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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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sagte ich. »Deshalb haben meine Eltern eine Scheune zu Ferienwohnungen umgebaut.«
    »Eine Scheune«, sagte Sabine und warf Frauke wieder einen Blick zu.
    »Ja, sie haben dort einen Bauernhof«, sagte ich. »Uberwiegend Milchkühe. Und ein bisschen Rüben.« »Rüben«, sagte Sabine.
    Es machte mich nervös, dass sie immer alles wiederholte. »Ja, Futterrüben«, sagte ich.
    Gitti kam mit dem Kaffee zurück. »Hier«, sagte sie und stellte mir ein schaumiges Glas vor die Nase. Ich nahm einen tiefen Schluck. Kaffee konnte ich keinen herausschmecken, dafür aber jede Menge Baileys. Gitti zwinkerte mir zu.
    »Und warum genau möchtet ihr bei uns Mitglied werden, Cornelia und Antje?«, fragte Sabine. »Cornelia war doch richtig, oder?«
    »Constanze. Constanze und Anne«, sagte ich. »Also, weil mir eure Homepage gut gefallen hat. Die Vorstellung, dass alle Mütter zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen, fand ich einfach toll.«
    »Ja, so ein Netzwerk ist einfach supi-wichtig«, sagte Ellen. »Ich wüsste gar nicht, was ich ohne die anderen Mamis machen würde, wenn es die Mütter-Society nicht geben würde! Sogar Gitti würde mir fehlen, echt, Gitti.«
    »Danke«, brummte Gitti. Sie war schon wieder auf dem Weg zu Kaffeeautomat und Hausbar.
    »Tja, es reizt natürlich viele, von unseren Beziehungen zu profitieren«, sagte Sabine. »Aber genau deshalb achten wir darauf, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Geben und Nehmen besteht. Alle Mitglieder müssen ihre Talente, ihre Beziehungen und natürlich ihr Engagement einbringen, damit diese Gesellschaft funktioniert. Gittis Talente beispielsweise bestehen darin, dass sie immer die lästigen Reste wegisst. Aber mehr als eine Gitti kann sich so ein Netzwerk nicht leisten. Wir sind zwar sozial eingestellt, wollen aber beileibe kein Wohlfahrtsverein sein. Frauke hat gesagt, dass du allein erziehend bist, Corinna. Wie ist es denn dazu gekommen?«
    »Tja, also.« Ich nahm noch einen tiefen Zug aus meinem Latte-Macchiato-Glas. Weil es so gut tat, trank ich gleich alles aus. »Auf die übliche Art und Weise, glaube ich. Gitti, kannst du mir noch einmal dasselbe machen?«, rief ich. Diese Sabine löste ein extrem unbehagliches Gefühl bei mir aus.
    »Klar doch«, sagte Gitti.
    »Gitti kann nicht nur die Reste essen«, sagte Ellen. »Sie hat auch jede Menge andere Talente.«
    »Jeder von uns bringt sich ein, so gut er kann«, sagte Frauke. »Wir alle greifen Gitti gerne unter die Arme, weil wir wissen, wie schwer sie es hat, ohne einen Vater für Marie-Antoinette und in ihrer prekären Finanzlage.«
    »Jau«, sagte Gitti.
    Anne fing an zu kichern.
    »Sag ich ja auch nichts gegen«, sagte Sabine. »Ich finde nur, dass eine allein Erziehende reicht. Wir haben damit unser Soll an Sozialfallen erfüllt.«
    Annes Kichern ging in Gelächter über. Ich sah sie streng an, aber sie lachte trotzdem weiter. Es war ja gut, dass sich hier wenigstens einer von uns amüsierte, aber ich wusste nicht, was es hier zu lachen gab. Eher im Gegenteil. Entweder, die litten hier alle unter einem besonders schlimmen Fall des prämenstruellen Syndroms, oder sie waren von Natur aus so.
    »Constanze ist finanziell aber abgesichert, nehme ich an«, sagte Frauke. »Weil ihr Exmann Staatsanwalt ist. Oder Constanze?«
    Ich nickte. Lorenz war sogar Oberstaatsanwalt. »Aber ich weiß gar nicht, warum das für euch so wichtig ist«, sagte ich. »Ich denke, es kostet nichts, bei euch Mitglied zu sein.«
    »Gitti hat zum Beispiel das tolle Banner für unseren Karnevalsumzug gestickt«, sagte Ellen. »Ich glaube nicht, dass du das hingekriegt hättest, Sabine.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht«, sagte Sabine. »Ich hätte es im Copyshop aufdrucken lassen - fertig. Und jetzt, wo wir das geklärt haben, sagt uns doch bitte, wo liegen eure Talente, Anna und Corinna?«
    »Also, wir können uns zum Beispiel unheimlich gut Namen merken«, sagte Anne und lachte so sehr, dass sie keine Luft mehr bekam.

 
     
    22. März
    Karibik war himmlisch, das einzig Störende waren die vielen Deutschen dort. Hatte auf dem Hinflug lange Unterhaltung mit Stewardess, die vor zwei Jahren mit Drillingen schwanger war und bis zum sechsten Monat geflogen ist - die Kinder sind kerngesund, so viel zum Thema Fliegen mit Babybauch, liebe Ellen. Sophie hat die Ferien sehr genossen, sie hat sich die ganze Zeit auf Englisch mit den Kellnern unterhalten, das war wirklich zu süß. Überhaupt haben wir uns wahnsinnig gut amüsiert.

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