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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Sophie und heulte auch. »Meine Haarspange ist runtergefallen, und er ist voll draufgetreten.«
    »Weil ihr mich gekratzt habt«, schrie Jasper. »Drei gegen einen ist unfair!«
    »Lügner!«, schrie Flavia. »Der hat sich selber gekratzt. Der hat oben alles voller Blut gemacht, Mama!«
    Anne kramte in ihrer Handtasche und holte Desinfektionsspray hervor. »Noch jemand?«, fragte sie, als sie Jasper verarztet hatte.
    Aber niemand sonst hatte offene Wunden anzubieten.
    »Mein Barbiebrautkleid ist auch blutig«, flüsterte Wibeke mit schwacher Stimme.
    »Das geht schon wieder raus, wenn man viel kaltes Wasser nimmt«, sagte Frauke und stand auf, ohne Marlon loszulassen. »Ich gebe dir am besten mal einen Eimer und eine Scheuerbürste, Anne. Unser Ziegenhaarvelour ist leider empfindlich, da muss man Blutflecken sofort rauswaschen.«
    Sie musste es ja wissen. Wahrscheinlich richteten die Kinder hier jeden Freitag ein Blutbad an.
    »Vafickte ßpielvaderba! Aßkacka! Müllßlucka!«, brüllte Marlon.
    »Schon gut, Marlon«, sagte Frauke. »Jasper wird sich später sicher entschuldigen. Er ist nur zum ersten Mal hier und kennt die Regeln noch nicht.«
    »Welche Regeln?«, fragte ich. Allmählich fühlte ich mich auch ein wenig prämenstruell aggressiv gestimmt.
    »Jetzt gibt es erst mal Apfelschorle und Obst für alle aufgeheizten Kindergemüter«, sagte Frauke. »Jedes Kind nimmt sich einen Tupperbecher und merkt sich bitte die Farbe.«
    »Die Schmetterlingshaarspange war ein Unikat«, sagte Sonja. »Holzintarsien - nicht zu ersetzen! Ich hoffe, ihr habt eine gute Haftpflichtversicherung.«
    »Ich will nach Hause«, schluchzte Julius.
    »Ich auch«, sagte ich.
    »Er ist ganz blass«, sagte Ellen. »Vielleicht hat er innere Verletzungen. Marlon drückt immer supi-feste zu. Timmi hat er letzte Woche auch unheimlich attackiert. Mit der Schaukelbanane.«
    »Ach was«, sagte Sabine. »Von einer Schaukelbanane kann man keine inneren Verletzungen bekommen. Dann schon eher von einem Kopf der einem in den Magen gerammt wird. Unglaublich, wie brutal und gewaltbereit Jungs doch sind. Ich nehme an, das ist genetisch bedingt. Ein Überbleibsel aus der Steinzeit.«
    »Timmi ist nicht gewaltbereit«, sagte Ellen.
    »Ich schon«, sagte ich.
    »Ich glaube, das ist reine Erziehungssache«, sagte Ellen. »Und ich erziehe meinen Jungen eben nicht zur Brutalität.«
    »Timmi wird höchstwahrscheinlich auch schwul«, sagte Sabine.
    »So ein supi-haarsträubender Unsinn«, empörte sich Ellen. »Genauso könnte ich sagen, dass deine Wibeke mal lesbisch wird.«
    »Ich hab aber gar nichts getan«, flüsterte Wibeke. »Jasper hat mich zuerst angegriffen. Im Kindergarten macht er das auch immer.«
    »Ich glaub dir ja, Mäuschen«, sagte Sabine. »Jungs müssen immer alles mit ihren Fäusten regeln, Mädchen benutzen ihren Verstand.«
    »Und ihre niedlichen Klein-Mädchen-Krallen«, sagte ich. »Ichsehe hier eigentlich nur ein verletztes Kind. Und wie der arme Kerl blutet! Man könnte ja glauben, Jasper habe mit einem Tiger gekämpft.«
    Das waren keine kleinen Mädchen, das waren wilde Bestien. Ganz die Mama.
    »Typisch Jungsmutter«, sagte Sabine. »Bei Jungs ist Raufen ein Kavaliersdelikt, aber wenn Mädchen sich mal zur Wehr setzen, sind sie sofort Furien.«
    »Ach, Sabine, du bist echt supi-ungerecht!«, sagte Ellen.
    »Ja, geh und schaufel dir ein Loch«, sagte ich.
    Immerhin hatten sich die Kinder mittlerweile beruhigt. Nur der kleine Timmi schluchzte haltlos neben der Hydrokulturpalme. Er hatte sich in die Hosen gepinkelt.
    »Du musst nicht weinen, Muckelchen, Mami hat doch neue Sachen dabei«, sagte Ellen. »Das kann doch mal passieren.«
    »Aber doch keinem Dreijährigen«, sagte Sabine. »Herrgott, Wibeke und Karsta waren schon mit anderthalb trocken, völlig ohne Zwang.«
    »Dafür hat Karsta immer noch einen Schnuller«, giftete Ellen zurück. »Das ist supi-schlecht für die Zähne und sieht im Übrigen total bescheuert aus.«
    »Meinst du in etwa so bescheuert wie dieses T-Shirt, das du da anhast?«, sagte Sabine.
    »Wir haben nun mal nicht alle deinen beige-schwarz-grauen Business-Lady-Geschmack, Sabine.« Ellen streckte mir ihren »Achtung-werdende-Mami«-Bauch entgegen. »Findest du das T-Shirt auch bescheuert?«, fragte sie.
    »Nein, ich find's supi-lustig«, sagte ich.
    »Wir gehen dann am besten alle mal rauf zum Tatort«, sagte Frauke, einen Eimer mit Wasser in der einen, Marlon an der anderen Hand. »Um die Spuren zu beseitigen

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