Die Mütter-Mafia
keinen Mann ... - die Ärmste, oder? Sie hat ihr Studium zwar zu Ende gemacht, aber deshalb ist sie trotzdem keine glückliche Frau. Ich bedauere jede Frau über fünfunddreißig, die keine Kinder hat.«
»Ich auch«, sagte Sabine. »Ich habe mir den Vormittag freigenommen, um mit Karsta zum Kinderarzt zu gehen. Sie hat sich auf dem Clubnachmittag eine Erkältung eingefangen. Sie hat die ganze Nacht gehustet, die Ärmste. Kann es sein, dass ihr diesen Virus eingeschleppt habt, Cornelia?«
»Nein, wir doktern gerade noch an der Pest herum«, sagte ich.
*
Nelly war hellauf begeistert von ihren Geschenken, sogar von Julius' selbst gemachtem Bilderrahmen (rosa mit aufgeklebten Rosen).
»Da kommt ein Bild von dir rein, Juli«, sagte sie. »Damit jeder sieht, was für einen süßen kleinen Bruder ich habe. Danke, die Sachen sind alle supertoll! Und die Torte ist so schön!«
Ich machte ein Foto von Nelly und Julius, wie sie sich umarmten, und war ziemlich sicher, dass man später darauf Heiligenscheine über ihren Köpfen sehen würde. Was hatte ich doch für engelsgleiche Kinder!
Trudi schenkte Nelly einen Gutschein für eine Energiemassage, und Mimi brachte eine wunderschöne Palme für Nellys Zimmer herüber. Trudi hatte sich übrigens in der Nacht gar nicht zwischen Mimi und Ronnie ins Ehebett drängeln müssen, denn freundlicherweise hatte die Katze die beiden die ganze Nachtvom sinnlosen Spermienverschleudern abgehalten, indem sie ihre Jungen geboren hatte. Sechs Stück, jede Stunde eins, es war eine harte Nacht gewesen. Mimi schenkte Nelly auch gleich symbolisch eins der Kätzchen. Sie könne es haben, wenn es sechs Wochen alt wäre, und sie könne sich aussuchen, ob sie lieber ein rot getigertes oder ein braun getigertes haben wolle. Nelly konnte sich nicht entscheiden.
»Am besten nehmt ihr gleich zwei«, sagte Mimi, und Nelly und Julius waren gleichermaßen hingerissen.
»Das ist der schönste Geburtstag in meinem ganzen Leben«, sagte Nelly.
»Meiner auch«, sagte Julius.
Den absoluten Vogel schoss allerdings Lorenz ab, der Nelly das allerneuste mega-coole Fotohandy samt Vertrag schenkte mitsamt dem Versprechen, die monatliche Rechnung zu bezahlen, sofern sie sich nicht auf über hundert Euro beliefe. Ich wollte erst widersprechen, aus Angst, Nelly würde nun Tag und Nacht smsen und quatschen, aber dann beschloss ich, mich hier nicht einzumischen. Auch Paris rief an, um Nelly zu gratulieren und ihr einen gemeinsamen Einkaufsbummel vorzuschlagen. Nelly war entzückt, vor allem, weil Paris mit ihrer goldenen »American Express«-Karte bezahlen wollte.
»Eigentlich ist es doch cool, dass mein Vater jetzt mit einem stinkreichen Model zusammen ist«, sagte sie. »Er hätte sich ja auch so eine furztrockene Arbeitskollegin aussuchen können.«
Ich fand auch, dass Paris gar nicht so übel war. Sie brachte ein bisschen Glanz und Glamour und Manolo Blahnik in unser Leben. Trudi und Mimi meinten zwar, dass mir ein bisschen gesunde Eifersucht nicht schaden konnte, aber ich konnte solche Gefühle nun mal nicht künstlich erzeugen. Warum auch? Paris war nett, und es ging mir doch viel besser, wenn ich ihr Lorenz von Herzen gönnte. Ja, sie war sogar so nett, dass ich ihr eigentlich sogar noch etwas Besseres gegönnt hätte.
Nelly wollte unbedingt »Findet Nemo« angucken. Ich wärelieber in »Troja« gegangen, weil mir Anne, Mimi, Trudi und sogar Gitti von Brad Pitts nacktem Hintern vorgeschwärmt hatten. Gitti hatte sogar gesagt, dass Brad Pitts Hintern sich toll angefühlt hätte, was uns alle irritiert hatte. Wir hielten es fiir so gut wie ausgeschlossen, dass Brad Pitt der große Unbekannte war, der Marie-Antoinette gezeugt hatte. Mimi meinte, Marie-Antoinettes Vater sei mit ziemlicher Sicherheit der Schwimmbad-Reiniger des tunesischen Ferienclubs, in welchem Gitti damals ihren Urlaub verbracht hatte. Auf jeden Fall hatte »Troja« sie alle in ihren Bann gezogen, und ich wollte Brad Pitts Hinterteil auch unbedingt sehen, um mitreden zu können. Trudi hatte der Film so sehr begeistert, dass sie nun prompt auch ein Leben aus dieser Epoche vorzuweisen hatte, als schöne Ägäis-Prinzessin und Geliebte diverser griechischer Helden und Halbgötter. Das war keine große Überraschung: In all ihren früheren Leben war Trudi entweder Prinzessin, Königin, Gräfin, Papst, Raumschiffkapitän oder Indianderhäuptling gewesen und immer schön und klug. Erstaunlicherweise scheinen alle Leute mit einem früheren
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