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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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flackernden Feuer trug. Die Sterne leuchteten über den fernen, schattigen Bergen. Die Wüste glich einem großen, stillen Meer, das sich von der Wärmequelle, der sie sich nä-
    herten, nach allen Richtungen hin ausbreitete.
    Weihrauch, der Geruch von Wachskerzen. Er legte sie auf die Rissen aus Seide, auf einen Teppich aus dunklen, gewobenen Blumen. Sie schloß die Augen ob der tanzenden Flammen der Kerzen. Parfüm stieg von der Seide unter ihr auf. Eine Liege-statt, die er für sie gemacht hatte, für sich, für diesen Augenblick.
    »Ich liebe dich, Julie Stratford«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Meine englische Königin. Meine zeitlose Schönheit.«
    Seine Küsse nahmen ihr den Atem. Sie lag da mit geschlossenen Augen und ließ zu, daß er ihre enge Spitzenbluse auf-knöpfte und die Haken ihres Rockes löste. Vollkommen willenlos ließ sie zu, daß er Leibchen und Korsett und die lange Spitzenunterwäsche auszog. Sie lag nackt da und sah zu ihm auf, während er sich selbst auszog.
    Er wirkte königlich, seine Brust glänzte im Licht, sein Geschlecht war hart. Dann spürte sie sein Gewicht, mit dem er sich auf sie senkte, sie zermalmte. Tränen standen ihr in den Augen; Tränen der Erlösung. Ein leises Stöhnen kam über ihre Lippen.
    »Öffne das Tor«, flüsterte sie. »Das jungfräuliche Tor. Ich bin für immer dein.«
    Er durchstieß das Siegel. Schmerz, ein kurzer, stechender Schmerz, der in ihrer wachsenden Leidenschaft unterging. Sie küßte ihn voll Begierde, küßte Salz und Schweiß von seinem Hals, seinem Gesicht, seinen Schultern. Er stieß heftig in sie hinein, immer und immer wieder, und sie reckte sich ihm entgegen.
    Als die erste Welle über ihr zusammenschlug, schrie sie auf, als würde sie wahrhaftig sterben. Sie hörte ein tiefes Knurren in seinem Hals, als er den Gipfel erreichte. Aber das war erst der Anfang.

    Elliott hatte beobachtet, wie das Beiboot abgelegt hatte. Durch das Fernglas sah er das winzige Licht des Lagerfeuers weit draußen hinter den flachen, festgestampften Dünen. Er sah die winzige Gestalt des Dieners und der Kamele.
    Dann eilte er unter Deck, ohne den Gehstock zu benützen, weil er fürchtete, zuviel Lärm zu machen, und öffnete Ramses Tür.
    Sie war unverschlossen. Er betrat die dunkle Kabine.
    Dieses Ding hat mich zu einem Heimlichtuer und Dieb gemacht, dachte er. Aber er hielt nicht inne. Er wußte nicht, wieviel Zeit er hatte. Er hatte nur das Licht des Mondes, das durch das Bullauge schien, um den Schrank voll ordentlich aufgehängter Kleidungsstücke, die Schubladenkommode mit Hemden und anderen Dingen und die Truhe zu durchsuchen.
    Keine Geheimformel in diesem Zimmer. Es sei denn, sie war gut versteckt.
    Schließlich gab er auf. Er stand über dem Schreibtisch und sah auf die aufgeschlagenen Biologiebücher hinunter. Und dann sah er etwas Schwarzes und Häßliches, das ihm einen Schrecken einjagte. Aber es war nur die Hand der Mumie, die da auf dem Schreibtisch lag.
    Wie töricht er sich vorkam. Und wie er sich schämte. Und doch stand er da, betrachtete das Ding, und das Herz klopfte laut in seiner Brust, und dann spürte er den brennenden Schmerz, der stets auf solche Schrecken folgte, und ein taubes Gefühl im Arm. Er blieb reglos stehen und atmete ganz ruhig und langsam.
    Schließlich ging er hinaus und machte die Tür hinter sich zu.
    Ein Heimlichtuer und Dieb, dachte er. Er stützte sich auf seinen silbernen Gehstock und ging langsam in den Salon zu-rück.

    Die Morgendämmerung nahte. Sie hatten das warme Zelt vor Stunden verlassen und waren nur in weite Seidentücher ge-hüllt hierher in den Tempel gekommen. Sie hatten sich immer wieder im Sand geliebt. Und dann hatte er im Sand gelegen und zu den Sternen aufgeschaut, der König, der dieses Haus erbaut hatte.
    Keine Worte mehr. Nur die Wärme seines nackten Körpers an ihrem, während sie in seinem linken Arm ruhte. Sie hatte nur das glatte Tuch eng um sich geschlungen.

    Kurz vor Sonnenaufgang schlief Elliott im Sessel ein. Er hörte, wie das kleine Boot anlegte, hörte das Plätschern, das Knirschen von Seilen, als die beiden Liebenden wieder an Bord kamen. Er hörte ihre raschen, verstohlenen Schritte an Deck.
    Dann wieder Stille.
    Als er die Augen aufschlug, stand sein Sohn im Schatten vor ihm. Zerzaust, als hätte er sich für die Nacht gar nicht ausgezogen, das Gesicht unrasiert. Er sah zu, wie sein Sohn eine Zigarette aus dem Elfenbeinetui auf dem Tisch nahm und sie anzündete.
    Jetzt erst sah Alex

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