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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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sprachbehinderter Heini bist selber ein Müllschlucker!«
    »Mama, der Marlon hat mich und die Wibeke geschubst.«
    »Flavia! Was habe ich dir über das Petzen gesagt? Oh, hallo«, sagte Frauke zu mir.
    »Hallo, Frauke«, sagte ich. Ich hatte ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil a) mein Sohn in ihren Schrank gekotzt hatte, b) durch mein Geplapper Jans Doppelleben als studentischer Frauenheld ans Licht gekommen war und ich c) wusste, dass sie wusste, dass ich wusste, dass sie nicht gemerkt hatte, dass der Klavierlehrer ihre Tochter sexuell missbraucht hatte.
    Aber Fraukes Lächeln war herzlich. Sie trug mir offensichtlich nichts nach.
    Umso kühler fiel Sabines Begrüßung aus. »Ach, Dings, hallo.« »Hallo«, sagte ich genauso kühl.
    Dem Jaguarmann und seiner Tochter schenkte Sabine ein erstaunlich strahlendes Lächeln. »Guten Morgen! Heute ist Emilys Geburtstag, nicht wahr? Deine Oma hat mir schon ganz viel davon erzählt, Emily, und Wibeke freut sich schon ganz doli auf das Kinderfest am Samstag und den Clown. Na, wie hat dir denn das tolle Puppenhaus gefallen, das der Schreiner für dich gemacht hat? Wibeke und Karsta haben auch ein schönes Puppenhaus. Das hat ihnen ihr Papi aber selber gemacht, deshalb ist es nicht so groß.«
    Emily machte große Augen. Der Jaguarmann sagte: »Die Geschenke bekommt sie erst heute Nachmittag. Und der Clown sollte eine Überraschung sein.«
    »Seißdreck!«, sagte Marlon. Ich fand es sehr passend.
    Aber Sabine war hartgesotten. »Na dann viel Spaß noch«, sagte sie nur. »Und viele Grüße an Ihre Mutter, ja?«
    »Gerne«, sagte der Jaguarmann. »Ahm - wie war noch gleich der Name?«
    »Müllßucka!«
    »Ziegenweidt-Sülzermann«, sagte Sabine. »Ich bin im Produktmanagement in der Firma Ihres Vaters.«
    »Ach ja richtig«, sagte der Jaguarmann und küsste Emily zum Abschied.
    »Flitßebörne!«
    »Ihre Mutter sehe ich ab und an beim Golfen«, sagte Sabine. »Wenn ich denn Zeit dazu habe. Gerade am Wochenende bin ich ja viel geschäftlich unterwegs. Wibeke und Emily sind übrigens auch zusammen im Ballettunterricht. Wann möchtest du denn mal zu Wibeke zum Spielen kommen und dir das Puppenhaus anschauen?«
    »Gar nicht«, sagte Emily. »Ich hab Wibeke auch gar nicht zumeinem Geburtstag eingeladen, das hat meine Oma getan.« Sie hopste in den Gruppenraum. Ich grinste anerkennend. Von den Kindern konnten wir in puncto Direktheit noch eine Menge lernen.
    »Wiedersehen«, sagte der Jaguarmann.
    Sabine lächelte heiter. Sie lächelte, bis der Jaguarmann die Garderobe verlassen hatte. Dann stellte sie das Lächeln abrupt ein und sagte: »Dieser arrogante Arsch! Der weiß genau, wer ich bin und was ich tue. Es ist ein Kreuz, dass man zu so einem höflich sein muss! Ich hasse diese Typen, die nie einen Finger krumm machen mussten, weil sie schon in Geldscheinen gewickelt wurden! Und diese alte Schachtel, seine Mutter - mir wird schon schlecht, wenn ich die nur sehe! Immer kommt sie mit irgendwelchen Spendenaufrufen an, und natürlich kann man nicht nur zehn Euro spenden, nein, es muss immer ein dicker Scheck sein, die Frau weiß schließlich, was ich verdiene. Dass ich damit aber meinen Mann, die Hypotheken, zwei Kinder und die Kinderfrau durchbringen muss, das ist ihr nicht klar. Sie denkt, ich reiße mir für die Firma nur aus reinem Vergnügen Tag und Nacht ein Bein aus.« Für einen Moment sah sie sehr alt und sehr hässlich aus. Beinahe hätte sie mir Leid getan.
    Aber nur beinahe.
    »Hat deine Freundin schon einen Termin beim Psychiater für ihren verhaltensgestörten Schreihals gemacht?«, fragte sie mich.
    »Jasper ist nicht verhaltensgestört«, sagte ich empört. Wenn hier einer verhaltensgestört war, dann Sabine. Aber Sabine hatte beschlossen, mich nicht mehr zu beachten.
    »Und, Frauke, hängt bei euch der Haussegen wieder gerade?«
    »Ja, genau, wie geht es denn Laura-Kristin?«, fragte ich.
    »Mit Jan und mir ist wieder alles bestens«, sagte Frauke. »Das war alles nur ein Missverständnis, Constanze hat da ganz schön was durcheinander gebracht.«
    »Habe ich das?«
    »Ist ja nicht so schlimm«, sagte Frauke und lachte. »Irgendwiewar es ja auch ganz lustig. Aber ich kann Jan ja schlecht böse sein für Frauengeschichten, die er vor meiner Zeit gehabt hat. Außerdem sagt er, er ist so froh, dass er mich hat, und dass er diese Verena neulich mal beim Einkaufen getroffen hat und dass sie wahnsinnig fett geworden ist und schlechte Zähne hat und keine Kinder und

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