Die Mütter-Mafia
diese vafickten Weibßbilda gar nicht.«
*
In der Nacht träumte ich das erste Mal seit langer Zeit wieder von Sex. Der Jaguarmann presste mich in den Beifahrersitz seines Jaguars und riss mir die Klamotten vom Leib. Er selbst war, bis auf eine Krawatte, nackt.
Ich klammerte mich an der Krawatte fest und flüsterte: »Es tut mir so Leid, dass ich den Lack beschädigt habe. Ich möchte es wirklich wieder gutmachen.«
»Das ist aber nicht so einfach«, sagte der Jaguarmann. »Das ist ein Jaguar, also versuch hier keine VW-Käfer-Nummer abzuziehen, okay?«
Ich küsste den Jaguarmann so innig ich konnte.
»Das war aber allerhöchstens Audiniveau«, sagte er. »Wenn du es nicht besser kannst, solltest du lieber aussteigen.«
Aber das wollte ich auf keinen Fall. Ich hatte schon zu lange keinen Sex mehr gehabt, und ich wusste, dass ich aufwachen würde, wenn ich jetzt ausstieg. Ich sagte dem Jaguarmann unanständige Sachen. Im Traum sagte ich immer unanständige Sachen. Dem Jaguarmann schien es zu gefallen, er legte sich jedenfalls »Rolls-Royce«-mäßig ins Zeug. Kurz vor meinem Orgasmus klopfte jemand gegen die Scheibe. Ich sah die Gesichter von Frauke und Sabine direkt über mir.
Sabine sagte: »Sie ist doch gar nicht sein Typ - ich dachte, er steht auf fügsame Asiatinnen. Seine Mutter wird ihm das Taschengeld streichen.«
Und Frauke sagte: »Diese Unterwäsche ist allerhöchstens Opelniveau.«
Unterwäsche? Ich schaute erschrocken an mir herunter: Tatsächlich: Ich hatte meine Unterwäsche noch an, sogar drei Höschen übereinander. Schweißgebadet wachte ich auf.
Auf Omi Wilmas Wecker war es Viertel nach drei.
Was für ein merkwürdiger Traum. Seine symbolische Bedeutung lag auf der Hand. Drei Unterhosen übereinander! Ich war entsetzt von meiner unbewussten Einstellung zur Sexualität, die mir dieser Traum offenbart hatte. Wenn Trudi heute kam, würde ich sie zwingen, das Feng-Shui in meiner Partnerschaftsecke massiv auszuarbeiten. Ich war noch zu jung, um künftig nur von Sex zu träumen. Und dann auch noch so unbefriedigend. Auch wenn es in einem Jaguar war: Sex im Auto ist irgendwie immer ein wenigUnd gegen den Jaguarmann als Sexualpartner war auch einiges einzuwenden: erstens seine Vorliebe für käufliche Asiatinnen, zweitens seine Mutter mit den angetackerten Ohren. Ich hoffte sehr, dass ich befriedigendere Träume haben würde, wenn Trudi sich meiner Partnerschaftsecke angenommen hatte.
Weil ich nicht wieder einschlafen konnte, geisterte ich auf leisen Sohlen durch das Haus. Zuerst schaute ich bei Nelly ins Zimmer: Sie lag auf dem Bauch und machte leise Schnorchelgeräusche. Ihre Hand umklammerte die Ohren des alten Schlafesels. Wie lange würde sie wohl noch so kindlich aussehen, wenn sie schlief? Wann würde statt des Schlafesels ein Junge dort liegen? Ich hoffte, bis dahin würden noch eine Menge Jahre vergehen. Und ich hoffte sehr, dass ihr niemals so ein widerlicher Mensch über den Weg laufen würde wie Laura-Kristins Klavierlehrer.
Julius' Decke lag wie üblich auf dem Boden. Als ich ihn wieder zudeckte, sagte er leise: »Mami.« Ich hätte vor Rührung beinahe geweint: Mein Sohn träumte von mir.
Drei Stunden später klingelte der Wecker. Obwohl ich mich wie gerädert fühlte, stand ich auf und nahm eine Dusche. Ronnie, Mimi und Trudi wollten pünktlich um acht Uhr vor der Tür stehen, um der Küche und dem Esszimmer den letzten Schliff zu verleihen, Max wollte mit dem Baumhaus beginnen, und außerdem hatte sich ein Ebayer namens wildwill2 angekündigt, der heute Omi Wilmas Frisierkommode abholen wollte. Wie es der Zufall wollte, kam auch wildwill2 aus Zülpich-Ülpenich. Es war, als würde ich diesem Ort und seinen Bewohnern nun die Ungastlichkeit von damals mit Mahagoni-Scheußlichkeiten heimzahlen können.
Wildwill2 war Anfang fünfzig, wog schätzungsweise hundertzwanzig Kilo und trug eine FC-Köln-Schirmmütze zu einem ballonseidenen Trainingsanzug in Lila und Grau. Mit bürgerlichem Namen hieß er Wilhelm Zukowski, das wusste ich, weil er dreihundertneunzig Euro auf mein Konto überwiesen hatte. Er bestand aber darauf dass ich »wildwill« sagte und »du«.Im Gegenzug nannte er mich »omiopfer«, was der blöde Name war, den Mimi sich für mich bei »Ebay« ausgedacht hatte.
»Du, omiopfer, diese dreigeteilten Spiegelaufsätze bekommt man heutzutage ja gar nicht mehr. Und dieses einmalige Holz! Meine Frau schwärmt für die Fünfzigerjahre. Wir können dieses
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