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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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seinen Bann. Ein junges, verliebtes Pärchen bezog gerade seine neue Wohnung. Sie erwarteten ihre ersten Kinder und dachten über die Namen nach, die sie ihnen geben würden. Und dann -Himmel war das traurig! - fielen die Frau und die Kinder einemheimtückischen Mord zum Opfer. Ich fragte mich wirklich, warum dieser Film ab null Jahren freigegeben war! Gut, bei dem jungen Paar handelte es sich um computeranimierte Clownfische, und die Kinder (ungefähr viertausend) waren noch in den Eiern gewesen, aber ich glaubte nicht, dass Troja insgesamt Dramatischeres zu bieten hatte.
    Aufgewühlt futterte ich mich tief in den Popcorneimer.
    »Geht es vielleicht auch etwas leiser?«, zischte die Mercedes-Schrulle.
    Ich reichte den Popcorneimer etwas beschämt an Julius weiter.
    Nemo, das einzige Clownfischbaby, das überlebt hatte, kam in die Schule und schwamm auf dem Rücken eines Rochens davon, direkt an einen gefährlichen Meeresgraben. Ein lautes Piepsen ertönte. Ich ahnte schon, dass die nächste Katastrophe unmittelbar bevorstand.
    Julius schlürfte die Limonade geräuschvoll durch seinen Strohhalm.
    Emilys Oma seufzte ebenso geräuschvoll. Der Druck ihres Knies in meinem Rücken wurde fester.
    Wieder piepste es. Ich begriff, dass das nicht zum Soundtrack des Filmes gehörte.
    Nemo wurde von einem Taucher gefangen und entführt. Sein Vater war untröstlich. Ich auch. Das war mehr, als ein Clownfisch ertragen konnte. Ich sah zu Julius hinüber, aber der sah ganz fröhlich aus, soweit ich das im Dunkeln erkennen konnte.
    Lautes Piepsen. Dann die Melodie von »Ein Rudi Völler!«.
    »Herrgott nochmal!«, sagte Emilys Oma. »Machen Sie sofort das Handy aus, oder ich hole jemanden vom Personal!«
    »Schschscht!«, sagte ich. »Ich habe überhaupt kein Handy dabei!« Außerdem spielte meins ganz brav und leise »Für Elise«, wenn es denn überhaupt mal klingelte.
    »Ruhe«, sagte jemand von weiter vorn. »Ein Rudi Völler« verstummte.
    Eine Weile konnten wir dem Film ungestört folgen. Es blieb dramatisch. Als der Clownfisch und seine Doktorfischfreundin auf eine Gruppe angeblich vegetarischer Haie trafen, musste Julius meine Hand halten, und Nelly musste mir sagen, wann ich die Augen wieder aufmachen konnte.
    »Atmen Sie doch wenigstens mit geschlossenem Mund«, sagte die Mercedes-Schrulle zu dem jungen Mann, der Gyros gegessen hatte.
    Irgendwo in der Nähe spielte jemand die Melodie von »Die Hände zum Himmel«.
    »Jetzt reicht es mir aber«, sagte die Mercedes-Schrulle und klopfte auf die Lehne meines Sitzes.
    »Lassen Sie das bitte«, sagte ich. »Das ist nicht mein Handy, und damit basta.«
    »Die Hände zum Himmel« ging mit einem Doppelpiepser in »The Final Countdown« über und gleich danach in »Ich bin jung und brauche Geld«. Es dauerte noch ein Weilchen, aber als Nemos armer Vater sich durch eine Herde Feuerquallen kämpfte, merkte ich endlich, dass es Nellys Handy war, das uns all diese schönen Melodien bescherte.
    »Bist du noch ganz dicht?«, zischte ich. »Mach das sofort aus.«
    »Es hat fünfzig verschiedene Klingeltöne«, flüsterte Nelly. »Und elf Geräusche. Es kann wiehern und sich räuspern und jodeln!«
    Julius kicherte. »Bitte, lass es mal wiehern, Nelly, biiiiitte!« Ich begriff dass die Heiligenscheine über den Köpfen meiner Kinder nur eine vorübergehende Erscheinung gewesen waren. »Stell das Handy sofort aus!«
    »Gleich! Ich suche schon die ganze Zeit nach dem Furz. Der hört sich täuschend echt an. Warte mal, hör doch.«
    Es piepste, dann rülpste jemand laut und Ekel erregend. Julius und Nelly kicherten haltlos.
    »Typisch«, sagte die Mercedes-Schrulle.
    Ich brauchte eine Weile, bis ich begriff, dass das Handy gerülpst hatte und nicht Nelly selber.
    »Nelly!«, zischte ich empört. »Pack das Ding sofort in deinen Rucksack.«
    »Noch einmal, bitte. Der Furz ist so gut! Die Ziege hinter uns regt sich darüber bestimmt unheimlich auf.« Es piepste wieder, dann lachte Nellys Handy unheimlich. »Scheiße, schon wieder nicht der Furz!«
    Julius kicherte noch mehr. Er hörte sich an, als ob er gekitzelt würde.
    »Ruhe!«, sagte jemand von weiter vorn.
    »Es hat keinen Zweck, ich versuche das schon seit einer Stunde«, sagte die Mercedes-Schrulle. »Aber was will man von solchen Proleten auch anderes erwarten?«
    »Sie sind doch selber am lautesten«, sagte der junge Mann.
    »Und Sie klappen mal ganz schnell wieder Ihren Mund zu«, sagte die Mercedes-Schrulle. »Das ist doch eine

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