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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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heiße ich aber Ottokar«, sagte Ellen.
    »Es heißt pumperlgesund, Ottokar«, sagte Sabine.
    »Ach, schaufei dir doch ein Loch, Sabine«, sagte Ellen. »Also, ich find's schade, dass ihr nicht Mitglied werden könnt, ihr beiden.«
    »Danke, sehr nett.«
    »Ich bringe euch noch zur Tür«, sagte Frauke.
    »Wir sehen uns dann beim Schutzengelfilzkursus«, rief uns Gitti hinterher.
    Ich hörte Sabine höhnisch auflachen. »Strafe muss sein«, sagte sie. »Gut gemacht, Gitti.«
    »Seid bitte nicht so traurig, dass es nicht geklappt hat«, sagte Frauke an der Tür. »Ihr seid, wie gesagt, nicht die Einzigen, die es versucht haben. Auf zehn Bewerbungen kommen bei uns neun Absagen.«
    »Ja, es ist schon hart, sich vorzustellen, dass wir so einen herrlichen Nachmittag nicht jeden Freitag erleben dürfen«, sagte Anne. »Und ich muss sagen, es ist wirklich faszinierend, wie toll dein Sohn jetzt schon das Ti Äitsch beherrscht.«
    »Das stimmt«, sagte ich. »Aber so reizvoll ich das mit den Fremdsprachen auch finde - Julius müsste wohl erst mal einen Selbstverteidigungskurs machen, um hier zu überleben.«
    Anne und ich gackerten auf dem Heimweg wie alberne Hühner.
    »Weißt du, du hattest Recht«, brachte Anne zwischen zwei Lachanfallen hervor. »Ich fühle mich wirklich viel besser, seit ich diese Frauen kennen gelernt habe. Zum ersten Mal seit langem weiß ich, dass ich doch keine so schlechte Mutter bin. Alles ist relativ, wenn man sich nur mit den richtigen Leuten vergleicht.«
    Auf der Bank unter der alten Linde neben dem Kiosk saß ein dickliches junges Mädchen und leckte an einem »Magnum«.
    »Guck mal! Ist das nicht diese Laura-Kristin?«
    »Doch«, sagte Anne. »Oh mein Gott, wenn Frauke das >Magnum< sehen würde!«
    »Sie weint«, sagte ich. »Guck doch mal!«
    »Ich sehe es«, sagte Anne.
    Meine euphorische Stimmung schwand dahin. »Sollen wir nicht hingehen? Stell dir vor, das wäre eins von unseren Kindern.«
    »Geh du hin«, sagte Anne. »Ich kaufe den Kindern so lange ein Eis. Was wollt ihr, >Magnum< oder >CornettoFlutßefinda<«, sagte Jasper.
    »Sprich bitte richtig, Jasper, du bist nicht hochbegabt«, sagte Anne.
    Als ich mich neben Laura-Kristin setzte, wischte sie sich verschämt die Tränen ab. Sie kullerten trotzdem weiter aus ihren Augen wie Tropfen aus einem Wasserhahn, den man nicht richtig zugedreht hatte.
    »>Magnum< ist immer noch das beste Eis«, sagte ich. »Aber die Schokolade springt immer so blöd in der Gegend rum, wenn man reinbeißt.«
    »Ja, weil sie so dick ist«, sagte Laura-Kristin und schniefte. »Das ist aber gerade das Besondere am >Magnum<. Sind Sie eine Freundin von meiner Mutter?«
    »Nein«, sagte ich sehr bestimmt. »Ich meine, nein, ich bin nur eine Bekannte«, setzte ich etwas moderater hinzu. »Ich war heute Nachmittag bei ihr zu Besuch.«
    »Ich weiß, ich hab Sie ja gesehen. Gab es wirklich keinen Kuchen, oder hat meine Mutter den nur vor mir versteckt?«
    »Wenn, dann hat sie ihn auch vor mir versteckt«, sagte ich. »Hör mal, ich weiß ja, dass es mich nichts angeht, aber warum sitzt du hier und weinst?«
    Laura-Kristin lutschte eine Weile lang abwechselnd an ihrer Unterlippe und dem Magnum. Dann sagte sie: »Weil ich wahrscheinlich schwanger bin.«
    Ich versuchte, nicht schockiert auszusehen.
    Laura-Kristins Tränen flossen jetzt stärker. Wie kleine Bäche bahnten sie sich einen Weg zwischen den Pickeln hinunter.
    »Na ja, das kann man ja ganz einfach feststellen«, sagte ich. »Mit einem Schwangerschaftstest.«
    »Wie schnell geht das denn?«, fragte Laura-Kristin. »Ich meine, wie schnell, nachdem ...«
    »Nach dem Geschlechtsverkehr?«, fragte ich.
    Laura-Kristin zuckte zusammen. »Nachdem das ... Sperma...« Sie ließ das »Magnum« unbeachtet neben sich auf die Bank sinken.
    »Ehrlich gesagt, das weiß ich nicht genau. Es dauert schon eine Weile, bis man eine Schwangerschaft im Körper nachweisen kann.« Ich sah Hilfe suchend zu Anne hinüber. Aber die war damit beschäftigt, den beiden Jungs ihre Eistüten zu öffnen. »Wie lange ist es denn her?«
    »Gerade eben«, sagte Laura-Kristin.
    »Oh. Nein, ich denke, so schnell kann man das nicht nachweisen. Aber wenn es gerade erst passiert ist, ist es noch nicht zu spät für die Pille danach.« Wieder sah ich zu Anne hinüber. »Du weißt doch, was das ist?« Ich war mit der Situation hoffnungslos überfordert. Da saß ich mit einer wildfremden Vierzehnjährigen auf einer Bank und versuchte ihr die

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