halt dich gerade«, sagte ich. »Vergiss niemals: Du bist die Königin des Beckenbodens.«
    »Du spinnst«, sagte Anne.
    Jasper und Julius hielten auf dem Weg zu Frauke Händchen. »Sind sie nicht zu süß?«, sagte ich in einem Anfall von Mutterstolz.
    »Ja, ja«, sagte Anne. »Ich hoffe nur, Jasper benimmt sich. Seit neustem hat er so schlimme Tischsitten. Er schlürft und gurgelt und schmatzt. Und er rülpst laut.«
    »Das machen doch alle Kinder«, sagte ich.
    Frauke freute sich über die Blumen. »Wie hübsch«, sagte sie und:

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