Die Mütter-Mafia
Zweisamkeit abhalten sollte, und ich erklärte mich einverstanden.
Als Mimi und Ronnie am Samstagabend nach Hause gehen wollten, zwang ich sie noch, drei Flaschen Rotwein mit mir und Trudi zu leeren. Wenn sie was getrunken hatte, hatte Mimi mir nämlich anvertraut, wurde sie immer schrecklich schläfrig. Das war gut. Denn wenn sie schlief konnten Ronnie und sie keinen Sex haben. Und wenn sie keinen Sex hatten, konnten sich die Spermien ungestört vermehren.
Mimi schlief vor Mitternacht am Esstisch ein, obwohl ich mir zwischen dem Nachschenken alle Mühe gegeben hatte, unterhaltsam zu sein. Ich hatte in erster Linie von den Kindern erzählt.
Ronnie wollte Mimi nach Hause tragen. »Aber dass du mir bloß nicht auf dumme Gedanken kommst«, sagte ich, als er sie über die Türschwelle trug. »Was meinst du?«, fragte Ronnie.
»Du weißt schon - Finger weg von einer schlafenden Frau. Und Finger weg auch von dir selbst, hörst du?« »Wie bitte?«
»Du hast mich schon richtig verstanden«, sagte ich. »Dusch einfach kalt!«
Am nächsten Morgen waren Mimi und Ronnie noch tatendurstiger als sonst, was mir bestätigte, dass meine Rechnung aufgegangen war. Allerdings konnte ich Mimi wohl kaum jeden Abend betrunken machen, das würde ihrer Gesundheit schaden. Wenn sie doch nur endlich schwanger wäre.
Sonntagmittag schon lag der schmutzig graue Nadelfilz in der Einfahrt, zusammengerollt für die Entsorgung, und Ronnie, Mimi, Trudi und ich verlegten das Parkett im Akkord.
Gitti kam auf ein Schwätzchen vorbei. Sie setzte sich auf Nellys im Flur zwischengeparktes Bett und sah uns zu.
»Marie-Antoinette ist mit meinen Eltern in den Zoo gefahren«, sagte sie. »Ich wäre ja auch gerne mitgekommen, aber das war meinen Eltern zu teuer.« Sie seufzte. »Ich habe leider wieder mal nicht im Lotto gewonnen! Ihr habt den Schutzengelkurs doch nicht vergessen, oder?«
»Nein, nein«, sagte ich. »Ganz im Gegenteil. Anne bringt vielleicht noch ein paar Freundinnen mit.«
»Und ich auch«, sagte Trudi. »In meiner Atemtherapie-Supervisionsgruppe sind Schutzengel im Augenblick das Thema.«
»Toll«, sagte Gitti. »Es macht ja nichts, dass es eigentlich Filzen mit Kindern heißt, Hauptsache, es sind genug Teilnehmer da. Die von der Mütter-Society werden schön blöd gucken.«
»Warum bist du da überhaupt noch Mitglied?«, fragte ich. »Für die bist du doch bloß die Quoten-Alleinerziehende. Merkst du eigentlich nicht, wie die immer auf dir rumhacken?«
»Ach, da hab ich ein dickes Fell«, brummte Gitti. »Und ich hab ja auch jede Menge Vorteile. Ich und Marie-Antoinette. Ohne die Mütter-Society könnte sie weder Klavierunterricht nehmen noch Sprachkurse machen. Und wenn sich die Zeitfenster schließen, hat sie die Chancen für alle Zeit versäumt.«
»So ein Quatsch«, sagte Trudi.
»Also, du als Kinderlose kennst dich da nicht so gut aus, Trudi. Ich kann dir gerne den Artikel von Dr. Hellmann kopieren«, sagte Gitti.
»Nee, danke«, sagte Trudi. »Ich bin Diplompsychologin, und ich habe zu diesem Thema mehr gelesen als alle Mütter deiner Society zusammen. Du musst nicht alles glauben, was die dir sagen. Was du brauchst, ist ein Clearing, Gitti. Danach bist du ein neuer Mensch.«
»Sie braucht wohl eher eine Typberatung«, raunte Mimi mir zu. Wir lagen auf den Knien nebeneinander und klopften mit einem Gummihammer Nut und Feder des Ahornparketts ineinander.
»Und eine gründliche Rasur«, raunte ich zurück.
»Und vierzig Jahre auf einer Schönheitsfarm«, flüsterte Ronnie.
»Ich habe übrigens eine Bastelanleitung für den indianischen Traumfanger gefunden, auf den du mich angesprochen hast«, sagte Gitti zu Trudi. »Wenn du willst, mache ich dir einen. Einen ganz individuellen, mit deinem Totemtier und so. Ganz preiswert.«
Trudi war wieder einmal entzückt. »Das ist eine wunderbare Kursidee, Gitti! Vielleicht bieten wir das mal kombiniert an: Entdecke den Indianer in dir, und wir basteln uns einen individuellen Traumfänger. Das wäre sicher der Renner!«
»Au ja«, sagte Gitti. Aber dann setzte sie resigniert hinzu: »Aber das Familienbildungswerk würde so einen esoterischen Heidenkram niemals bewilligen. Die sind doch katholisch. Und meine Eltern würden das auch nicht gutheißen.«
»Dann machen wir es einfach woanders«, sagte Trudi. Wenn sie herumspinnen konnte, war sie ganz und gar in ihrem Element. »Hier in Constanzes Wintergarten zum Beispiel. Wenn der renoviert ist, eignet der sich fantastisch für
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